Kategorien
Allgemein

Nähtechniken: Diese vier Sticharten solltest du kennen

Wer mit dem Nähen beginnen will, wird vielleicht erst einmal etwas ratlos über den Anleitungen brüten. Begriffe wie “heften” oder “versäubern” sind nicht sofort verständlich – und wie man diese Schritte durchführt auch nicht. Wir wollen dir darum heute das nötige Handwerkszeug dafür geben. Hier stellen wir dir die wichtigsten vier Sticharten vor und erklären, wann du welche brauchst, was sie tun und wie du sie umsetzen kannst. Lies hier mehr!

Vorbereitung: Allgemeines zu den Sticharten

Das Schöne am Handwerk des Nähens ist tatsächlich, dass für die wichtigsten Basics kein großes Zubehör nötig ist. So ist es sicherlich sehr angenehm und komfortabel, wenn du eine Nähmaschine zur Verfügung hast, aber die Sticharten, die zum Nähen essentiell sind, kannst du auch von Hand ausführen. Manchmal ist das sogar die bessere Option.

Blauer Stoff unter der Nadel einer Nähmaschine
Foto: © Demiahl, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Was bei der Maschine einfacher ist, sind Dinge wie die Stichlänge und -breite sowie die Fadenspannung zu verändern. Diese per Hand umzusetzen, erfordert einiges an Übung, damit auch alles gleichmäßig wird. Dennoch sind es wichtige Merkmale, mit denen man die Wirkung der Stiche auch variieren kann.

  • Stichlänge
    • bezeichnet den Abstand zwischen den Einstichpunkten im Stoff
    • besteht nur wenig Abstand = kurze Stichlänge → führt zu einer engeren Naht und ist vor allem für leichte, dünne Stoffe geeignet
    • mehr Abstand = hohe Stichlänge ergibt eine lockere Naht und wird vor allem für dicke, feste Stoffe eingesetzt
  • Stichbreite
    • relevant für nicht-geradlinige Stiche (z.B. Zickzack oder andere Zierstiche)
    • gibt an, wie weit sich die Nadel zur Seite bewegt
    • dehnbare Stoffe wie z.B. Jersey näht man besser mit niedriger Stichbreite, damit Elastizität erhalten bleibt
  • Fadenspannung
    • gibt an, wie straff der Faden beim Nähen in den Stoff eindringt
    • richtet sich nach Qualität des Stoffs
    • ist das Material sehr fein, darf der Faden nicht zu straff sein → verzieht sich sonst
    • ist der Stoff eher fest, löst sich ein zu lockerer Faden zu schnell
Schwarz weiß Bild von einer Nähmaschinennadel
Foto: © J Williams, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Diese drei Faktoren kannst du also, wie gesagt, sowohl mit der Maschine, als auch von Hand umsetzen. Was ein wirklicher Unterschied zwischen den beiden Herangehensweisen ist, ist aber Folgendes: Bei der Nähmaschine wird tendenziell immer mit einem Ober- und einem Unterfaden gearbeitet. So werden die Nähte sehr haltbar. Beim Handnähen musst du diesen Effekt mit nur einem Faden erzeugen. Wie das gelingt, verraten wir dir jetzt.

Brauchst du noch Nähgarn, Nadeln oder anderes Zubehör? Bei uns im Online-Shop wirst du fündig!

Der Simple: Heftstich

Wer an eine Naht denkt, hat diese Stichart wahrscheinlich sofort vor seinem inneren Auge: der Heft- bzw. auch Vorstich. Hier findet immer abwechselnd ein Stich und eine Lücke statt. Dadurch werden zwei Stoffstücke miteinander fixiert, aber können auch sehr einfach wieder gelöst werden. Der Heftstich wird meist als eine Art Hilfsnaht genutzt und ist nicht von Dauer. Man verwendet häufig sogar einen Faden, der sich besonders leicht wieder entfernen oder zur Not reißen lässt.

Frau näht mit blauem Faden einen weißen Stoff
Foto: © Teona Swift, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Das ist ideal für Anproben, denn so sticht sich niemand an Stecknadeln und Klammern können auch nicht verloren gehen. Passt alles, kannst du dann einfach entlang des Heftstichs deine endgültige Naht setzen. Wichtig ist dabei aber, dass du immer ein klein wenig Abstand zwischen den beiden lässt. So kannst du den Heftfaden später auch wieder gut herauslösen, ohne die eigentliche Naht zu beschädigen.

Um einen Heftstich mit der Maschine zu machen, nutzt du einfach den normalen geraden Stich (dazu gleich mehr) und setzt die Stichlänge aufs Maximum. Zudem lockerst du die Fadenspannung ein wenig. Von Hand stichst du die Nadel einfach nur von hinten nach vorn durch den Stoff und dann mit etwas Abstand wieder hinein. Lass hinten auch ein wenig Abstand, bevor du wieder herausstichst und immer so weiter.

Person näht einen weißen Stoff
Foto: © Teona Swift, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Der Standard: Steppstich

Willst du Stoffe dauerhaft zusammennähen, wirst du ihn in den meisten Fällen brauchen: Den Stepp- oder Geradstich. Er verläuft schnurgerade und wird für nahezu alle Näharbeiten genutzt. Egal welche Materialien du miteinander verknüpfen willst – mit ihm bist du meist auf der sicheren Seite, weil er so haltbar ist.

Beim Steppstich kannst du wie oben erklärt sehr einfach Stichlänge und Fadenspannung variieren, um dich an die Qualität des Stoffes anzupassen. Wichtig ist vor allem eine gleichmäßige Durchführung. Das ist mit der Maschine aber zum Glück kein Problem. Durch die zwei unterschiedlichen Fäden entsteht ganz spielend und problemlos eine beidseitige Naht. Um den Faden endgültig zu fixieren, empfiehlt es sich lediglich, dass du an Anfang und Ende deiner Naht zwei bis drei Stiche vorwärts, zurück und wieder vor nähst. So kann die Naht sich nicht wieder aufdröseln.

Die Nähte auf einer Jeanshosentasche
Foto: © Engin Akyurt, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Wenn du den Steppstich von Hand machst, braucht es am Fadenende nur einen Knoten. Dafür ist der Stich an sich etwas komplexer, da du mit nur einem Faden den gleichen Effekt erzielen willst. Das gelingt dir wie folgt:

  1. Mach zunächst einen einzelnen Heftstich, also von hinten nach vorn ausstechen und dann (ca. 5 mm später) wieder einstechen.
  2. Geh auf der Rückseite wieder an den Ausgangspunkt zurück und stich mit etwas Abstand (ca. 3 mm) wieder von hinten nach vorn heraus.
  3. Stich nun wieder an deinem vorhergehenden Fadenaustritt in den Stoff hinein.
  4. Auf der Rückseite gehst du dann wieder an dem letzten Ausstich vorbei und kehrst mit etwas Abstand erneut auf die Vorderseite zurück.
  5. Im Prinzip machst du auf der Vorderseite also immer eine Stichlänge vor, auf der Rückseite zwei zurück.
Stiche auf einer Jeans
Foto: © Karolina Grabowska, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Der Flexible: Zickzackstich

Der Zickzackstich ist ein echtes Multitalent: Er hat praktischen Nutzen, kann aber auch zieren. Insbesondere bei Stretch-Stoffen ist er eine gute Alternative, da er im Vergleich zum Steppstich flexibler ist und so bei einer Naht die Elastizität erhalten bleibt. Wichtig hierbei ist: Je kleiner die Stichlänge ist, desto dehnbarer bleibt die Naht.

Ein Zickzackstich ist aber grundsätzlich für alle Stoffarten geeignet. Du kannst mit ihm auch Nähte zusätzlich verstärken oder Schnittkanten versäubern. Das bedeutet, der Stoff franst dann am Rand nicht unschön aus. Zudem eignet er sich auch zum Annähen von Gummibündchen, Spitzeneinsätzen und Applikationen.

Stoff mit einer Kordel
Foto: © PIRO4D, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Bei der Maschine kannst du meist unterschiedliche Arten des Zickzacks einstellen. Beachte hier die Stichbreite- und länge, damit du ein optimales Ergebnis bekommst. Versuch dich am besten vorher an einem Probestückchen, um den Effekt der verschiedenen Einstellungen genau zu erkunden. Willst du ihn per Hand durchführen, gehst du folgendermaßen vor:

  1. Unten links von hinten nach vorn ausstechen.
  2. Diagonal nach oben rechts wieder einstechen.
  3. Hinten diagonal nach unten rechts wieder ausstechen.
  4. Dann auf der Voderseite wieder nach links oben zurück zur 1. Einstichstelle stechen
  5. Auf der Rückseite auf gleicher Höhe nach rechts oben verschieben und wieder ausstechen.
  6. Dann links unten in die Ausstichstelle wieder einstechen.
  7. Dieses Prinzip fortsetzen. Auf der Vorderseite entsteht ein Zackenmuster, auf Rückseite siehst du zwei parallel verlaufende, waagerechte Linien.
Stoff, Faden und ein Nahttrenner
Foto: © sewingdirectory, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Der Praktische: Knopflochstich

Wenn du dir mal an Hose, Hemd oder Kissenbezug ein Knopfloch näher anschaust, fällt dir bestimmt dessen Einfassung am Rand auf. Auch das ist ein spezieller Stich. Knopflöcher sind zugegebenerweise nicht unbedingt das einfachste Projekt zu Anfang. Aber der Stich kann in groß auch dazu dienen, Ränder einzufassen. Das kennst du vielleicht von Decken. Ob also am Knopfloch oder an der Decke – durch diese Stichart bekommen die Kanten Stabilität und du kannst deutlich leichter mit einem Knopf hindurchgleiten.

Bei der Maschine gibt es meist vorgefertigte Stiche für Knopflöcher. Hier brauchst du nichts mehr groß zu beachten, die Arbeit erledigt sich automatisch. Manchmal kannst du noch aus verschiedenen Knopflocharten wählen. Das Einzige, was du machen musst, ist ein spezielles Knopflochfüßchen zu montieren. Ist der Stich fertig, schneidest du nur noch vorsichtig den Stoff der Länge nach auf. Falls deine Maschine übrigens keine solche Automatik hat, kannst du es auch mit einem sehr engen Zickzackstich imitieren.

Jemand näht um ein Knopfloch herum
Foto: © Krullber, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: commons.wikimedia.org

Von Hand funktioniert es ein wenig anders, ein Knopfloch einzufassen. Manche sagen hierzu auch Schlingstich, gerade wenn es um das Versäubern der Kanten geht. Im Prinzip ist es aber das Gleiche und funktioniert so:

  1. Stich von hinten nach vorn nahe des Randes deines Knopflochs aus.
  2. Stich dann wieder von hinten in exakt der gleichen Stelle nach vorn aus, indem du die Nadel durch das Knopfloch auf die Rückseite führst.
  3. Bevor du die Nadel komplett durchziehst, leg den Faden als Schlaufe unter der Nadel entlang.
  4. Nun die Nadel komplett aus dem Stoff ziehen und den Faden straffen. Es bildet sich automatisch auf der Oberkante eine Art Knoten.
  5. Stich von der Rückseite ein klein wenig daneben wieder die Nadel nach vorne durch, leg wieder den Faden unter der Nadel entlang und zieh die dann auf der Vorderseite raus.

Die so entstehenden Schlingen legen sich am Rand entlang und stabilisieren ihn. Der Stich wird einmal komplett das Loch entlang fortgesetzt. Wichtig ist hierbei, dass die Stichlänge immer möglichst gleichmäßig ist. Je enger die einzelnen Stiche beieinander liegen, desto stabiler wird zudem die Einfassung.

Ein kariertes Hemd
Foto: © Ollebolle123, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Ein Frage der richtigen Stichart

Mit den von uns hier kurz vorgestellten Sticharten kommst du zu Beginn deiner Näh-Karriere auf jeden Fall wunderbar voran. Natürlich hört die Welt danach nicht auf. Gerade im Bereich der Zierstiche gibt es noch viel zu entdecken! Und auch Spezial-Stiche wie z.B. der Blindstich sind definitiv interessant. Doch mit Heft-, Stepp-, Zickzack- und Knopflochstich bist du mit dem wichtigstens Wissen ausgerüstet. Wir wünschen dir nun viel Freude beim Ausprobieren!

Weiterführende Links:

www.de.wikihow.com/Richtig-n%C3%A4hen
www.katia.com/…/die-10-wichtigsten-stiche-der-naehmaschine/
www.schneidern-naehen.de/handstiche
www.burdastyle.de/naehtipp-handstiche-naehen
www.youtube.com/watch?v=pmuvPBYrtBk
www.youtube.com/watch?v=i366CAkgqKU
www.youtube.com/watch?v=2VhvM_iLsq4
www.youtube.com/watch?v=iEteEPxS2BI
www.youtube.com/watch?v=I7xp6PudnXs
www.youtube.com/watch?v=AR-0q-TEvi8

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert