Kategorien
Nähanleitungen

Stück für Stück zum Ziel: Patchwork nähen erklärt

Hast du auch so viele kleine Stoffreste, die eigentlich zu schön sind, um sie wegzuschmeißen? Oder vielleicht begeistern dich schon lange diese wunderschönen, scheinbar enorm aufwendigen Tagesdecken, die in amerikanischen Sendungen gern einmal zu sehen sind? Dann bist du hier genau richtig! Denn wir erklären dir alles rund um das Thema Patchwork Nähen. Lies einfach weiter.

Was ist Patchwork überhaupt?

Das englische Wort „patch“ heißt eigentlich so viel wie „Flicken“ und macht den Ursprung dieser Textiltechnik schon deutlich: Aus kleinen Stücken verschiedener Materialien werden neue Stoffe erstellt. Die ersten Belege für diese Art der Herstellung sind heute in Kairo, Ägypten ausgestellt. Dort gibt es beispielsweise ein Bahrtuch aus kleinen Stücken Gazellenhaut, die miteinander verbunden wurden. Datiert wurde dieser Fund auf ca. 1000 v. Chr.

Eine Patchworkdecke aus rotem und weißem Stoff
Foto: © pixel1, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Der Ursprung des Patchwork Nähens

Die Technik stammt somit eigentlich aus dem Orient, ist aber auch in Zentralasien zu etwa der gleichen Zeit belegt. Durch die Kreuzzüge gelang das Patchworken zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert aber über den Mittelmeerraum auch nach Europa, wo es gerade in den kühleren Gegenden wie etwa England sehr beliebt wurde. Ritter trugen die entstandenen Gewebe auch unter ihren Rüstungen, um sich zu wärmen.

Doch auch in anderen Regionen unserer Erde nutzte man eine vergleichbare Technik, um neue Stoffe herzustellen. So arbeiteten die im heutigen Florida lebenden Ureinwohner, die Seminole, ebenfalls mit Patchwork. Diese Art des Nähens übernahmen die Siedler und entwickelten sie über die Zeit immer weiter. Darum ist heutzutage das Patchworken auch im amerikanischen Raum sehr stark verwurzelt.

Bunte Patchworkdecke mit schwarzen Akzenten
Foto: © Hans, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Patchwork Nähen – Sinn und Zweck

Früher war es ein Ausdruck der Sparsamkeit und des bewussten Umgangs mit Ressourcen, wenn man auch die kleinsten Stoffreste noch verwerten wollte. Material war kostspielig und diente praktischen Zwecken, nicht dem Vergnügen. Patchwork-Arbeiten hatten somit meist einen alltäglichen Nutzen, etwa als Decke. Doch bald schon schlich sich auch eine künstlerische Komponente ein. Aufwendige Wandbehänge sind Zeugnis dieser Entwicklung.

Gerade in den USA wurde das Patchworken schnell zu einer wahren Kunstform. Hier trafen sich die Frauen bald zu geselligen Runden, während sie gemeinschaftlich an großen Quilts arbeiteten. Die entstandenen Stücke waren häufig die einzig schmückenden Details in den sonst eher kargen Unterkünften. Es entwickelten sich verschiedene Stile und gleichzeitig konnten hier Neuigkeiten ausgetauscht werden. Das Patchwork Nähen wurde so zu einem wichtigen, sozialen Ereignis.

Patchwork mit Häusern in verschiedenen Farben
Foto: © AnnaER, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Inzwischen ist diese Technik vor allem ein beliebtes Hobby. Die entstandenen Projekte dienen schon längst nicht mehr nur einem praktischen Zweck, sondern sind häufig einfach Zierde. Auch gibt es unterdessen spezielle Patchworkstoffe bzw. Stoffpakete, mit denen wunderschöne Werke hergestellt werden können. Man muss also schon längst nicht mehr nur mit den Resten arbeiten, die übrig sind. Bei dieser Art des Nähens kannst du deiner Fantasie freien Lauf lassen!

Wichtige Begriffe beim Patchwork Nähen

Willst du in die Welt der kleinen Stoffstücke eintauchen? Dann werden dir, wie sonst auch, zunächst einmal einige Begriffe begegnen, die dir vielleicht noch nichts sagen. Wir wollen dir darum im Folgenden die essentiellsten kurz vorstellen.

Decke mit Patchwork aus bunten und floralen Flicken
Foto: © Erik Mclean, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com
Begriff Erklärung
Patchwork oder Pieced Work Das Aneinandernähen von Stoffstücken, ähnlich wie ein Mosaik.
Applikation Das Aufeinandernähen von Stoffstücken.
Patchwork Block Mehrere kleine Stoffstücke werden zu einem größeren zusammen genäht, der Block. Aus mehreren Blöcken entsteht dann das gesamte Projekt. Es gibt verschiedene Muster, nach denen die Blöcke gefertigt werden können.
Top Die Oberseite des Projektes wird als das Top bezeichnet.
Binding Das Einfassen der offenen Kanten des Projektes mit Stoffstreifen. Dient dem Versäubern, sodass nichts mehr ausfranst.
quilten Bedeutet so viel wie steppen. Kann von Hand oder mit der Maschine gemacht werden. Steppstiche kommen als Muster bzw. Verzierung auf das Projekt.
Quilt Spezielles Projekt, das aus meist 3 Lagen besteht: einem Top (meist gepatchworkt), einer Zwischenlage (aus z.B. Vlies) und einer Unterseite (eine einheitliche Stoffbahn)
Paper Piecing Nähen auf Papier als Unterlage, kann von Hand oder mit der Maschine erfolgen. Ideal für bildhafte, sehr kleinteilige, filigrane Motive. Schablonen aus Pappe oder Papier werden mit Stoff bezogen, die Stoffe dann miteinander vernäht und die Schablonen wieder entfernt.
Bunte Patchworkdecke mit Quilting
Foto: © kim mastromartino, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Was brauchst du zum Patchworken?

Natürlich braucht es zum Patchwork Nähen vor allem auch eins: die richtigen Materialien! Dabei begegnen dir sehr schnell eine Unzahl an verschiedenen Tools, Empfehlungen und Spezialstoffen. Was davon du wirklich brauchst, ist ganz deinem individuellen Anspruch geschuldet. Du kannst einfach die Techniken üben – dafür ist der ursprüngliche Ansatz ideal: Nutze deine Reste und was du da hast! Wenn du aber in eine eher künstlerische Richtung gehen möchtest, können tatsächlich etwas hochwertigere Utensilien ratsam sein.

Das A und O: der Patchwork-Stoff

Man stelle sich einmal das Leben eines Patchwork-Stoffs vor. Er wird zugeschnitten, gefaltet, gefalzt, gebügelt, gewaschen und genäht – das ist durchaus strapaziös. Darum zeichnen sich hochwertige Patchworkstoffe auch durch eine besondere Qualität aus. Sie bestehen aus Baumwollfäden, die stark verzwirnt sind und dann mit einer hohen Dichte zum Stoff gewebt werden. Dadurch sind sie fester im Griff, laufen beim Waschen weniger ein und sind auch farbecht.

Bunter Stoff mit Blumen darauf gedruckt
Foto: © eniast, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Die Unterseite eines Patchwork-Projektes kann ebenfalls aus einem Patchworkstoff bestehen. Allerdings wird hier eher ein einfarbiger normaler Baumwollstoff genutzt. Das hat auch Kostengründe, denn die hochwertigen Patchwork-Gewebe sind deutlich teurer und dadurch auch ein wenig zu schade, um für die Rückseite verwendet zu werden. Auch kuschelige Fleece-Stoffe sind beliebt, gerade wenn an einer Decke gearbeitet wird. In die Mitte kommt dann meist ein Volumenvlies. Dazu haben wir dir bereits in diesem Beitrag einiges erklärt!

Nützliche Helfer: Werkzeuge und Zubehör

Neben Klassikern wie beispielsweise einer guten Stoff- und Stickschere, Nahttrennern und Textilmakern sowie Bügeleisen und -brett gibt es auch einige etwas speziellere Produkte, die dir beim Patchwork Nähen behilflich sein können. Dazu gehören beispielsweise der Rollschneider und die Schneidmatte. Während du mit einem Rollschneider sehr präzise die Stoffe zuschneiden kannst, ist die Schneidmatte die perfekte Unterlage dafür. Sie bietet ein Raster, an dem du den Stoff bereits abmessen und anlegen kannst. Häufig hat sie auch eine selbstheilende Oberfläche und wird dich somit lange begleiten. Beides gibt es in verschiedenen Größen.

Stoffutensilien: Nadeln, Knöpfe, Garn, Messer
Foto: © adonyig, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Ähnlich nützlich: ein Patchworklineal. Auch dieses ist in unterschiedlichen Ausführungen erhältlich. Sein Vorteil ist, dass es zwar durchsichtig ist, aber ebenfalls ein aufgedrucktes Raster mit Maßeinheiten (Inch oder Zentimeter) hat. Dadurch kannst du genau sehen, wo du anlegst und anzeichnest. Ebenfalls sinnvolle Helferlein sind Stecknadeln. Diese sollten je nach Technik ausgewählt werden. Es gibt Varianten, die extra kurz sind, perfekt für Applikationen. Alternativ kannst du auch Nadeln nutzen, die länger als normal sind – wer einen sehr dicken, starren Quilt bearbeitet, wird diese ebenfalls zu schätzen wissen.

Auch beim Garn kannst du noch eine Wahl treffen. Der Alleskönner beim Patchworken ist hierbei wohl der Polyesterfaden. Er ist farbecht und strapazierbar, also ideal für diese Handarbeit. Wer gerne von Hand quiltet, kann auch zu sogenanntem Handquiltgarn greifen. Auch dieses besteht aus einem Polyesterkern, ist aber zusätzlich mit Baumwolle umzwirnt. Dadurch ist der Faden dicker und haltbarer. Einige Hersteller wachsen diese Garne zusätzlich, damit sie leichter durch viele Stoffschichten gleiten. Für die Nähmaschine kannst du auch normales Baumwollgarn nutzen. Ein kleiner Hingucker werden Nähte mit Rayon-Garnen. Diese sehen seidig aus und eignen sich auch für Stickarbeiten.

Garn, Stoff, Knöpfe und Nadeln
Foto: © milesz, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Jetzt wird’s technisch: Was die Nähmaschine betrifft

Zum Schluss stellst du dir vielleicht die Frage, ob du eine spezielle Nähmaschine fürs Patchworken brauchst. Das ist nicht der Fall. Im Prinzip reicht es aus, deine Maschine einen Geradstich mit verstellbarer Stichlänge beherrscht. Auch ein Zickzackstich ist praktisch. Ebenfalls hilfreich, aber kein Muss: ein Anschiebetisch. So bietet die Maschine mehr Auflagefläche beim Nähen.

Wenn du wirklich in spezielles Zubehör investieren willst, kannst du dir Patchwork-Füße näher anschauen. Diese sind so gefertigt, dass du eine exakte Nahtzugabe von ¼“ beim Anlegen erzeugst. Bei den Nadeln genügen Universalnadeln in den Stärken 70 und 80. Davon darfst du gern einen kleinen Vorrat haben. Beim Quilten kann sonst noch eine sogenannte Topstich Nähmaschinen-Nadel in der Stärke 80 nützlich sein. Sie verfügt ein breiteres Öhr, wodurch der Faden nicht so stark strapaziert wird. Sehr praktisch bei Ziernähten, aber auch beim Sticken!

Nadel einer Nähmaschine
Foto: © wnk1029, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Projektideen für das Patchwork Nähen

Du siehst also: Patchwork lässt sich leicht umsetzen, kann aber schnell auch anspruchsvoll sein. Mit dieser Technik lassen sich unzählig viele wunderschöne Projekte umsetzen. Je nachdem kannst du damit sogar mit Stoffstücken Gemälde kreieren. Du kannst dabei mit ganz klassischen Mustern arbeiten (z.B. Broken Dishes, Card Trick oder Ohio Star), oder aber individuelle Muster kreieren.

Wenn du ein bisschen Inspiration brauchst, haben wir hier zum Abschluss noch ein paar tolle Ideen, was du mit deinem Patchwork-Top alles herstellen kannst:

  • Kleinigkeiten wie Untersetzer, Tischsets, Tischläufer
  • praktische Utensilos, Kulturtäschchen oder auch Tablet- und Handyhüllen
  • wunderschöne Kissenbezüge
  • Tagesdecken und Überwürfe
  • Krabbeldecken für Babys
  • Wandteppiche als Wohndekoration

Entdecke die wunderschönen Patchworkpakete in unserem Online-Shop, liebevoll von uns für dich zusammengestellt! 

Weiterführende Links:
www.de.wikipedia.org/…/Patchwork
www.quiltmanufaktur.blogspot.com/…/patchwork-wie-geht-das-eine-kleine.html
www.naehen-schneidern.de/quilten
www.rose-decoration.de/…/immer-auf-s-neue-ein-abenteuer-binding-annaehen
www.flickenreich.de/traditionelle-patchwork-muster/
www.youtube.com/watch?v=52SY8Sqx54s
www.magazin.makerist.de/…/expertenwissen-was-macht-patchworkstoffe-besonders/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert