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Stofffärben mit chemischen und natürlichen Mitteln

Hast du dich bereits überall umgeschaut, findest aber einfach nicht die richtigen Textilien für deine Nähprojekte? Oder ist dein einst so weißes T-Shirt mittlerweile eher grau? Dann ist es an der Zeit fürs Stofffärben. Wie das funktioniert, was du dazu brauchst und welche Hausmittel zur Alternative stehen, erfährst du hier. Lies jetzt weiter!

Weshalb sich Stofffärben lohnt und ein Blick in die Geschichte

Warum eigentlich Textilien färben? Wir haben es bereits ein wenig angedeutet. Einerseits hast du vollständige Kontrolle über die Farben deiner Stoffe, andererseits kannst du alten, nicht mehr so schönen Kleidungsstücken neues Leben einhauchen. Das schont nicht nur deinen Geldbeutel, sondern ebenso die Umwelt. Denn das längere Tragen deiner Garderobe ist wesentlich nachhaltiger als etwas Neues zu kaufen. Ganz beiläufig schaffst du Unikate, die so sicherlich niemand daheim hat. Ähnlich wie beim Stoffe-Bemalen, nur dass du hier das gesamte Gewebe veränderst, statt nur bestimmte Stellen oberflächlich zu dekorieren.

Eine Person hat ein blau-weiß gefärbtes Tuch auf dem Schoß, daneben liegen Nähutensilien
Foto: © Teona Swift, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Das Stoffärben hat sich dabei über den Lauf der Zeit stark verändert. Während man bis ans Ende des 19. Jahrhunderts ausschließlich mit natürlichen Rohstoffen arbeitete, benutzen Hersteller heute zum Großteil Farben aus Mineralöl. Das uns bekannte Indigoblau war die erste unter ihnen. Doch die lange in Vergessenheit geratene Verwendung von pflanzlichen Stoffen ist vor einigen Jahren wieder aufgelebt. In vielen Privathaushalten kommt diese nun zum Einsatz. Wir stellen dir beide Varianten im weiteren Verlauf vor!

Stoff färben: Welche Fasern eignen sich?

Hast du Lust, dich selbst einmal am Stofffärben auszuprobieren, solltest du zunächst überprüfen, ob sich deine Textilien dafür eignen. Grundsätzlich gilt: je natürlicher die Faser, desto besser. Folgende sollten kein Problem darstellen:

Etwas schwieriger gestaltet sich das Ganze schon mit synthetischen Fasern. Hierbei kommt es jedoch stark auf das Mischverhältnis an. Rein künstliche Stoffe nehmen keinerlei Farbe an. Die eingewebten Naturfasern sind dann die einzigen, an denen sie sich festsetzen kann. Hast du also beispielsweise einen Mix aus 90 % Polyester und 10 % Viskose, ist die Intensität des Farbtons nur sehr schwach. Arbeite deshalb idealerweise immer mit Textilien, die zu mindestens 60 % aus reinen Naturfasern bestehen.

Gefärbter, leicht zerrissener Stoff
Foto: © Teona Swift, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Pass jedoch auf, denn auch daraus hergestellte Kleidungsstücke können Nähte aus künstlichem Garn enthalten. Nehmen diese die Farbe schlechter auf, entsteht ein deutlicher Kontrast. Teils kann dies gewollt aussehen, teils stört es das einheitliche Bild. Greife in diesen Fällen zu Färbemitteln, die speziell für Polyesterfasern ausgelegt sind. Achte dabei aber darauf, dass nichts auf deine Hände oder deine übrige Garderobe gelangt und dort unschöne Flecken hinterlässt.

So gelingt das Stofffärben per Waschmaschine oder per Hand

Möchtest du Stoff färben, hast du zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Du kannst das Ganze sowohl in deiner Waschmaschine als auch in einem Behälter wie einem Topf oder einer Schüssel angehen. Unabhängig davon, wofür du dich entscheidest, musst du deine Textilien darauf vorbereiten. Wasche sie vor dem Färben ohne Weichspüler oder Imprägniermittel, damit die Fasern frei von Rückständen sind. Hast du sie erst kürzlich gekauft, solltest du sie mindestens dreimal waschen, um die Oberflächenbehandlungen der Hersteller vollständig zu entfernen.

Eine pink-lila beleuchtete Frontlader-Waschmaschine voller Kleidung
Foto: © engin akyurt, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Variante 1: Stofffärben in der Waschmaschine

Für das Stofffärben in der Maschine eignen sich chemische Textilfarben am besten. Diese enthalten meist bereits Salze bzw. Farbfixierer. Überprüfe hierzu allerdings noch einmal die Inhaltsstoffe auf der Packung. Sollten keine hinzugefügt sein, kannst du diesen einfach nachkaufen. Hast du alles beisammen, verfahre wie folgt:

  1. Wiege deine trockene Wäsche. Je nach Gewicht brauchst du unterschiedliche Mengen an Farbe.
  2. Gib beides zusammen in die Waschmaschine. Färbesalz bzw. Fixierer füllst du in das Fach für Weichspüler.
  3. Achte nun auf die Herstellerangabe. Normalerweise startest du jetzt einen Waschgang bei 40 oder 60° C.
  4. Falls die Verpackung vorher laut Herstellerangaben mit in die Trommel gegeben werden musste, nimm sie jetzt heraus.
  5. Starte einen neuen Durchgang mit etwas Waschpulver.
  6. Hänge alles zum Trocknen auf.
  7. Lass deine Maschine noch einmal leer laufen, um sicherzustellen, dass jegliche Farbrückstände weggespült sind.
Wasser mit Farbschlieren, in dem Stoff treibt
Foto: © Teona Swift, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Variante 2: Stofffärben per Hand

Besitzt du keine Waschmaschine oder arbeitest du mit empfindlichen Textilien wie Seide, solltest du das Stofffärben per Hand in Betracht ziehen. Der größte Vorteil: Es ist simpel und du hast die maximale Kontrolle über die Geschehnisse. Du brauchst dafür ein Gefäß aus Plastik, Glas, Emaille oder Porzellan, das groß genug ist, damit deine Stoffe ohne Quetschen hineinpassen. Je länger dein Stück darin liegt, desto intensiver wird das Endergebnis. So funktioniert’s:

  1. Fülle deine Schale, Topf oder Eimer mit warmem Wasser.
  2. Gib dein Färbemittel hinein und löse es vollständig auf.
  3. Tauche den Stoff hinein und lass ihn eine Stunde darin ziehen.
  4. Rühre zwischenzeitlich um, damit sich die Farbe gleichmäßig verteilt.
  5. Wasche deine Textilien abschließend so lang aus, bis das Wasser klar bleibt.
Eine Frau wringt gefärbten Stoff über einer Schüssel aus
Foto: © Teona Swift, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Entscheidest du dich für die händische Methode, achte auch hier erneut auf die Angaben der Hersteller. Zudem lohnt es sich immer, nach gründlichem Ausspülen deine Stoffe erst einmal separat zu waschen, falls doch noch überschüssige Farbe enthalten sein sollte.

Hausmittel – die Verwendung pflanzlicher Farbstoffe

Möchtest du dein jetzt schon ökologisches Unternehmen noch nachhaltiger gestalten, kannst du anstatt zu chemischen Farben auch zu pflanzlichen Mitteln greifen. Das Endergebnis wird damit zwar nicht ganz so intensiv wie bei den künstlichen Varianten, aber möglicherweise ist das genau das Richtige für dich.

Zart grün gefärbte Stoffteile, die übereinander liegen
Foto: © Teona Swift, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Der größte Unterschied: Der vorher gewaschene Stoff benötigt eine Beize. Diese sorgt dafür, dass die Fasern die Farbe besser aufnehmen. Dafür verwendest du Salz, wenn du mit Beeren, oder Essig, wenn du mit Pflanzen färbst. Während des eigentlichen Stofffärbens verfährst du folgendermaßen:

  1. Wiege deine Pflanzen und Stoffmenge ab. Diese müssen in einem Verhältnis von 1:1 sein, also z. B. 500 g Textil/500 g Rohstoff. Bei Blütenblättern benötigst du die doppelte Menge.
  2. Mische dein Beizmittel in einem großen Topf an (etwa 2 Tassen Essig / eine halbe Tasse Salz auf 8 Tassen Wasser).
  3. Weiche deine Textilien etwa eine Stunde bei schwacher Hitze darin ein.
  4. Spüle anschließend alles sorgsam mit klarem Wasser durch.
  5. Gib dein Naturprodukt in ein zusammengebundenes Musselin-Tuch.
  6. Lass diesen Beutel in einem Topf mit Wasser aufkochen und anschließend noch etwas in dem warmen Wasser ziehen.
  7. Gib deinen nassen Stoff hinein.
  8. Je nach Farbton/gewünschter Intensität muss dieser nun ca. zwei Stunden darin liegen. Rühre ab und an um.
  9. Nimm ihn anschließend heraus und wasche ihn in der Maschine mit Feinwaschmittel, ohne ihn vorher auszuwringen.
Eine Tasse Tee, ein darin getränktes Stück Stoff, Teebeutel und Teesatz in einem Sieb
Foto: © monica dahiya, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Möchtest du übrigens stattdessen mit Tee färben, musst du diesen 15 Minuten köcheln und anschließend so lang wie möglich ziehen lassen. Entferne anschließend die Blätter und verfahre wie in der Anleitung ab Schritt 7. Kaffeesatz solltest du hingegen in Wasser auflösen und vor dem Färben herausfiltern.

Mit natürlichen Rohstoffen färben

Um deine eigenen Färbemittel herzustellen, steht dir eine große Auswahl an verschiedenen Rohstoffen zur Verfügung. Diese findest du in der nachfolgenden Übersicht. Achte bei deiner Wahl zudem auf den Grundton deines Stoffes, andernfalls entstehen möglicherweise ungewollte Mischungen. Behandelst du zum Beispiel ein gelbes T-Shirt mit blauer Farbe, wird es grün.

Rot/Pink Bau/Violett Grün Gelb Braun
Avocadokerne

Erdbeeren

Heidelbeeren

Hibiskusblüten

Himbeeren

Kirschen

Rote Bete

Brombeeren

Rotkohl

Schwarze Johannisbeere

Schwarze Holunderbeeren

Brennnessel

Goldrute

Schafgarbe

Spinat

Kurkuma

Safran

Zwiebeln

Eichenrinde

Kaffeesatz

Kastanienrinde

Tee

Walnussschalen

Zwiebeln liegen auf bräunlich gefärbten Stoffstücken
Foto: © Anna Auza, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Techniken für das Stofffärben

Selbstverständlich kannst du deine T-Shirts, Pullover oder Zuschnitte im Ganzen färben. Allerdings gibt es auch diverse Techniken, mit denen du einzigartige Muster kreieren kannst. So zum Beispiel:

  • Dip-Dye: Tauche dein Textil hier nur zum Teil in das Bad. So kannst du auch verschiedene Seiten mit unterschiedlichen Tönen färben.
  • Tie-Die/Batik: Hierfür zerknüllst du deine Textilien und bindest sie mit einer Schnur zusammen, bevor du sie ins Farbwasser legst.
  • Shibori: Eine Färbetechnik aus Japan, die noch einmal in sechs verschiedene Methoden unterteilt wird. Traditionell arbeitet man hier mit Indigo.
Mit Garn umwickelter Stoff in dunkelblauem Wasser
Foto: © Teona Swift, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Neben diesen bekannten Techniken kannst du beim Stofffärben aber ebenso deiner Kreativität freien Lauf lassen. Nimm zum Beispiel dein Farbbad und fülle etwas von der Flüssigkeit in einen Eiswürfelbehälter. Lege die gefrorenen Blöcke anschließend auf dein T-Shirt und lass sie dort zerlaufen. Dadurch entstehen interessante Kreismuster. Alternativ kannst du auch zu Pinseln, alten Zahnbürsten und Bleichmittel greifen. Damit kreierst du Spritzeffekte durch Entfärben. Pass nur auf, dass davon nichts auf andere Kleidungsstücke oder Gegenstände gerät. Wir sind gespannt, wofür du dich entscheidest!

Weiterführende Links
www.brigitte.de/…/stoffe-selber-faerben-10057232.html
www.utopia.de/…/stoff-faerben-neue-farben-mit-natuerlichen-mitteln/
www.otto.de/…/aus-alt-mach-bunt-so-gelingt-das-waesche-faerben-12210/
www.haus.de/…/polyester-faerben-34464
www.haus.de/…/shibori-29377

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