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Alles andere als schief: Was du zum Schrägband Nähen wissen musst

Hast du dich schon mal gefragt, wie so manche Kante an Kleidungsstücken so hübsch und sauber eingefasst wurde? Hier ist wahrscheinlich ein ganz spezielles Einfassband zum Einsatz gekommen: das Schrägband. Was das ist, was es kann und wie du mit Schrägband nähen kannst – das erfährst du hier bei uns. Lies einfach weiter!

Was ist Schrägband?

Einfassbänder gibt es ja viele – was aber ist nun wieder ein Schrägband? Der entscheidende Unterschied ist tatsächlich der Fadenlauf des Stoffes, aus dem die Bänder hergestellt wurden. Während ein normales Einfassband quer oder parallel zu diesem gefertigt wird, schneidet man das Schrägband in einem 45°-Winkel zur Webkante zu. Es hat dadurch einen schrägen Fadenlauf und wird leicht dehnbar.

Nähmaschine mit einem Band, daneben eine Schere
Foto: © Sumwat, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: commons.wikimedia.org

Das ist darum besonders, weil diese Kurzwaren meist aus Baumwollstoffen hergestellt werden, die an sich über nahezu keine Elastizität verfügen. Erst der außergewöhnliche Fadenlauf macht das möglich. Dennoch gilt Webware-Schrägband als eher steif und robust, ist aber trotzdem ein recht dünnes Material, welches sich einfach verarbeiten lässt. Manchmal werden sogar Zierelemente (z.B. Häkelborten) aufgesetzt.

Die Streifen werden so vorbereitet, dass sie die beiden Außenkanten nach innen zur Mitte hin gefalzt haben. Zudem sind die Längsseiten häufig auch noch gegen Ausfransen mit einer speziellen Klebmasse versiegelt. So können die Bänder ihrem Zweck nachkommen: Dem besonders akkuraten Einfassen von offenen Kanten an allerlei unterschiedlichen Nähprojekten.

Ein Band wird mit einem Maßband abgemessen
Foto: © Aqn, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: https://commons.wikimedia.org/

So wird’s schmuck: Mit Schrägband Nähen

Wir erwähnten es gerade schon: Schrägband kommt immer dort zum Einsatz, wo eine offene Kante versteckt werden soll, ohne dass man sie versäubern muss. Das ist beispielsweise ganz oft bei Kleidungsstücken der Fall, aber auch bei anderen alltäglichen Nähprojekten: Vom Topflappen bis zum Portemonnaie. Doch warum nicht einfach säumen? Wieso den Extraschritt mit dem Band gehen? Dazu hier einmal die wichtigsten Vorteile von Schrägband:

  • ordentliche Optik von Kanten
  • kein Ausfransen der Kanten mehr
  • Betonung von Details
  • mehr Stabilität, Volumen und Stand
Person hält Band an Hemd und schneidet das Band mit Schere zurecht
Foto: © cottonbro, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Am Beispiel eines Tellerrocks erklärt, würde das wie folgt aussehen: Zum einen sieht die mit Schrägband eingefasste Kante optisch natürlich sehr sauber aus und ist auch häufig ein toller Hingucker, gerade wenn eine Kontrastfarbe verwendet wurde. Zum anderen fällt der Stoff nun auch ganz anders. Er wird am Saum leicht steif und wirft dadurch viel schönere Falten. Der Rock wirkt also insgesamt voluminöser. Verfügt er zudem noch über Taschen, kannst du diese optisch als besonderes Detail mit Schrägband zusätzlich hervorheben.

Nähst du hingegen etwas mit einem Halsausschnitt, wird sich dieser dank des Schrägbandes viel schöner an das Dekolleté anschmiegen. Hast du eine ungefütterte Jacke oder Tasche in Arbeit, dann kannst du mit Schrägband auch im Inneren Nahtzugaben attraktiv verstecken. Und selbst für Bindebänder, Gürtelschlaufen und Trägerchen lassen sich diese Multitalente einsetzen.

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Vier Tops: Schwarz, grau und weiß übereinanderliegend
Foto: © Wander Fleur, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Fummelei oder Easy Peasy: Wie nähst du Schrägband an?

Zugegeben: Damit das Schrägband seinen Zauber voll entfalten kann, braucht es tatsächlich ein bisschen Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Allerdings eignest du dir das mit ein bisschen Übung schnell an. Die gerade Strecke ist dabei tatsächlich auch ganz schnell gemacht. Erst die Kurven und Ecken können ein bisschen kniffelig werden. Die Grundzüge wollen wir dir gleich erklären.

Die Grundzüge des Schrägband Annähens

Um Schrägband anzunähen brauchst du zunächst neben dem Schrägband in der richtigen Breite (soll die Einfassung 1 cm breit sein, muss das Band doppelt so breit sein) nur Stecknadeln und deine Nähmaschine. So funktioniert es:

Kiste mit Bändern, Garn und mehr
Foto: © Annie Spratt, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com
  1. Falte das Schrägband auf einer Seite auf.
  2. Lege die ausgefaltete Kante bündig an die einzufassende Kante, und zwar rechte Seite Schrägband auf linke Seite Projekt. Stecke das Ganze jetzt fest.
  3. Näh nun mit einem normalen Geradstich nahe an der aufgeklappten Falzlinie die beiden Schichten zusammen.
  4. Falte anschließend das übrige Schrägband über die einzufassende Kante drüber. Die Mitte des Schrägbandes liegt nun oben auf der offenen Kante, die beiden Falze sollten sich möglichst gegenüber voneinander auf den beiden Seiten des Projektes befinden.
  5. Fixiere bei Bedarf das Schrägband noch einmal auf der rechten Seite mit Nadeln.
  6. Näh dann ebenfalls wieder mit einem geraden Stich möglichst nah an der Kante des Schrägbandes dieses fest.
Regal mit vielen Rollen Band
Foto: © Annie Spratt, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Übrigens: Es gibt auch spezielle Nähmaschinenfüßchen für das Schrägband Annähen. Mit diesen sparst du dir die doppelte Naht, weil es die Stoffstreifen in einem Zug einzieht, umklappt, fixiert und festnäht. Allerdings brauchst du hier für unterschiedliche Breiten auch jedes Mal ein anderes Füßchen. Und meist gelingt das saubere Einfassen mit diesen nur auf gerader Strecke – Kurven sind deutlich schwieriger.

Eine runde Sache: Kurven und Ecken mit Schrägband nähen

Der Clou des Schrägbandes kommt tatsächlich erst so richtig heraus bei allem, was nicht gerade ist. Denn gerade für Innenrundungen (z.B. bei Halsausschnitten) ist die leichte Dehnbarkeit entscheidend. Hier ziehst du also beim Feststecken der Streifen den Stoff ein klein wenig in die Länge, wodurch er sich wie selbst an die Rundung anschmiegt. Bei Außenrundungen (z.B. ein kreisförmiger Untersetzer) ist es genau anders herum. Hier musst du einhalten, was so viel heißt wie kleine Falten legen. Dann wird auch diese Kante später ganz sauber aussehen, denn die zusätzlichen Stofflagen verschwinden unter dem umgeklappten Band.

Person mit kurzem, weißen Minirock geht auf einer Straße
Foto: © Lensabl, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Bei rechtwinkligen Ecken wird eine sogenannte Briefecke genäht. Das geht bei Außenecken wie folgt:

  1. Eine Kante normal feststecken.
  2. Genau bis zur Ecke nähen, Nahtende sichern (1-2 Stiche vor und zurück nähen).
  3. Schrägband nach oben klappen (an der Ecke entsteht eine Kante im 45°-Winkel).
  4. Schrägband wieder an der einzufassenden Kante herunter klappen.
  5. Die entstandene dreieckige Stofffalte nach oben klappen und fixieren.
  6. Das restliches Band auch entlang der Kante feststecken.
  7. Genau ab dem vorherigen Nahtende der ersten Naht nun die zweite gerade Kante annähen.
  8. Das Schrägband nun um die Kanten auf die andere Seite legen.
  9. Die Gerade feststecken.
  10. An der Ecke erst eine Seite umlegen, dann die andere darüber – sieht aus wie ein Gehrungsschnitt.
  11. Zum Schluss festnähen.
Person arbeitet mit pinkem Stoff, Nadeln und Schere
Foto: © Kris Atomic, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Für Innenecken gehst du vergleichbar vor, musst an der Ecke aber das Schrägband aufstellen und dann um die Ecke führen. So entsteht wieder die kleine Falte, welche du dann umklappst und die Naht der zweiten Kante möglichst nah an dieser Stelle beginnst. Danach alles wieder über die Kante legen, sauber feststecken und annähen.

Schrägband selber machen – geht das und lohnt es sich?

Der Sinn und Zweck des Schrägbandes hat sich dir sicher erschlossen. Aber vielleicht verzweifelst du etwas an der Auswahl. Denn häufig gibt es nur ein gewisses Farbspektrum und das passt vielleicht nicht gerade zu deinem aktuellen Projekt. Oder du hättest gern etwas Gemustertes, das jenseits von Streifen und Punkten liegt. Die Lösung: Schrägband selber machen. Das ist tatsächlich ein kleiner Extra-Aufwand, der sich aber spätestens in der perfekten Optik deines fertigen Projektes bezahlt machen wird.

Person zwischen vielen verschiedenfarbigen Bändern
Foto: © cottonbro, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Eigenes Schrägband nähen – die Vorbereitung

Zunächst musst du die Streifen aus deinem Wunschstoff zuschneiden. Achte hier auf die richtige Ausrichtung des Fadenlaufs und auf die korrekte Breite. Deine Streifen müssen 4x so breit sein, wie es die später eingefasste Kante sein soll. Also bei einer Einfassung von 1 cm musst du am Anfang 4 cm zuschneiden. Nutze am besten ein (Patchwork-)Lineal und einen Rollschneider sowie eine entsprechende Schneidunterlage.

Um nicht zu viel Verschnitt durch die schräge Lage zu produzieren, kannst du auch mehrere kürzere Streifen zuschneiden und diese dann zusammennähen. Lege dazu zwei Streifen an den Enden rechts auf rechts im 90°-Winkel übereinander. Sie bilden also einen Rechten Winkel. Wo die beiden sich überlappen, nähst du von rechts oben nach links unten eine gerade Naht. Alles links von der Naht schneidest du vorsichtig ab. Wenn du die Streifen dann wieder auseinander faltest, ergibt sich ein gerade langer Streifen. Die kleine entstandene Nahtzugabe kannst du ebenfalls knapp abschneiden und dann am besten noch auseinander falten und glatt bügeln.

Stoff wird gebügelt
Foto: © Karolina Grabowska, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Das Schrägband falten – mit Schrägbandformer oder per Hand

Damit das Schrägband seine typische Form erhält, müssen die beiden Schnittkanten zur Mitte hin gefalzt werden, bis sie fast aufeinandertreffen. Damit das gelingt, kannst du mit einem speziellen kleinen Werkzeug arbeiten, dem sogenannten Schrägbandformer. Hier werden die Stoffstreifen auf der einen Seite eingefädelt und auf der anderen wieder herausgezogen. Durch die spezielle Gestalt klappen sich dabei die Kanten perfekt um. Um diese zu fixieren, musst du die vorgeformten Streifen dann sofort bügeln.

Doch es geht auch ohne ein solches Helferchen. Dazu faltest du deinen Streifen zunächst einmal mittig und bügelst diese Kante kurz. Klappe deinen Streifen wieder auf und falte nun die Außenkanten zu dieser neu entstandenen Mittellinie um. Fixiere sie mit ein paar Nadeln und bügel diese dann ebenfalls glatt. So bleiben sie umgeklappt und bilden schöne Falze.

Weißer Stoff, der übereinander gefaltet wurde
Foto: © Monstera, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Schrägband selber machen aus Jersey – ist das möglich?

Vielleicht fragst du dich ja, ob du mit diesem “normalen” Schrägband auch Jersey-Kleidung einfassen kannst. Tatsächlich sind die beiden unterschiedlichen Stoff-Eigenschaften nicht so gut kompatibel. Doch du kannst auch aus Jersey Schrägband selber machen. Dazu musst du nur einen kleinen Trick anwenden und den richtigen Fadenlauf wählen.

Denn da Jersey bereits von sich aus sehr elastisch ist, würde hier die schräge Ausrichtung genau das Gegenteil hervorrufen: Die Bänder wären steif und nicht dehnbar. Brauchst du also Jersey-Schrägband für sehr starke Rundungen (z.B. für einen Halsausschnitt), dann solltest du die Streifen quer zum Fadenlauf (also der Hauptdehnrichtung entsprechend) zuschneiden. Für gerade Kanten (z.B. bei Säumen) kannst du parallel zum Fadenlauf arbeiten.

Person schneidet Stoff, daneben eine Nähmaschine
Foto: © Jane Blaze, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Willst du dann die wichtigen Falze produzieren, kannst du nicht einfach das Material bügeln. Es würde sich dadurch wellen und direkt wieder zurückspringen. Besprühst du die Bänder aber zuvor mit Sprühstärke, lassen sie sich deutlich besser umklappen und bügeln. Einmal verarbeitet, wäschst sich die Sprühstärke dann wieder raus und alles bleibt weich und sauber zurück. So kann das Schrägband auch an elastischen Stoffen seine ganz eigenen Vorteile ausspielen. Probier es einfach einmal aus!

Weiterführende Links:
www.de.wikipedia.org/…/Schr%C3%A4gband
www.sewunity.de/…/schraegband-wann-wieso-und-wie-benutzt-man-das-eigentlich
www.nadelwild.de/10-fakten-ueber-schraegband-die-jeder-naehende-wissen-sollte-teil-1/
www.nadelwild.de/10-fakten-ueber-schraegband-die-jeder-naehende-wissen-sollte-teil-2/
www.k-naehleon.de/?p=2464
www.youtube.com/watch?v=QBFMQC2ndvU
www.magazin.snaply.de/kanten-mit-schraegband-einfassen/
www.pattydoo.de/naehanleitung-schraegband

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