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Weich und angenehm auf der Haut: Jersey nähen

Du gehst in einen Laden, in dem T-Shirts und Co. angeboten werden, und streifst durch die Reihen. Hat erst einmal ein Teil deine Aufmerksamkeit erregt, ist neben dem Look bestimmt das Gewebe das Erste, was du prüfst. Schließlich soll sich das Kleidungsstück auch gut auf der Haut anfühlen. Viele Hersteller lassen ihre Kleidungsstücke aus Jersey nähen. Was sich dahinter verbirgt, wie du selbst damit arbeiten kannst und was bei der Pflege zu beachten ist, erfährst du hier. Lies jetzt weiter!

Was ist Jerseystoff: Einblick in die Namensgebung und Geschichte

Tatsächlich geht man davon aus, dass der Stoff Jersey nach der gleichnamigen Kanalinsel Großbritanniens benannt wurde. Ein Indiz für die Richtigkeit ist, dass bereits im Mittelalter dieser Ort für seine Strickwaren und Wollprodukte bekannt war.

Stapel Stoff mit einer Baumwollblüte darauf
Foto: © Mia Moessinger, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Im 19. Jahrhundert, genauer gesagt 1878, wurde das Material quasi über Nacht berühmt. Und das verdanken wir alles der britischen Society-Dame Lillie Langtry. Diese ließ sich nämlich von John Everett Millais malen und trug auf dem Bild ein einfaches schwarzes Kleid, das von einer Näherin auf Jersey angefertigt wurde. Das begeisterte die viktorianische Gesellschaft so sehr, dass die Nachfrage nach dem Stoff stieg.

Spätestens mit Coco Chanel erlangte das Textil seine weltweite Bekanntheit. Denn durch sie fand er sogar in der Haute Couture Verwendung. Zuvor wurde Jersey nämlich hauptsächlich als Unterwäschestoff genutzt. Mittlerweile begegnet uns das Gewebe überall und lässt sich aus der Modeindustrie nicht mehr wegdenken.

Frau hält ein schwarzes T-Shirt hoch
Foto: © Angela Roma, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Wichtig vor dem Jersey nähen: Welche Arten gibt es?

Betrittst du einen Stoffladen, kann dich die Auswahl wahrscheinlich erst einmal ziemlich überwältigen. Denn hier warten unterschiedlichste Optionen auf dich, die zahlreiche Funktionen bergen. Was jedoch alle gemeinsam haben: Es handelt sich um sogenannte Maschenware, das heißt, dass sie gestrickt bzw. gewirkt wird. Dadurch fühlt sie sich nicht nur besonders weich an, sondern ist auch ein wenig dehnbar oder sogar elastisch.

Ein Stapel mit Stoff
Foto: © Mel Poole, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Übrigens: Um den Kauf kommst du nicht herum, wenn du Jersey nähen willst. Denn eine eigene Herstellung ist nicht wirklich möglich. Dafür braucht es industrielle Maschinen, die feinste Stricktechniken umsetzen. Doch dadurch entstehen auch ganz unterschiedliche Arten des Materials mit besonderen Eigenschaften.

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Besonders elastisch: der Single Jersey

Single Jersey kennst du vielleicht auch unter dem Namen Tricot-Stoff. Hier handelt es sich um die verbreitetste Art. Wenn du dir das Ganze mal von Nahem anschaust, wirst du die Ähnlichkeit zum Strick sehr gut erkennen. Die Vorderseite weist rechte Maschen auf, wohingegen die Rückseite Linke zeigt. Produziert wird das Ganze mit nur einer Nadel und ausschließlich auf rechts glatt.

Zwei Stapel mit T-Shirts, auf einem liegt eine Baumwollblüte
Foto: © Moonstarious Project, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Meist fühlt sich das Gewebe sehr dünn und weich an. Dazu kommt noch die durch die Herstellungstechnik entstandene Dehnbarkeit. Klassischerweise besteht dieser Stoff hauptsächlich aus Baumwolle. Für noch mehr Flexibilität wird oft auch ein geringer Anteil von Elasthan oder alternativ Viskose, Polyester, Lycra oder Nylon dazugegeben, was das Jersey nähen ein wenig kompliziert macht. Dazu später aber mehr.

Eher robust: der Double Jersey

Bei dieser Art des Jerseys nutzt man eine andere Herangehensweise bei der Herstellung. Denn hier stricken die Maschinen entweder rechts-rechts oder links-links. Dadurch entsteht auf beiden Seiten ein gleiches Maschenbild, sodass sie sich nicht voneinander unterscheiden. Du musst ihn schon etwas dehnen, damit die übereinanderliegenden Maschen sichtbar werden.

drei Stoffe über einandergelegt
Foto: © Maite Oñate, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Durch diese Technik bildet sich ein viel robusteres Gewebe, im Vergleich zum Single Jersey. Gleichzeitig wirkt er deswegen für viele hochwertiger. Meist verwendet man Baumwolle für diese Stoffart. Doch auch Tencel, Lycra, Polyester oder Viskose werden zusammen mit einer Elasthanmischung eingesetzt, damit du beim Jersey nähen immer noch von der Flexibilität profitierst.

Strapazierfähig: der Interlock-Jersey

Der Interlock-Jersey wird an zwei Nadelreihen gestrickt. Diese stehen sich gegenüber und arbeiten im Wechsel. Dabei wird in einer rechts-rechts-Bindung gekreuzt. Außerdem ist er durch eine halbe Maschenhöhe versetzt. Klingt kompliziert, hat aber zum Ergebnis, dass das Gewebe nicht nur besonders weich, sondern auch blickdicht und sehr warm ist.

Dunkelblauer Stoff mit mit einem Eukalyptuszweig darauf
Foto: © Annie Spratt, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Zudem zeichnet sich das Textil aufgrund dieser Verarbeitung durch eine besondere Dehnbarkeit, jedoch nicht Elastizität aus. Das heißt, dass er sich zwar in die Länge und Breite ziehen lässt (wie bei einem Stretch-Stoff), aber danach nicht wieder gänzlich in seine ursprüngliche Form zurückkehrt.

Jedoch kannst du beim Jersey nähen mit einer höheren Strapazierfähigkeit rechnen, da er über die doppelte Anzahl an Fasern verfügt. Das ist von Vorteil, wenn du ein Gewebe suchst, das auch nach mehreren Waschgängen nicht an Volumen verliert. Oft besteht der Stoff aus 100 % Baumwolle. Du findest aber ebenso Mischgewebe, bei denen Elasthan oder ähnliches hinzugefügt wurde.

Eine alte Nähmaschine und ein buntgemusterter Stoff
Foto: © Clem Onojeghuo, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Bemustert: der Jacquard-Jersey

Ähnlich wie der Interlock-Jersey strickt man den Jacquard-Jersey zweiseitig. Jedoch kommen hier mehrere, unterschiedlich gefärbte Fäden zum Einsatz, wodurch Muster direkt ins Textil gewirkt werden, statt sie nur aufzudrucken. Somit kann man bei der Herstellung wunderbar kreativ werden und dem Stoff einen ganz individuellen Touch verleihen, was später das Jersey nähen noch abwechslungsreicher macht.

Orange-weiß-gestreifter Stoff
Foto: © Volodymyr Hryshchenko, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Bedenke jedoch dabei, dass nur eine Seite so gemustert erscheint. Die andere sieht typischerweise gegengleich zur Vorderseite aus. In der Regel weist außerdem dieses Textil nicht so dehnbare Eigenschaften wie andere Varianten von Jerseystoffen auf. Dafür gelten die Gewebe als besonders hochwertig. Meistens nutzt man übrigens Baumwolle oder eine Kombination aus dieser mit Polyester.

Mehr Struktur: der Cloqué-Jersey

Wenn dir Muster nicht reichen und es lieber etwas sein soll, das eine haptische Struktur aufweist, dann empfehlen wir dir Cloqué-Jersey. Der Clou: Hier werden zwei unterschiedliche Lagen miteinander verbunden. Die untere Schicht liegt dabei sehr straff, während die obere sich locker darüber spannt. Durch ein Garn zieht sich das untere Gewebe zusammen, während das obere Blasen wirft.

Grüner Stoff, der eingedreht wurde
Foto: © Divazus Fabric Store, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Damit dieser Effekt noch besser zur Geltung kommt, kommen in der Regel zwei unterschiedliche Textilien zum Einsatz. So eignen sich beispielsweise Wolle und Seide sehr gut. Das erklärt auch, warum diese Art des Jerseystoffs als besonders edel und exquisit gilt. Damit verzauberst du jedes Kleidungsstück zum absoluten Hingucker.

Was lässt sich alles mit Jersey nähen?

Jetzt haben wir dir zwar schon die unterschiedlichen Arten vorgestellt, doch wenn du gerade neu mit dem Thema anfängst, ist die Anwendung wahrscheinlich noch ein Mysterium für dich. Deshalb wollen wir dir noch etwas Inspiration geben, was du aus den verschiedenen Möglichkeiten des Jerseys nähen kannst.

Oberteile aufgehängt an einer Kleiderstange
Foto: © Liza Summer, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com
Jerseystoff Wofür
Single-Jersey
  • T-Shirts
  • dünne Pullover
  • Kleider
  • Unterwäsche
  • Leggings
  • Pyjamas
  • Mützen
  • Stirnbänder
Double-Jersey
  • Kleider
  • Röcke
  • Blazer
  • Hosen
Interlock-Jersey
  • Schlafanzüge
  • Unterwäsche
  • Blazer
  • Schals
  • T-Shirts
  • Kleider
  • Spannbettlaken
Jacquard-Jersey
  • Cardigans
  • Kleider
  • Röcke
  • T-Shirts
  • Unterwäsche
Cloqué-Jersey
  • Kleider
  • Oberteile

Übrigens: Durch die hohe Dehnbarkeit bzw. Elastizität sowie das weiche, angenehme Hautgefühl eignet sich dieser Stoff besonders für Baby- und Kinderkleidung. Er bietet viel Bewegungsfreiheit und ist je nach Zusammensetzung auch sehr atmungsaktiv. Davon profitieren kleine Kleidungsträger enorm.

Babykleidung an einer Stange
Foto: © The Nix Company, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Los geht’s mit dem Jersey Nähen

Beim Jersey Nähen gibt es einige Dinge, die du beachten solltest, denn dehnbare Stoffe sind anspruchsvoll. Das merkst du schon beim Zuschneiden. Leg das Textil locker aus und verwende beim Einzeichnen einen Stift, bei dem du nicht zu viel Druck ausüben musst, sonst verziehst du das Gewebe. Oder aber du befestigst das Schnittmuster mit Stecknadeln auf dem Stoff und schneidest direkt daran entlang. Dafür sind auch eine rutschfeste Unterlage und ein Rollschneider ideal. Achte darauf, dass du mit der Richtung des Fadenlaufes schneidest, damit später nichts einläuft und das fertige Kleidungsstück sich auch in der richtigen Art dehnt.

Blauer Stoff unter einer Nähmaschine
Foto: © Bozhin Karaivanov, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Übrigens: Ob du deinen Stoff nun vor oder nach dem Zuschneiden wäschst, bleibt dir überlassen. Wir empfehlen es dir aber eher zuvor, da oft bis zu 10 Prozent eingehen, gerade wenn der Baumwollanteil besonders hoch ist. Hast du das erledigt, kommt es endlich zum Nähen. Dafür solltest du eine spezielle Jerseynadel für die Maschine nutzen, die mit ihrer abgerundeten Spitze die Maschen nicht kaputtmacht. Wir raten dir übrigens, mit der Nähmaschine zu arbeiten, da es per Hand durchaus kompliziert durch die Dehnbarkeit sein kann.

So oder so musst du beim Jersey Nähen den Stoff locker halten und ihn auf keinen Fall straff ziehen, da das Ergebnis sonst wellig wird. Als Stich empfehlen wir dir den Zick-Zack-Stich. Wenn du dich darüber noch einmal näher informieren möchtest, dann lies in unserem Blogbeitrag zu Sticharten nach. Solltest du mit einer Overlock arbeiten, dann eignet sich auch der Overlock-Stich. Hier profitierst du davon, dass in einem Schritt der Stoff vernäht und versäubert wird. Damit verringert sich das Risiko, dass sich das Gewebe an den Enden einrollt. Steht sie bei dir nicht parat, funktioniert eine einfache Nähmaschine natürlich auch. Doch diese Stoffart ist mit egal welchem Gerät für Anfänger häufig herausfordernd.

Scheren und Garn
Foto: © Margaret Jaszowska, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Zu guter Letzt: So pflegst du deinen Jerseystoff

Hast du es geschafft und ein hübsches Kleid oder ein T-Shirt aus dem Jersey genäht? Dann geben wir dir abschließend noch ein paar Tipps, wie du diesen am besten pflegst, damit er noch lange Zeit so toll aussieht wie am Anfang. Kommen wir zunächst zum Waschen: Drehe dabei die Kleidungsstücke immer auf links und verwende einen Schonwaschgang bei niedriger Temperatur. 30 Grad reichen schon aus. So wirkst du einerseits dem Auswaschen und andererseits dem Einlaufen entgegen.

Person steckt Wäsche in die Waschmaschine
Foto: © Sarah Chai, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Wenn du einen Wäschetrockner zu Hause hast, solltest du ihn bei diesem Material aus lassen. Denn tatsächlich ist es besser, dieses Gewebe liegend zu trocknen. So leiert nichts aus und zieht sich nicht in die Länge. Anschließend kannst du natürlich dein Stück bügeln. Achte hier auf eine mäßige Hitze und führe das Eisen immer in Maschen- bzw. Längsrichtung. Und schon ziehst du dein Lieblingsteil wieder an!

Weiterführende Links:
www.de.wikipedia.org/…/Jersey_(Stoff)
www.blog.alpinschnuller.com/stoffkunde-jersey/
www.lexikon.wohnen.de/jersey/

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