Kategorien
Nähanleitungen

Zum Übergang oder an kalten Tagen: Pullis nähen

Es gibt so manche Kleidungsstücke, die wir nur in bestimmten Jahreszeiten herausholen. Oberteile mit langen Ärmeln gehören auf jeden Fall dazu, schließlich spenden sie uns Wärme an kühlen Tagen. Und das Beste? Du musst nicht immer in den Laden gehen, um dir ein Neues auszusuchen. Wir zeigen dir, wie du ganz leicht selbst einen Pulli nähen kannst. Lies hier weiter!

Pulli nähen: eine Einführung in die Materie

Bevor wir dir zeigen, wie du deinen eigenen Pulli nähen kannst, möchten wir zunächst einmal ein paar grundlegende Fakten klären. Dazu gehört natürlich die Historie dieses Kleidungsstückes. Außerdem gehen wir darauf ein, worin der Unterschied zum Pullunder liegt.

Schrankfächer mit verschiedenen Pullovern
Foto: © Annie Spratt, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Ein kurzer Abriss der Geschichte

Der Begriff Pullover wurde aus dem Englischen übernommen. Übersetzen kannst du ihn in etwa mit dem Wort “Überzieher”. Das zeigt auch schon die Essenz des Kleidungsstückes. Schließlich müssen wir es uns ja über den Kopf stülpen, um es zu tragen. Doch das tun wir, jedenfalls in der Allgemeinheit, noch nicht wirklich lange. Denn die Anfänge dieses Oberteils sind bei Seefahrern und Arbeitern zu finden, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die einzigen Träger waren.

Damals hatte der Pulli im Englischen noch einen anderen Namen. Da die ersten Stücke vor allem aus Wolle bestanden und die Träger dadurch viel schwitzten, nannten sie ihn zu Beginn Sweater. Der Name ist bis heute im Amerikanischen geblieben. Doch zurück zum Pullover. Spätestens im 20. Jahrhundert war dieser salonfähig. Das liegt unter anderem daran, dass edle Kleidung immer mehr an den Nagel gehängt, aber auch vermehrt Sport getrieben wurde.

Schwarz-weiß-Bild von einer Frau, die einen Rollkragenpullover trägt
Foto: © Mak Mozza, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

So etablierte sich der “Überzieher” in den 1930er Jahren unter den Damen. Während der 50er  gehörte er gerade in den Intellektuellen-Kreisen zu einer Art Uniform, die die Gelehrten trugen. Im Laufe der Zeit wurden dann auch weitere Stoffe zur Herstellung verwendet und nicht mehr nur Baumwolle. Besonders Sweat erfreut sich inzwischen großer Beliebtheit. Wenn du also einen Pulli nähen willst, begegnen dir viele Anleitungen für dieses Material.

Pullover vs. Pullunder

Damit du wirklich einen Pulli nähen kannst, ist es durchaus vorteilhaft zu wissen, was der Unterschied zum Pullunder ist. Schließlich soll am Ende ja auch der Schnitt rauskommen, den du dir vorgestellt hast. Und gerade der Name kann beim unaufmerksamen Lesen schnell mal gleich klingen.

Frau mit Pullunder steht an einer Heizung.
Foto: © Yaroslav Shuraev, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Doch ein Merkmal trennt die beiden Kleidungsstücke eindeutig voneinander. Denn der Westover, wie der Pullunder früher hieß, ist ärmellos. Er ist also eine Mischung aus einer Weste, die du per Reißverschluss öffnen und schließen kannst, und unserem “Überzieher”, der ohne Knöpfe und Co. auskommt. Gerade wegen der fehlenden Ärmel wird dieses Kleidungsstück vor allem über einem Hemd oder einer Bluse getragen. Perfekt also für den Zwiebellook.

Einen eigenen Pulli nähen: doch welche Art?

Damit du auch den Pulli nähen kannst, der zu deinem Stil passt, möchten wir dir die verschiedenen Arten vorstellen. Denn gerade hier gibt es einige Möglichkeiten, die zur Auswahl stehen. Angefangen bei der Stoffart über den Schnitt bis hin zum Kragen. Beginnen wir mit dem Material.

Viele unterschiedliche Pullover hängen auf mehreren Kleiderstangen hintereinander
Foto: © Markus Winkler, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Welches Material eignet sich zum Pulli-nähen?

Zunächst einmal musst du entscheiden, ob du einen Pulli nähen willst, der dich im Winter besonders warm hält, oder er eher für die Übergangszeit geeignet sein soll. Worauf deine Wahl auch fällt, ist es wahrscheinlich, dass du für dieses Vorhaben zur Maschenware greifst. Diese weist eine höhere Dehnbarkeit auf und ist nicht so knitteranfällig.

Für den Winter empfehlen wir:

  • French Terry: Jersey, meist aus 95 % Baumwolle und 5 % Elastan, relativ schwer, Rückseite kann auch angeraut sein
  • Sweat: noch schwerer, auf der Rückseite dann flauschige Struktur
Drei Strickpullis in beige liegen übereinander
Foto: © Johnstons of Elgin, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Für wärmere Tage:

  • Jersey: eher dünn und kann aus unterschiedlichen Ausgangsmaterialien bestehen
  • Feinstrick: bspw. aus Baumwolle oder synthetischen Fasern wie Polyester

Natürlich lässt sich ein Pullover auch stricken. Wähle hier die Dicke der Wolle passend zur Jahreszeit aus, in der du dein Kleidungsstück tragen willst. Doch das ist natürlich viel zeitaufwändiger, als deinen Pulli zu nähen.

Ein beiger Pullover auf einem Bügel
Foto: © Malik Skydsgaard, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Von kurz bis Überlang: Bekannte Pulloverschnitte

Hast du dich schon einmal aufmerksam in Läden umgeschaut? Dann ist dir bestimmt aufgefallen, dass es wirklich viele unterschiedliche Möglichkeiten gibt, deinen Pulli zu nähen. Lass dich also von der aktuellen Mode inspirieren oder deiner eigenen Kreativität freien Lauf. Damit du einen groben Anhaltspunkt hast, was es alles so gibt, haben wir hier ein paar der gängigsten Modelle für dich zusammengetragen:

  • Hoodie: mit Kapuze, besonders kuschelig
  • Fledermausärmel: ein Hingucker, wenn du winkst oder Leute umarmst
  • Crop: Bund geht nur bis kurz über den Bauchnabel, eher für die Übergangszeit in die wärmeren Monate geeignet
  • Pulloverkleid: lang (meist bis zu den Knien), für besonders kalte Tage
  • Oversize: baggy ist zurück und diese Variante eignet sich perfekt für den Zwiebellook
Frau mit blauem Kapuzenpullover steht an einem Geländer und schaut in die Ferne
Foto: © Leon Rockel, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Der Halsausschnitt ist das A und O

Damit du dich wirklich wohlfühlst, wenn du deinen Pullover anhast, muss der richtige Kragen her. Oder eben auch nicht. Denn manche Exemplare haben erst gar keinen. Wir sprechen deswegen allgemein von Halsausschnitten, welche stark untereinander variieren und du sie aber beliebig mit deinem auserwählten Schnitt kombinieren kannst.

Zunächst ist da der Rundhals. Das ist wahrscheinlich der Klassiker unter den “Überziehern”. Dabei kann dieser ganz eng am anliegen oder etwas weiter gefasst sein. Der V-Neck variiert ebenfalls in seiner Größe. Doch bleibt die namensgebende Form gleich. Der Karreeausschnitt hingegen zeichnet sich durch sein eckiges Design aus. Es leitet sich aus dem Französischen carré ab, was Quadrat bedeutet.

Person zieht einen Rollkragenpullover aus
Foto: © Mukuko Studio, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Beim Wasserfall-Ausschnitt kreierst du einen besonders weichen, fließenden Look, da der Stoff an dieser Stelle eine auffällige Raffung zeigt. Bleiben wir beim Thema, denn es gibt auch einen sogenannten U-Boot-Kragen. Dieser ist breit, mit einer ovalen Linienführung und vorn nicht sonderlich offenherzig. Dafür gibt er den Blick beidseitig Richtung Schultern etwas frei. Die hochgeschlossenste Variante ist der Rollkragen. Er packt bei niedrigen Temperaturen deinen Hals immer schön warm ein.

