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Verstaubter Tand oder praktisches Helferlein: Das Nähkästchen

Sie begegnen einem vielleicht nicht mehr an allen Orten, aber wer ein wachsames Auge hat, wird sie dennoch immer wieder finden: Nähkästchen. Mal auf Flohmärkten, mal bei der Tante im Schrank, mal sogar in der Kurzwarenabteilung eines Kaufhauses. Doch braucht man diese ulkigen Teile noch oder sind sie einfach Relikte aus der Vergangenheit? Wir werfen heute einen Blick in die Nähkörbe und verraten dir, warum sie noch immer praktisch sind, was in ihrem Inneren nicht fehlen sollte und wie du mit ihnen arbeitest. Lies hier weiter!

Früher purer Luxus: Die Geschichte des Nähkästchens

Ein großes antikes Nähkästchen auf Holzbeinen
Foto: © Magnus Manske, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: commons.wikimedia.org

Die Wissenschaft ist sich nicht einig, seit wann wir Menschen Kleidung tragen. Daten von 75.000 Jahren, aber auch von über 200.000 Jahren sind im Gespräch. Fakt ist: Wir haben uns schon sehr lange mit Fellen, Ledern und später Textilien bedeckt und gewärmt. Entsprechend lange gibt es auch schon Utensilien, um diese Stücke herzustellen. Waren diese anfangs sicherlich noch rudimentär, wurden sie im Laufe der Zeit aber immer ausgefeilter. Kein Wunder also, dass man irgendwann auf den Gedanken kam, dass dafür ein spezielles Behältnis praktisch wäre.

Von den Anfängen bis zum Nähkasten

Altmodisches geflochtenes Nähkästchen mit Tragegriff auf vier Füßen
Foto: © PKM, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: commons.wikimedia.org

Schon früher nutzte man sicher einen Beutel, um Nadeln und Garn aufzubewahren. Seitdem ist aber viel Zeit vergangen und das Repertoire fürs Nähen ist deutlich angewachsen. Darum entwickelten sich in der Neuzeit immer geräumigere Optionen, etwa Schatullen, aber auch kleine Nähtischchen. Denn schließlich sollte die Hausfrau, welche damals für solche Arbeiten verantwortlich war, nicht unnötig Zeit damit verbringen, erst alle nötigen Kleinigkeiten zusammensuchen zu müssen. In den Nähtischen fand sich der Platz für alle Utensilien und gleichzeitig die Stellfläche für eine Maschine, falls diese im Haushalt vorhanden war. Immer mehr wurden diese Kleinmöbel zu wahren Luxusgütern.

Doch spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die großen Tische aus der Mode. Es galt, mobil und flexibel zu sein. Deswegen wurden die kleinen Nähkästchen und -körbe immer beliebter. Hier konnte man ebenfalls über alles Wichtige in kompakter Art und Weise verfügen und dieses sogar noch mitnehmen. In einer Zeit, in der es nicht die große Auswahl an Kleidung und Textilien gab, definitiv praktisch. Denn die Menschen musste viel ausbessern und umnähen, damit möglichst viel Nutzen aus den knappen Ressourcen gezogen werden konnte. Dafür waren die kleinen Nähutensilos enorm praktisch.

Geflochtene Schale voller Garn, Stoffresten und einer Schere
Foto: © Mojor Zhu, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Für wen eignen sich Nähkästen heute noch?

Der Zweck der Kästchen und Körbe ist heute noch immer der Gleiche wie früher: Hier bewahrst du alle deine Nähutensilien auf. Das Praktische an diesen Helferlein ist aber, dass du hier übersichtlich und strukturiert sortieren kannst. Kein langes Suchen, sondern ein Griff und weiter geht’s mit dem Nähen. So zumindest ist die Idealvorstellung. Wie du diese Ordnung gut umsetzen kannst, verraten wir dir später noch.

Vielleicht fragst du dich aber, ob du überhaupt so einen Kasten brauchst. Du nähst ja eventuell gar nicht viel. Das Schöne ist, dass es diese Ordnungssysteme in zahlreichen Ausführungen und Größen gibt (auch dazu gleich mehr). Somit kannst du dir eines zulegen, wenn du nur gelegentlich mal eine Socke stopfen oder einen Knopf annähen willst. Kürzt du vielleicht auch manch Hosenbein oder möchtest dich als Hobbyschneider versuchen, dann bist du mit einem solchen Stück erst recht gut beraten!

Tisch voller Nähutensilien, daruntre Schere, Garn, Bleistift, Maßband, Notizbuch und Zeichenblock
Foto: © ANTONI SHKRABA, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Aus dem Nähkästchen plaudern

Übrigens, falls du dich schon mal gefragt hast, woher diese Redewendung kommt: Hier hat sich Theodor Fontane der Tatsache bedient, dass die Damen der Gesellschaft gern beim Nähen ein wenig tratschten. Es wurden also auch sicher manch Geheimnisse dabei ausgetauscht. Eine zugespitzte Variante fand sich dann in seinem Roman “Effi Briest”. Hier fand man im Nähkästchen der Hauptfigur Effi verhängnisvolle Briefe über eine außereheliche Affäre der jungen Frau.

Aus dieser literarischen Prägung heraus wurde der Spruch “aus dem Nähkästchen plaudern” ausgesprochen populär und ist uns noch heute ein Begriff. Allerdings verbinden wir damit nicht sofort solch brisante und pikante Enthüllungen. In der Gegenwart verwenden wir diesen Ausspruch eher im Sinne von “einen Einblick gewähren” oder vielleicht auch “etwas verraten”.

Herzförmiges Nähkästchen voller Garn, dahinter liegt Maßband
Foto: © Suzy Hazelwood, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Welche Nähkästchen gibt es?

Wer sich ein Nähkästchen vorstellt, hat meist diese prototypische Variante zum Ausklappen vor dem inneren Auge. Doch tatsächlich gibt es noch verschiedene andere Arten. So findet sich definitiv für jeden das Richtige! Die drei gängigsten Modelle wollen wir hier einmal kurz vorstellen: den Nähkorb, den Nähkasten und den Nähkoffer.

Aufbewahrung Eigenschaften
Nähkorb
  • meist aus festem Bast gefertigt
  • häufig eckig, aber auch abgerundet möglich
  • meist 2 Ebenen, ein herausnehmbarer Einsatz für kleine Utensilien
  • unten mit Platz für große Hilfsmittel oder Nähstücke
Nähkästchen
  • i.d.R. aus Holz gefertigt
  • verschiedene Formen möglich
    • als eckige Schatulle mit mehreren Unterteilungen z.T. auch herausnehmbar (ähnlich einer Teebox)
    • als kleine Mini-Kommode mit mehreren Schubfächern
    • als Ziehharmonika-Ausklappsystem mit verschiedenen Fächern auf mehreren Etagen
Nähkoffer
  • die modernste Variante
  • meist aus Edelstahl gefertigt, aber auch Kunststoff
  • ist sehr robust
  • verfügt ebenfalls über eine ausklappbare Etagenfunktion mit mehreren Fächern

Der Nähkorb ist meist aufgrund seiner Größe eher etwas für Leute, die sehr viel nähen und die aktuellen Projekte immer gleich parallel griffbereit haben möchten. Gerade, wenn häufig Kleidung ausgebessert werden muss, kann er sehr praktisch sein. Außerdem hat er auch einen gewissen dekorativen Charme.

Ein rundes Nähkörbchen aus Stoff mit Reißverschluss, darin Garn, Nadeln und Schere, daneben große Garnrollen
Foto: © StillWorksImagery, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pixabay.com

Das Gleiche gilt im Übrigen für das klassische Nähkästchen. Es gibt es in so vielen Formen und Varianten, sodass hier jeder sein Modell findet. Sein großer Vorteil ist, dass es besonders viel Platz zum Sortieren bietet. Wer also viele Utensilien hat und vielleicht sogar mehrere verschiedene Techniken praktiziert, ist mit ihm gut beraten. Der Nähkoffer rangiert in der gleichen Einschätzung, hat aber noch einen weiteren Vorteil: Ihn kannst du auch unterwegs mitnehmen!

Das Innere des Nähkästchens

Wir erwähnten es ja bereits: Ein Nähkorb ist etwas ganz Individuelles. Was sich hier im Laufe der Zeit seiner Benutzung ansammelt, sind Zeugen für das Schaffen seines Besitzers. Dennoch gibt es einige Utensilien, die sich als sehr praktisch erwiesen haben. Diese würden wir dir darum als Grundausstattung empfehlen wollen.

Tisch voller Knöpfe, Garn, Nadeln, Scheren, Maßbändern, Nadelkissen
Foto: © bluemorphos, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pixabay.com

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Werkzeuge und Material – was gehört hinein?

In einen Nähkasten solltest du vor allem erst einmal deine wichtigsten Werkzeuge packen. Was zu diesen zählt, kommt ein wenig auf die Art und Weise an, wie du nähst. Bist du ein Patchworker? Dann brauchst du die besonders langen Stecknadeln und so manche Nähmaschinen-Unterfadenspule. Liebst du es eher, deine Projekte mit wunderschönen Stickereien zu verzieren? Dann sind Stickschere und Übertragungspapier vielleicht immer ganz weit oben auf deiner Prioritätenliste. Die folgende Übersicht ist darum weder vollständig noch hierarchisch sortiert. Sie soll dir lediglich Anregungen geben, was den meisten als tauglich erscheint.

  • Maßband (wenigstens 2 m lang)
  • Markierstift oder Schneiderkreide
  • Faden- oder Stickschere
  • Universal-/Stoffschere
  • Nadeln (verschiedene Größen, z.B. Nähnadeln, Stopfnadeln, Nähmaschinennadeln)
  • Fingerhut (evtl. auch mehrere Größen)
  • Nadeleinfädler
  • Nahtauftrenner
  • Stecknadeln
  • Sicherheitsnadeln
  • Nadelkissen (klassisch oder magnetisch)
Stoffreste und zahlreiche Garnrollen in verschiedenen Farben auf einem Teppich
Foto: © Casey Chae, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Abgesehen von diesen Tools und Helferlein rät es sich zudem, im Nähkästchen die wichtigsten Materialien abseits des Stoffs zu lagern. Auch hier ist die Entscheidung wieder abhängig davon, was du gerne herstellen möchtest. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt, allerdings dem Platz. Darum unser Tipp: Versuch dich hier auf die wichtigsten Essentials deines Nähalltags zu konzentrieren. Das können Folgende sein:

  • Garne
    • diverse Farben sind praktisch, mind. aber Schwarz, Weiß, Grau, Braun
    • verschiedene Sorten für verschiedene Einsatzzwecke, z.B. Baumwollgarn, Polyestergarn, Zwirn, Stickgarn
  • Knöpfe (Druckknöpfe, Ersatzknöpfe, Wäscheknöpfe, …)
  • weitere Verschlüsse (z.B. Haken und Ösen, Reißverschlüsse, …)
  • Accessoires (Aufnäher, Kordeln, Webbänder, Borten, Spitzen, Perlen, …)
  • Wolle, Schrägband, Paspeln, usw.
Ein Tisch mit Stoffresten, Schere, Garn und Maßband
Foto: © Anete Lusina, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Was kommt wo im Kasten hin?

Nun haben wir zwei Ansammlungen an wunderschönen, praktischen Dingen, mit denen wir bald möglichst effizient arbeiten wollen. Der Sinn des Nähkästchens ist ja bekanntermaßen, dass wir nicht lange suchen müssen, was wir brauchen. Was ist aber die beste Art und Weise, um das zu erreichen?

Mach dir zunächst klar, was für dich die wichtigsten Utensilien sind. Diese sollten möglichst zuoberst liegen. Hast du ein klassisches Ziehharmonika-Kästchen, dann wäre hier der ideale Platz in den obersten Etagen, bei denen du nur die Deckel aufklappen musst. Alles Weitere kommt dann entsprechend der Wahrscheinlichkeit, dass du es benutzt, weiter unten hinein. Einzige Ausnahme: große Stücke wie die Stoffschere. Diese kommen am besten nach unten. Bei einigen kannst du sie aber auch direkt in den Deckel klemmen. Hier kommt es auf deinen Korb bzw. Kasten an.

Ein Tisch mit Gläser voller Garnrollen, ein altes Bügeleisen und ein Korb mit verschiedenen Stoffbündeln
Foto: © Jen Theodore, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Der zweite große Tipp ist: Sortiere strikt und trenne noch strikter. Das bedeutet, du solltest Gleiches zu Gleichem legen, also beispielsweise alles Garn in möglichst dem gleichen Fach unterbringen. Besitzt du aber verschiedene Arten, dann lohnt sich hier schon wieder eine Unterteilung. Gleiches gilt für deine Nadeln (hier auf jeden Fall Stecknadeln von Nähnadeln trennen und ggf. auch die Handnähnadeln nochmal von den Nähmaschinennadeln). Auf diese Art und Weise füllt sich dein Nähkästchen dann möglichst logisch und selbsterklärend. So kannst du beim Arbeiten alles ganz schnell finden und danach auch wieder aufräumen.

Nähkästchen – ein absolutes Must-Have?

Es wirkt so banal, aber wir haben dir hoffentlich zeigen können, dass ein Nähkästchen mehr ist, als nur ein verstaubtes Teil von Oma. Noch heute hat es seine Daseinsberechtigung und ist für einige sogar eine Art Familienerbstück geworden. Falls du aber mit dem Kasten wirklich so gar nichts anfangen kannst, weil Nähen einfach nicht dein Hobby ist, dann schau dich doch einfach mal im Internet um.

Eine Metallbos voller Nähutensilien, darunter Garn, Nadeln, Maßband und Stoff
Foto: © Annie Spratt, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Hier findest du inzwischen zahlreiche Ideen, was mit dem cleveren Sortierhelfer noch angestellt werden kann. Denn die vielen Ebenen und Fächer auf vergleichsweise schmalem Raum sind auch für andere Hobbys durchaus spannend. Vom Schminkkoffer zum Schmuckkästchen kannst du alles kreieren. Und sogar als Pflanzmöglichkeit wurde es schon verwendet.

Bist du vielleicht aber auf der Suche, nach dem perfekten Kasten und findest ihn einfach nicht? Dann kannst du dir natürlich auch mit ähnlichen Systemen behelfen. In einem “richtigen” Schminkkoffer bringst du z.B. genauso gut deine Nähsachen unter und sortierst sie ordentlich. Eine kleine Teebox mit mehreren Fächern ist prima, wenn du nur eine überschaubare Menge an Zubehör hast. So oder so ist eine übersichtliche Aufbewahrung und musst nicht erst lange nach der einen Nadel oder diesem bestimmten Garn suchen. In deinem Nähkästchen ist alles direkt griffbereit!

Weiterführende Links
www.de.wikipedia.org/wiki/N%C3%A4htisch
www.de.wikipedia.org/wiki/N%C3%A4hk%C3%A4stchen
www.de.contrado.com/…/naehen-fuer-anfanger/
www.naehfrosch.de/naehzubehoer-die-wichtigste-grundausstattung-zum-naehen/
www.insider.alles-fuer-selbermacher.de/naehutensilien-was-gehoert-in-eine-grundausstattung/
www.stoffarbeit.com/…/naehkorb-test/
www.frauschweizer.de/fruehjahrsblueher-im-naehkaestchen-vor-der-haustuere/

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