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Furoshiki: Traditionelle Verpackungstechnik aus Japan

Stört es dich, dass an jedem Geburtstag oder auch an Weihnachten diverse Geschenkpapier- und Klebestreifenreste übrig bleiben? Dann suchst du sicherlich nach einem Weg, kleine Aufmerksamkeiten nachhaltig zu verpacken. Die Lösung hierfür kommt aus Japan, in Form eines rechteckigen Tuches – dem sogenannten Furoshiki. Worum genau es sich dabei handelt, wie du es selber nähen kannst und schließlich Dinge darin einwickelst, erfährst du hier!

Furoshiki: Die umweltfreundliche Verpackung nach japanischer Art

Bevor du dich dem Nähen der Tücher und den verschiedenen Knotentechniken zuwendest, möchten wir dir das Furoshiki etwas genauer vorstellen. Das kleine Stückchen Stoff ist nämlich mehr als nur ökologisches Verpackungsmaterial. Tatsächlich verbirgt sich dahinter eine jahrhundertelange Tradition. Werfen wir einen Blick darauf!

Zwei Frauen in traditioneller japanischer Kleidung laufen einen Weg entlanfg, im Vordergrund grüne Äste
Foto: © Yohei Shimomae, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Zwischen Badehäusern und Plastiktüten

Das Furoshiki ist ein traditionelles japanisches Tuch, meist aus Baumwolle, Seide, Chirimen oder Hanf, dessen Ursprünge sich bis ins 8. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Anfänglich hieß es noch “Hiratsutsumi” (Kunst des Einpackens). 600 Jahre später erhielt es vom damaligen Herrscher Yoshimitsu Ashikaga seinen uns bekannten Namen. Dieser setzt sich aus den Worten “Furo” (Bad) und “shiki” (unterlegen) zusammen. Inspiration hierfür fand der Shogun (der Anführer der Samurai)  in seinen Gästen. Denn die zum Dampfbad eingeladenen Fürsten legten ihre Kleider auf ein quadratisches Seidentuch und schlugen sie darin ein, um sie nicht mit den anderen zu verwechseln.

Ein japanisches Badehaus mit Holzwannen
Foto: © Roméo A. , Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

In der Edo-Zeit (1603-1868) ging diese Methode auch auf andere Gesellschaftsschichten über. So fing man in öffentlichen Badehäusern gleichfalls an, den persönlichen Besitz in Stoffe zu wickeln, auf welche vorher die entsprechenden Familienwappen eingefärbt wurden. Auch Händler machten sich diese Technik zu eigen und begannen, ihre Produkte damit einzupacken. Durch das Logo ließ sich schnell erkennen, wem die Waren gehörten.

Schließlich erreichten die praktischen Tücher die Privathaushalte. Hier wurden sie anfänglich genutzt, um kleine Notfallbündel zusammenzuschnüren. Diese lagen beispielsweise für den Fall eines Brandes griffbereit. Nach dem Krieg nahm der Gebrauch durch die ansteigende Verwendung von Plastiktüten jedoch ab. Heute beobachten wir die Rückkehr der alten Tradition, aufgrund der Umwelt- sowie Ölkrise. Tatsächlich rief die japanische Regierung explizit dazu auf. Darum arbeiten Designer und Manufakturen Hand in Hand, um nicht nur nützliche, sondern auch moderne Furoshiki herzustellen.

Personen mit verschiedenen Kimono stehen hintereinander
Foto: © Bruno Aguirre, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Zum Verschenken, für daheim oder unterwegs – die japanische Alternative

Du siehst, das Furoshiki lässt sich für einige Zwecke einsetzen und das, obwohl es meist nur etwas größer ist, als ein deutsches Stofftaschentuch. Typische Maße sind 70 × 70 oder 100 × 100 cm, aber natürlich finden sich auch weitere Formate. Der aus Naturfasern bestehende Stoff ist robust gewebt und lässt sich leicht waschen. Schließlich soll man ihn ja mehr als einmal verwenden können. Neben dem umweltfreundlichen Einpacken von Geschenken eignet er sich zudem:

  • zum Einschlagen von Bento (jap. Brotboxen) und anderen Gegenständen
  • als Geldbörse, Beutel oder Einkaufstasche
  • als Kleidungsstück und Accessoire
  • als Picknick-Unterlage bzw. Tischdecke

Fassen wir noch einmal zusammen: Das japanische Tuch überzeugt also aufgrund seiner Qualität, Praktikabilität und Wiederverwendbarkeit. Durch die verschiedenen erhältlichen Muster kannst du dir zudem einzigartige Ausführungen heraussuchen, die exakt zur beschenkten Person passen oder deinen Charakter widerspiegeln. Wie genau du etwas darin einschlägst, zeigen wir dir jetzt!

Eine geöffnete japanische Brotzeitbox neben einer, die noch im Furoshiki eingewickelt ist
Foto: © Kunchan, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: commons.wikimedia.org

Geschenke in Tücher einwickeln – Furoshiki-Falttechniken

Um etwas mit einem Furoshiki einzupacken, musst du nicht zwingend ein Original benutzen. Andere robuste Stoffe bzw. Tücher eignen sich ebenfalls dafür. Achte nur darauf, dass sie quadratisch sind. Mit Formaten ungleicher Seitenlängen gelingen die Falttechniken nicht. Probier es doch einmal aus. Hier findest du drei verschiedene Anleitungen für unterschiedlich geformte Objekte.

Otsukai Tsutsumi – rechteckige Gegenstände

Diese Methode, die auch unter dem Namen “Basic Carry Wrap” bekannt ist, wird am häufigsten verwendet. Mit ihrer Hilfe wickelst du rechteckige Objekte ganz leicht in die Tücher ein. In Japan benutzt man sie oftmals für Brotboxen. So funktioniert es:

  1. Breite den Stoff  glatt vor dir aus. Dabei sollte eine Ecke in deine Richtung zeigen. Ist das Muster nur auf einer Seite, lege ihn mit der unbedruckten Fläche nach oben hin.
  2. Platziere jetzt dein Geschenk mit der langen Seite zu dir in der Mitte.
  3. Nimm die untere Stoffecke, welche dir am nächsten sein sollte, zur Hand und falte sie über deinen Gegenstand.
  4. Eventuell steht dadurch auf der anderen Seite etwas von der Spitze über. Diese kannst du ignorieren oder unter dem Objekt feststecken.
  5. Danach legst du das obere/gegenüberliegende Ende vollständig um. Nun zeigt seine Spitze in deine Richtung. Das Geschenk sollte an diesem Punkt schon vollständig bedeckt sein.
  6. Nimm jetzt die übrigen Ecken rechts und links und binde sie in der Mitte doppelt zusammen. Ziehe alles dabei ordentlich straff. So eignet sich der Knoten als sicherer Tragegriff. Die überstehende Spitze zählt als optisches Highlight.
Eine Person präsentiert ein in Furoshiki eingepacktes Geschenk
Foto: © Anastasia Shuraeva, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Bin Tsutsumi – für Flaschen

Verschenkst du zu verschiedenen Anlässen gern mal eine Flasche Wein? Dann verzichte auch hier darauf, extra eine Verpackung zu kaufen. Denn das Einwickeln mit einem Furoshiki ist nicht schwer. Für den “Bottle Carry Wrap” musst du:

  1. Deinen Stoff genauso ausbreiten, wie bei rechteckigen Gegenständen.
  2. Stell dein Getränk in die Mitte.
  3. Nimm anschließend die seitlichen Ecken und binde sie über der Flasche zusammen.
  4. Zwirble die überstehenden Enden so weit wie möglich ein und knote sie zweimal fest. Jetzt hast du einen Tragegriff.
  5. Das vordere und hintere Ende wickelst du jetzt entgegengesetzt um das Glas, sodass es vollständig bedeckt wird. Sichere auch diese mit einem Doppelknoten.
Auf einem Tisch liegen drei in Furoshiki eingewickelte Geschenke, im Hintergrund ein Weihnachtsbaum
Foto: © Anastasia Shuraeva, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Suika Tsutsumi – kugelförmige Objekte

“Suika” heißt auf Deutsch Wassermelone, weshalb diese Technik ebenso als “Watermelon Carry Wrap” bekannt ist. Hiermit packst du runde Gegenstände, wie Bälle oder Geschenkkörbe, einfach ein. Auch diese Anleitung beginnt mit dem Ausbreiten deines Furoshiki auf die bisherige Art und Weise.

  1. Verknote zunächst die jeweils benachbarten Ecken doppelt miteinander. Dein Tuch müsste nun dem Aussehen einer Plastiktüte bzw. Tragetasche ähneln.
  2. Nimm den rechten Henkel und führe ihn durch die Öffnung des anderen.
  3. Ziehe ihn nach oben und den vormals linken nach unten in Richtung deines Gegenstandes. So spannt sich der Stoff fest um dein Geschenk.
  4. Der obere Henkel dient jetzt als Tragegriff.
Aufgeschichtete Stoffe in verschiedenen Farben
Foto: © Digital Buggu, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Gar nicht so kompliziert, oder? Wir sind schon gespannt, was du auf die japanische Art und Weise einpackst. Deshalb zeigen wir dir zum Abschluss, wie du hierfür dein Furoshiki selber nähen kannst.

Dein Furoshiki selber nähen

Du hast bereits erfahren, dass Furoshiki üblicherweise aus natürlichen Fasern wie Baumwolle, Seide oder Hanf gewebt werden. Genauso gut eignen sich aber auch Leinen und Viskose. Eine ehemalige japanische Umweltministerin fertigte ein Tuch sogar aus recycelten Plastikflaschen, um damit die Aufmerksamkeit auf mehr Nachhaltigkeit zu lenken. Entscheide also selbst, welche Stoffart du verwenden möchtest. Behalte nur im Hinterkopf, dass dieser robust und leicht waschbar sein sollte.

Jemand näht an einem hellen Stoff mit der Nähmaschine eine Kante um
Foto: © cottonbro, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Letztendlich ist so ein Geschenktuch nicht viel mehr als ein Viereck mit gesäumten Kanten. Damit es noch etwas eleganter aussieht, kannst du allerdings sogenannte Briefecken nähen. So geht’s:

  1. Schneide deinen Stoff in der gewünschten Größe plus doppelter Nahtzugabe zu.
  2. Breite ihn mit dem Muster nach unten aus.
  3. Für einen doppelt umgeschlagenen Saum setzt du Markierungen parallel zur Außenkante bei 1 cm und bei 3 cm.
  4. Bügle diese nacheinander nach innen um.
  5. Falte sie wieder auf.
  6. Klappe die Ecke am Schnittpunkt der beiden inneren Bügelfalten diagonal über.
  7. Glätte die Schräge ebenfalls und öffne sie wieder.
  8. Falte nun die äußeren Säume wieder um und daraufhin die beiden Stoffkanten zur anderen Seite hin rechts auf rechts, sodass sie also Stoß auf Stoß liegen.
  9. Suche die Diagonale, die du in Schritt 6 gebügelt hast. Sie sollte innen etwas hervorschauen. Nähe an dieser mit einem Geradstich entlang. Vergiss nicht, Anfang und das Ende zu verstechen.
  10. Mit etwa einem halben Zentimeter Abstand kannst du die Nahtzugabe abschneiden
  11. Kremple deine Briefecke jetzt auf rechts um und forme sie aus. Ggf. kannst du mit z. B. einem Essstäbchen in die Ecke hineinfahren und diese sauber ausstülpen.
  12. Schlage den zweiten Saum an der inneren Kante ein und bügle ein abschließendes Mal darüber.
  13. Wiederhole diesen Vorgang an den drei anderen Enden.
  14. Steppe zum Schluss alle umgebügelten Kanten mit einem Geradstich ab.

Mit oder ohne Briefecken hast du also im Handumdrehen dein eigenes japanisches Geschenktuch gezaubert. Probier es doch einmal aus und überrasche deine Liebsten mit wunderschönen, umweltfreundlichen Verpackungen, die sie so vielleicht noch nicht gesehen haben!

Weiterführende Links
www.furoshiki.news/furoshiki-geschichte/
www.netzsieger.de/…/was-ist-furoshiki
www.blog.erbsenprinzessin.com/…/furoshiki-geschenke-stoff-einpacken-spoonflower/
www.youtube.com/watch?v=lHEjKeInuTs

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