So gelingt das Pulli-nähen

Jetzt geht es endlich los mit dem Pulli-nähen. Dafür zeigen wir dir eine Variante, bei der du dein Schnittmuster ganz einfach von deinem Lieblingsoberteil abnehmen kannst. Außerdem geben wir dir Tipps, die dir sowohl beim eigentlichen Verarbeiten bestimmt weiterhelfen. Beginnen wir jedoch mit der ersten Anleitung.

eine Frau überträgt ein Schnittmuster auf dunklen Stoff
Foto: © Pavel Danilyuk, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Nutze ein Vorbild: Schnittmuster von deinem Lieblingspullover

Du hast bereits einen gut sitzenden Pullover zu Hause? Das ist die perfekte Ausgangslage, um einen Pulli zu nähen. Hier lassen sich die Maße nämlich wunderbar ablesen und du kannst ganz leicht dein passendes Schnittmuster davon kopieren. Zusätzlich zu deinem Lieblingsstück brauchst du noch:

  • Lineal
  • Stecknadeln
  • Kopierpapier
  • Bleistift
Person schneidet ein Schnittteil aus Pappe zu
Foto: © Karolina Grabowska, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Los geht’s:

  1. Breite dein Kopierpapier aus. Beschwere es unter Umständen an den Ecken, falls es sich einrollt.
  2. Drehe nun den Pulli auf links und falte ihn einmal in der Mitte, sodass die vordere Seite innen ist. Klappe außerdem die Ärmel ebenfalls ein, sodass du nur noch die Silhouette des halbierten Rumpfs vor dir hast.
  3. Pause den Umriss nun auf dem Kopierpapier ab und kalkuliere darum als zweite Linien die Nahtzugabe (ca. 3 cm) mit ein.
  4. Jetzt schneide das Papierstück aus.
  5. Wiederhole die ersten Schritte noch einmal, klappe jetzt aber die Vorderseite nach außen. Grund: Der Ausschnitt verläuft je nachdem unterschiedlich.
  6. Jetzt kommen die Ärmel dran. Dafür einen einfach lang ausstrecken und den Stoff längs doppelt auf rechts legen. Ebenfalls die Umrisse nachziehen und die drei Zentimeter Nahtzugabe nicht vergessen.
  7. Nun wieder das Kopierpapier ausschneiden.
  8. Jetzt müssten insgesamt drei Schnittteile vor dir liegen.
  9. Miss zum Abschluss noch die Länge des Kragens sowie der Kanten der Ärmel und des Rumpfteils ab.
eine Frau trägt ein gelbes Sweatshirt und liegt auf einem flauschigen Teppich
Foto: © Fernando Ramirez Poveda, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Schon ist dein Schnittmuster fertig. Hast du deinen Stoff bereits ausgewählt, lässt es sich mithilfe von z.B. Schneiderkreide leicht übertragen. Achte darauf, wie der Fadenlauf ausgerichtet ist. Ist es ein dehnbares Material, kannst du ihn zur Überprüfung ein wenig auseinanderziehen. Positioniere dein Textil so, dass die Laufrichtung vertikal zu dir zeigt. Vergiss zudem auch nicht, den Bündchenstoff zuzuschneiden. Ist das erledigt, hast du alle Zutaten für die Wiedergeburt deines persönlichen Lieblingspullovers zusammen.

Tipps zum Pulli nähen

Abschließend haben wir noch ein paar Hinweise, die gerade für Anfänger hilfreich sind. Bist du bei der Stoffauswahl noch unschlüssig? Dann lass dich dafür am besten beim Kauf beraten. Greife zum Beispiel nicht direkt zu Single-Jersey, da dieser sich gerne an den Enden einrollt. Wasche deinen Stoff zusätzlich vorher, damit er nach dem Nähen nicht an Volumen verliert.

Jemand versäubert mit der Nähmaschine und Schrägband eine Stoffkante
Foto: © Alicia Christin Gerald, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Hast du ein elastisches Textil ausgewählt, solltest du auch den entsprechenden Stich dafür parat haben. Mit einer normalen Nähmaschine lässt sich beispielsweise ganz leicht eine durch den im Zickzack verlaufenden Faden ebenfalls flexible Naht realisieren. Die Overlockmaschine hingegen zaubert dir mit der gleichnamigen Technik eine perfekte, dehnbare Sicherung deiner Stoffkanten. Probiere alternativ den Trikot-Stich aus.

Es lohnt sich außerdem, ein selbstklebendes Kantenband innen in die Nahtzugabe bei den Schultern und auf dem Rückenteil des Halsausschnitts einzubügeln. Damit bleibt der Stoff in Form und leiert nicht aus oder verzieht sich. Achte zudem auf die passende Kombi aus Stoffart und Nadel, sei es beim Stecken der einzelnen Schnittteile oder beim eigentlichen Zusammennähen. Ansonsten gilt: Ausprobieren. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Weiterführende Links:
www.de.wikipedia.org/…/Pullover
www.designxmiro.com/…/was-ist-maschenware-stoffarten-teil-2
www.b-patterns.com/naehtipps-fuer-feinen-strickpullover/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert