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Softshell nähen: der funktionale und ästhetische Allrounder

Du hast bereits mit verschiedenen Textilien gearbeitet und möchtest dich jetzt an einem etwas kniffligeren Stoff ausprobieren? Dann teste dein Können an Softshell. Nähen mit einem Material dieser Art erfordert etwas Geduld, birgt aber ebenso viel Genugtuung, wenn du am Ende vor dem fertigen Produkt stehst. Damit dir der Einstieg in deine wetterfesten Projekte gelingt, haben wir dir die wichtigsten Hinweise zusammengetragen. Jetzt mehr erfahren!

Grundsätzliches zu Softshell

Softshell, zu Deutsch “weiche Schale”, ist das Ergebnis modernster Verfahren der Textilherstellung. Wahrscheinlich verbindest du den Begriff mit Sport- und Freizeitmode, insbesondere Jacken und andere Oberbekleidung. Kein Wunder, denn hier kommt das Material vorzugsweise zum Einsatz. Grund dafür sind seine unverwechselbaren Eigenschaften. Denn es stellt das komplette Gegenteil zu Hardshell-Textilien dar. Diese sind wind- und wasserdichte Stoffe, mit jedoch geringer Atmungsaktivität.

Ein Wanderer mit Rucksack und Softshelljacke steht mit dem Rücken zur Kamera in einem Wald und blickt auf ein fernes Gebirge
Foto: © Ali Kazal, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Softshell wiederum ist der perfekte Kompromiss all dieser Charakteristika. Er ist zwar lediglich wasserabweisend, verfügt allerdings über eine ebenfalls gute Isolation und bleibt dabei luftdurchlässig. Zudem ist der Stoff sehr leicht und kombiniert so meist die Funktionen einer äußeren und mittleren Bekleidungsschicht. Dies ist besonders bei herbstlichen Temperaturen oder Sportaktivitäten im Freien vorteilhaft. In andauerndem Wind oder Regen solltest du dich damit aber nicht aufhalten. Doch weshalb sind Kleidungsstücke aus diesem Material solch praktische Alleskönner?

Der Grund hierfür liegt in der Zusammensetzung des Textils. Üblicherweise besteht seine Außenschicht aus einem widerstands- sowie strapazierfähigen Gewebe aus z.B. synthetischen Fasern. Diese isolieren das Innenfutter und lassen Feuchtigkeit abperlen, statt sie aufzusaugen. Eingenähte Schichten, beispielsweise aus Fleece, sorgen hingegen für Wärme. Möchtest du mit Softshell nähen, gibt es allerdings ein paar Dinge zu beachten, insbesondere in Bezug auf die atmungsaktive Membran.

Eine Frau mit Kamera hat die Kapuze ihrer Jacke auf und steht auf einer Straße mitten im Nirgendwo
Foto: © Pexels, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pixabay.com

Softshell nähen: die wichtigsten Hinweise für ein gelungenes Projekt

Hast du dich entschieden, deine eigene Jacke oder Hose aus Softshell zu nähen, empfehlen wir dir, einen Blick auf die nachfolgenden Tipps zu werfen. Hier erfährst du nicht nur, welches Garn oder welche Nadel du benötigst, sondern ebenso wie du deinen Stoff pflegen solltest.

Softshell zuschneiden und versäubern

Möchtest du Softshell nähen, musst du im ersten Schnitt deinen Stoff zuschneiden. Je glatter die Schnittkante, desto besser. Markiere hierfür immer auf der Innenseite und verzichte auf Stecknadeln. Denn diese hinterlassen unschöne Einstichlöcher. Greife stattdessen zu Klammern oder Gewichten, um deine Vorlagen zu fixieren. Für den eigentlichen Zuschnitt kannst du sowohl Stoffschere als auch Rollschneider verwenden.

Auf einer Schneidematte liegen Knöpfe, Bindfaden, Nadeln und ein Rollschneider
Adonyi Gábor, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Musst du Softshell versäubern? Theoretisch nicht, denn das Textil franst nur selten aus. Allerdings schaut es etwas ordentlicher aus und die Nähte liegen oftmals flacher. Ist dir das Innenleben deines Nähprojektes wichtig, stehen dir folgende Optionen zur Verfügung:

  • Versäubere die Kanten mit Overlock-Nähten. Prüfe hierfür im Voraus, wie viele Stofflagen deine Maschine ohne Probleme schafft.
  • Fasse sie mit einem Schrägband ein und verstecke sie gänzlich. Damit schaffst du bei Gelegenheit auch tolle Farbakzente.
  • Als Nähanfänger eignet sich ein Zickzackstich direkt auf der Kante hervorragend.
  • Hast du eine Zickzackschere parat, kannst du per Hand versäubern. Denn die daraus entstehenden Zacken verhindern ebenfalls ein Ausfransen der Ränder.
  • Bediene dich an doppelt umgeschlagenen Säumen oder einer französischen Naht, um gar nicht erst versäubern zu müssen.

Softshell: Nähen mit der Maschine

Ist Softshell-Nähen mit der Maschine überhaupt möglich? Die Antwort lautet: ja. Die meisten Ausführungen schaffen dünne bis mitteldicke Gewebe bis 4 mm. Allerdings musst du sie korrekt einstellen. Wir empfehlen deshalb, erst einmal mit einer Stoffprobe zu nähen. Versuche hier ruhig, unterschiedlich viele Lagen auszutesten. Auf diese Weise bekommst du schnell ein Gespür für das Textil. In den meisten Fällen sollte aber eine Stichlänge von 3,5 mm bis 4 mm richtig sein. Zudem raten wir dir:

  1. die Oberfadenspannung etwas herabzusetzen. Experimentiere auch hier ein bisschen, bis du die perfekte Einstellung gefunden hast.
  2. auf einen Obertransport zu verzichten. Diesen benötigst du nicht. Softshell näht sich auch sauber ohne Zuschaltung.
  3. mit etwas mehr Nahtzugabe zu arbeiten. Zwar ist der Stoff elastisch, doch weist er weniger Flexibilität auf als zum Beispiel Jersey. 1,5 cm extra sind ein gutes Maß.
  4. (unbeschädigte) Universalnadeln in der Stärke 90 bis 100 zu benutzen. Arbeitest du hingegen mit einem sehr dünnen Gewebe, bieten sich Microtex-Nadeln an. Bedenke aber, dass beim Auftrennen kleine Einstichlöcher zurückbleiben. Teste also auch deine kleinsten Werkzeuge vorher lieber an einer Stoffprobe.
Hände mit lackierten Nägeln, die Stoff unter der Nadel einer Nähmaschine entlangführen
Foto: © cottonbro studio, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Hinzu kommt die Verwendung möglichst glatten Nähgarns. Hat dieses eine zu raue Oberfläche, kann es das Gewebe beschädigen. Je fester und geschmeidiger, desto besser dringt es in den dichten Stoff ein und du verhinderst Fehlstiche.

Softshell richtig pflegen

Bist du mit deinem Projekt zufrieden, soll es dir im Anschluss so lang wie möglich Freude bereiten. Um dies zu garantieren, musst du deinen Stoff entsprechend reinigen. Für Outdoor-Bekleidung mit wasserabweisender Membran gilt: So oft wie nötig, jedoch so selten wie möglich waschen. Auf diese Weise verstopfen die Poren des Materials nicht und die Atmungsaktivität bleibt länger erhalten. Richte dich hierfür vorzugsweise immer nach den Angaben des Herstellers, besonders bei Hybrid-Textilien. Ab und zu darfst du deinen Regenschutz auch mit etwas Imprägnierspray auffrischen.

Person steckt Wäsche in die Waschmaschine
Foto: © Sarah Chai, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Reines Softshell ist zwar schmutzabweisend, doch musst du es ebenfalls von Zeit zu Zeit säubern. Vor allem, wenn du es für Sportbekleidung verwendest und sich die Salze vom Schweiß im Gewebe absetzen. Verzichte am besten auf Pulver und Weichspüler. Nutze lediglich ein flüssiges Feinwaschmittel, da die Fasern sonst verkleben. Drehe deine Garderobe zudem auf links, schließe alle Reißverschlüsse und wirf alles bei Schongang in die Maschine. Bei starken Verschmutzungen kannst du eine zweite Runde starten.

Ist deine Kleidung gewaschen, hänge sie zum Trocknen an die Luft. Normalerweise entfällt das Bügeln, da diese auf der Leine wieder ihre ursprüngliche Form annimmt. Solltest du das Eisen trotzdem einmal ansetzen, verwende lediglich milde Hitze, da sonst die Laminierung schmilzt. Auch schadet es nicht, die Imprägnierung ab und zu an der frischen Luft mit einem Spray aufzufrischen. Übrigens: Um Softshell zu nähen, musst du es vorher nicht waschen.

Eine Person steht mit dem Rücken zur Kamera in dichtem Nebel
Foto: © Darshak Pandya, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Weitere Fragen rund ums Softshell-Nähen

Neben den grundsätzlichen Materialien und Pflegehinweisen haben wir noch ein paar weitere praktische Tipps für dich. Finde hier Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.

  • Darf ich Softshell mit anderen Stoffen zusammen verarbeiten? Ja, das ist kein Problem. Grundsätzlich musst du nichts unterfüttern, aber durch Lagen aus Fleece, Cord, Jeans oder Canvas kannst du deine Projekte viel einzigartiger gestalten.
  • Wie kann ich den Fadenverlauf bei Softshell feststellen? Das ist nicht immer ganz so einfach. Die simpelste Lösung ist, bemi Kauf direkt nachzufragen oder zu beobachten, wie es von der Rolle geschnitten wird. Hast du deinen Stoff online erworben, mache einen Dehntest. Denn die meisten Softshell-Varianten sind in eine Richtung flexibler als in die andere.
  • Wie gelingen winddichte Nähte? Durch seine Eigenschaften hebt sich Softshell rund um die Nähte ab, was bereits einiges an Luftzug blockiert. Wirklich undurchlässig machen kannst du es jedoch nur durch spezielle Produkte.
  • Sind Softshell-Nähte wasserdicht? Sobald Flüssigkeit auf den Stoff gelangt, vergrößert sich sein Volumen und verschließt die Öffnungen. Jedoch sind Nähte nie 100 % dicht. Lediglich, wenn du auch hier spezielle Mittel anwendest. Genaueres erfährst du in unserem Beitrag “Wetterfest durchs Jahr: Wasserdichter Stoff zum Nähen”.
  • Wie erhalte ich eine flache Naht? Um das Abheben an Stellen zu verhindern, an denen es das Nähen erschweren würde, gehst du wie folgt vor:
    • Versäubere die Schnittteile, am besten mit einer Overlock-Maschine.
    • Nähe sie rechts auf rechts zusammen.
    • Klapp die Nahtzugaben auseinander und bügle bei milder Hitze darüber.
    • Steppe sie von außen fest.
  • Wie verringere ich die Dicke um den Reißverschluss? Auch hier ist die Lösung recht simpel, denn das überflüssige Volumen resultiert aus den überlappenden Stofflagen. Verwende deshalb statt Softshell dünnere Textilien wie Baumwolle, um den Untertritt zu nähen.
  • Wie verhindere ich Fehlstiche? Diese Situation ist ärgerlich, aber es passiert uns allen. Trotzdem kannst du einige Vorkehrungen treffen:
    • Säubere deine Nähmaschine. Achte darauf, dass du vor allem an der Unterfadenspule jegliche Fussel entfernst.
    • Überprüfe, ob dein Nähgarn so glatt wie möglich ist.
    • Untersuche deine Nähnadel auf Beschädigungen. Ist sie stumpf, verwende eine neue.
    • Gleiche an dicken und ungleichmäßigen Stellen die Nähfußhöhe aus. Dafür reicht ein gefaltetes Stück Pappe. Möchtest du oft Softshell nähen, empfehlen wir die Investition in eine Hebeplatte.
  • Kann ich Applikationen aufbringen? Bedenke, dass bei Techniken wie Sticken die Nadeln die Membran des Softshells durchbohren. Bei großflächigen Designs verringert dies die wasserabweisenden Eigenschaften. Es ist deshalb ratsam, deine Applikationen vorerst auf Stickvlies anzufertigen und dann mit einem langen Stich auf dem eigentlichen Projekt festzusteppen. Alternativ kannst du sie auch mit Textilkleber anhaften. Benutze in diesem Fall aber spezielle Outdoor-Kleber.
Eine Person stickt ein Motiv mit Frauengesicht und Blättern auf ein schwarzes Stück Stoff
Foto: © Nathana Rebouças, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Du siehst, Softshell erfordert etwas Fingerspitzengefühl. Nimm dir also die Zeit und probiere verschiedene Techniken, Garne und Nadeln aus. Hast du gefunden, was dir am besten gefällt, steht deinen selbstgemachten Jacken, Mänteln, Matschhosen, Rucksäcken, Taschen oder Beuteln nichts mehr im Weg.

Weiterführende Links
www.sewsimple.de/…/#warum-wellt-sich-der-reissverschlus-meiner-softshelljacke
www.larissastoffe.de/…/was-ist-softshell
www.naehzimmer.farbenmix.de/…/wirk-maschenware/softshell
www.ispo.com/…/die-softshell-jacke-deshalb-wird-sie-sogar-von-profisportlern-benutzt
https://de.wikipedia.org/wiki/Softshell

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