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Spitze annähen – so befestigst du den eleganten Zierrat

Filigran, zart fließend sowie fein gemustert – Spitze ist allseits beliebt und das nicht nur zum Hochzeitstag. Auch einen gewissen Status verbinden wir damit, obwohl sich dieser im Laufe der Zeit etwas abgeschwächt hat. Heute finden wir diverse Arten des Stoffs an den unterschiedlichsten Kleidungsstücken. Stellst du deine Garderobe gern selbst her und möchtest daran Spitze annähen, kann sich das teils etwas knifflig gestalten. Deshalb haben wir dir hier die wichtigsten Informationen und Tipps zusammengetragen. Lies jetzt mehr dazu!

Unzählige Arten – ein Blick in die Geschichte

Was ist Spitze? Der Begriff stammt ursprünglich aus dem althochdeutschen Sprachgebrauch und bedeutet so viel wie Garngeflecht. Es beschreibt eine in Zacken auslaufende Borte und steht eigentlich als Oberbegriff für eine Vielzahl textilen Zierrats. Die ersten Versionen entstanden im Italien des 15. Jahrhunderts. Während man sie hier zunächst nur an den Kragen und Ärmelmanschetten ansetzte, entstanden daraus Ende des 19. Jahrhunderts von Kleidung unabhängige Objekte wie Fensterdekorationen oder Tischdecken.

Nahaufnahme von einer Spitzenborte mit kreisrunden Lochmustern
Foto: © Sooz, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Heute findet sich die Spitze in der Textilindustrie zum Großteil an Brautkleidern und Trachten, aber ebenso an Dessous oder Nachtwäsche. Je nach aktuellem Modetrend verzieren sie ab und an auch Tops, T-Shirts oder sogar Jeans. Dabei ist Spitze jedoch nicht gleich Spitze. Gemeinhin unterscheiden wir in echte und unechte Varianten. Zur Ersten zählt lediglich die sogenannte Nadel- sowie Klöppelspitze. In der folgenden Übersicht findest du die gängigen Arten und deren Charakteristika:

  • Reticella-Spitze aus dem 16. Jahrhundert. Hier wird ein Muster auf mehrschichtigem Leinen vorgearbeitet und daraus Fäden gezogen. Die dabei entstehenden Löcher und Stege umstickt man. In Italien nennt man diese Version deshalb auch Luftstickerei.
  • Nadelspitze ist die älteste Form. Das Motiv, das auf Karton oder Pergament vorgezeichnet ist, wird ausgestochen.
  • Klöppelspitze ist eine Mischung aus Web- und Flechttechnik. Das Bild entsteht aus dem paarweisen Kreuzen, Verdrehen, Verweben und Verflechten von Fäden.
  • Echte Filetspitze trägt diesen Namen nur aufgrund ihres Alters. Sie besteht aus einem kunstvoll bestickten, quadratischen Netz.
  • Occhi-Spitze benötigt im Vergleich zu vielen anderen Arten keine Unterlage. Stattdessen werden auf einem Trägerfaden mehrere Knoten gereiht und anschließend bogenförmig zusammengeführt.
  • Maschinen- oder Jacquard-Spitze entsteht, wie der Name bereits andeutet, nicht händisch. Ihre Technik ähnelt der des Klöppelns.
  • Ätzspitze beschreibt einen Prozess, bei dem der Stickgrund nach der Fertigung mithilfe von Aceton weggeätzt wird, sodass nur noch die Feinarbeit übrig bleibt.
  • Tüllspitze ist eine maschinelle Weiterentwicklung der Klöppelspitze. Du erkennst sie an wabenförmigen, rechteckigen oder quadratischen Öffnungen.
  • Mäusezahn-Spitze beschreibt die Ränder dieser Variante, die aus kleinen Bögen geformt sind.
  • Häkelspitze stellt man ohne Unterlage in der freien Luft her. Hier formen sich Schlingen und Knötchen zu verschiedenen Mustern zusammen.
  • Valenciennes Spitze gilt als besonders wertvoll, da sie sich aus sehr feinem, handgeklöppelten Leinengarn zusammensetzt.
  • Plumetis-Spitze ist eigentlich nur ein feines, weiches Gewebe mit Federstickerei, meist in Pünktchenform.
  • Ajour-Spitze leitet sich vom gleichnamigen Muster ab, mit dem man oft Stoffe und Gewebe umrandet. Auch hier findet ein Durchbruch statt.
  • Textronic-Spitze setzt sich aus unterschiedlichen, maschienenverbunden Garnen zusammen. Typisch ist der 3D-Eindruck, der durch die reliefartige Oberfläche entsteht.
  • Eyelash-Spitze zeigt am Rand meist einen Kranz an weichen Fäden, die so fein wie Wimpern sind. Daher die Bezeichnung.
  • Chantilly-Spitze ist meist auf schwarzem Tüllgrund geklöppelt und ihre Motive aus dem Barock oder Rokoko inspiriert.
  • Dresdner-Spitze ist weder eigenständige Art noch Technik. Sie verdankt ihren Namen einzig und allein ihrem Standort.
  • St. Galler bzw. Schweizer Spitze verweist ebenso lediglich auf Ihre Herkunft. Allerdings deckte die dort ansässige Produktion bis 1910 die Hälfte des Weltbedarfs an Stickerei-Waren.
  • Plauener Spitze verbinden wir nicht nur mit ihrem Geburtsort. Tatsächlich steht diese für besonders hervorragende Qualität.
Ein Spitzenband mit Muster und mit zarten Fäden verzierter Rand
Foto: © Divazus Fabric Store, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Beim  Spitze Annähen stehen dir also eine Menge Optionen zur Auswahl. Entscheide am besten nach der Optik, die du deinen Kleidungsstücken verleihen möchtest. Denn obwohl das Textil ursprünglich zu den Luxusgütern der gehobenen Schichten zählte, sind die meisten Sorten heute ohne großen finanziellen Aufwand zu erwerben.

Spitze annähen – Tipps und Tricks rund um dein Zierprojekt

Egal, woran du deine Spitze annähen möchtest, sei es als Borte für Tischtücher, Vorhänge oder an diversen Kleidungsstücken, bedarf das Textil etwas mehr Umsicht als andere. Erfahre, welche Nadeln du benötigst, was du bei elastischen Arten beachten solltest oder welche Sticharten sich eignen. Möchtest du stattdessen direkt zur Anleitung übergehen, klicke hier.

Eine Frau trägt einen grauen Hosenanzug, dessen Beine mit einer Spitzenkante abgeschlossen sind
Foto: © Godisable Jacob, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Spitze annähen: der Zuschnitt

Bevor du überhaupt mit dem Spitze-Annähen beginnen kannst, musst du sie zuschneiden. Dabei musst du auf den Musterverlauf bzw. die Richtung des Gewebes achten. Deshalb solltest du dieses auch bereits beim Kauf im Hinterkopf behalten. Passt es zu deinem Projekt? Ist das Motiv möglicherweise zu groß oder zu klein? Muss es ausbalanciert oder darf es asymmetrisch sein?

Hinzu kommt die Elastizität. Nicht jede Art ist gleichermaßen elastisch. Wähle deshalb auch hier mit Bedacht. Während Slips beispielsweise etwas dehnbarer sein sollten, benötigt ein BH mehr Stabilität. Alternativ kannst du aber auch unterfüttern oder mehrere Arten miteinander kombinieren.

Auf einer Schneidematte liegen Knöpfe, Bindfaden, Nadeln und ein Rollschneider
Adonyi Gábor, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Für den eigentlichen Zuschnitt empfehlen wir dir einen Rollschneider. Achte darauf, eine geeignete Unterlage zu verwenden. Verhindere ein Hin- und Hergleiten des Materials mit Nähgewichten. Besonders dann, wenn deine gewählte Spitze sehr rutschig ist.

Alles rund um die Maschine

Wollen wir Spitze annähen, bevorzugen wir die Verwendung einer Maschine. Nur an auffälligen Stellen, wie beispielsweise dem Halsausschnitt, arbeiten wir per Hand. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass alles sitzt und die Details perfekt verarbeitet sind. Generell gibt es jedoch sowohl beim maschinellen als auch beim manuellen Applizieren einiges zu berücksichtigen:

  1. Die erste Hürde verbirgt sich in den Markierungen. Sowohl Kreide als auch Clips halten kaum auf dem feinen Gewebe. Greife deshalb lieber zu feinen Stecknadeln oder kontrastreichem Nähgarn.
  2. Vernähe von Anfang an sorgfältig. Besonders bei glatten Textilien lohnt es sich, von der Mitte nach außen zu arbeiten. Das ist etwas aufwendiger, erspart dir im Nachhinein aber mögliche Frustrationen.
  3. Besitzt du eine Maschine mit Vernähfunktion, raten wir dir, die Fadenenden trotzdem festzuhalten. Gib dir hierfür etwas Spielraum bei der Länge. So stellst du sicher, dass sich nichts zusammenzieht oder der Stoff sich verfängt.
  4. Damit deine Nähmaschine nicht den empfindlichen Stoff frisst, kannst du anfangs präventiv Backpapier zwischen Material und Nadel legen. Im Nachhinein lässt sich dieses leicht abreißen. Arbeite zudem nicht direkt an der Kante, sondern lieber einige Millimeter davor.
  5. Verwende nach Möglichkeit einen Oberstofftransportfuß. Dieser eignet sich besonders gut bei elastischer Spitze.
Nahaufnahme eines Nähmaschinenfuß
Foto: © Ilya lix, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Passende Nadeln und Garn zum Spitze-Annähen

Bei der Wahl von Nadel und Nähgarn kommt es erneut darauf an, für welche Art von Spitze du dich entschieden hast. Generell gilt, sich für dieses feine Textil an dünne Pins (von 60 bis 80 nm) und Fäden zu halten sowie eine Stichlänge von etwa 2 mm einzustellen. Musst du verschiedene Schnittteile zusammenstecken, empfehlen wir dir Clips bzw. Stecknadeln in einer Stärke von 0,4 mm.

Für unelastische Varianten eignen sich beispielsweise 70er-Universalnadeln in Kombination mit einem 120er-Garn. Für dehnbarere Sorten, die du unter anderem bei Dessous oder Unterwäsche brauchst, kannst du Letzteres zusammen mit einer Super-Stretch-Nadel 75/11 verwenden.

Scheren und Garn liegen auf einem Holzuntergrund
Foto: © Margaret Jaszowska, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Die richtige Stichart und das Versäubern von Nähten

Während du deine Spitze annähst, wirst du wahrscheinlich feststellen, dass diese nicht so leicht zu versäubern ist. Grundsätzlich ist dies auch nicht nötig, allerdings hast du weniger exponierte Nähte direkt auf der Haut, wenn du diesen Schritt nicht überspringst. Glücklicherweise gibt es auch für dieses kleine Hindernis verschiedene Lösungsansätze.

  • Besonders dünne Spitze lässt sich schlecht versäubern. Arbeitest du mit längeren Teilungsnähten, legen wir dir deshalb die französische Naht ans Herz. Bei dieser liegt die offene Kante des Stoffes anschließend innerhalb der Nahtzugabe. Zurückschneiden lassen sich diese hervorragend mit Applikationsscheren.
  • Den Zickzackstich kannst du ebenfalls verwenden. Vorteil hier: Er lässt sich gut an das Format von Motiven anpassen. Für filigraner Muster eignen sich zum Beispiel eine Stichlänge von 1.5 und eine Breite von 2.5. Für größere solltest du wiederum mit den Werten 2.5/3.5 arbeiten.
  • Möchtest du mit einem Geradstich nähen, lohnt sich eine Lochstichplatte für deine Maschine. Diese verhindert, dass der feine Stoff in das Stichloch gezogen wird. Vergiss nur nicht, diese bei der Verwendung anderer Sticharten wieder auszutauschen.
Blaue Spitze ohne auffällige Nähte
Foto: © Courtney Smith, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Spitze annähen – Elegante Säume für deine Kleidung

Mit diesen praktischen Hinweisen zum Spitze-Annähen möchten wir dir nun noch eine beispielhafte Anleitung an die Hand geben. Probiere diese doch einmal während deines nächsten Projektes aus, sei es an einem T-Shirt, Kleid oder Rock.

  1. Nähe zuerst die gerade Kante deiner Spitze rechts auf rechts bündig um den Saum deines Kleidungsstücks.
  2. Hast du einmal rundherum gearbeitet, treffen die beiden Enden der Spitze wieder aufeinander. Lass diese sich etwa 1 cm überlappen.
  3. Klappe jetzt die Borte nach unten um, also in die Richtung, in der sie später liegen soll.
  4. Die Nahtzugabe faltest du auf der linken Seite nach oben, in Richtung Stoff. Auf diese Weise kannst du sie vorsichtig bügeln. Stelle das Eisen zur Sicherheit trotzdem auf eine niedrige Stufe.
  5. Steppe anschließend noch einmal von rechts ab und die Nahtzugabe somit hinten fest. Nutze dafür entweder einen 3-Fach-Gerad- oder einen Zickzackstich.
Eine Frau trägt einen Spitzen besetzten Schleier
Foto: © Bryllupsfotograf Forevigt, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexelscom

Nach diesen fünf kurzen Schritten ist es bereits geschafft. Behältst du dabei unsere oben gegebenen Tipps im Kopf, sollte dir dein Vorhaben ohne größere Schwierigkeiten gelingen. Wir sind schon gespannt, wie du deine Garderobe zukünftig verschönerst. Übrigens: Damit deine Spitze auch noch lange nach dem Anbringen schön bleibt, solltest du sie nur von links und maximal auf Stufe zwei bügeln. Besteht sie aus Polyester, kannst du sie einfach mit in die Waschmaschine geben. Naturfasern empfehlen wir, lieber per Hand zu waschen.

Weiterführende Links
www.carlmarie.de/…/das-ist-spitze-wissenswertes-zu-dem-zarten-gewebe/
www.braandbee.com/5-tipps-fuer-das-n%C3%A4hen-mit-spitze/
www.blog.bernina.com/…/spitze-naehen/
www.simply-kreativ.de/…/kleine-stoffkunde-spitzenstoff/

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