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Sweatstoff nähen – Fragen rund um den Alleskönner

In der kalten Jahreszeit gibt es doch nichts Schöneres, als sich in einen flauschigen Pullover zu kuscheln, richtig? Im Sommer soll er allerdings luftig und atmungsaktiv sein. Wie praktisch, dass sich beides aus Sweatstoff nähen lässt. Schon längst fertigen wir aus dem Allrounder nämlich nicht mehr nur Sportbekleidung. Trotzdem trauen sich aufgrund seiner Elastizität viele Näh-Fans nicht an das Material heran. Wir zeigen dir, was es damit auf sich hat und wie du es ohne Probleme verarbeiten kannst!

Sweatstoff: Was ist das?

Bevor wir auf das Sweatstoff-Nähen eingehen, möchten wir erst einmal definieren, worum es sich dabei handelt. Das Material besteht grundsätzlich aus Baumwolle, der teils andere Fasern beigemischt sind. In einem speziellen Strickverfahren verschlingen sich hier die einzelnen Fäden ineinander, ähnlich wie bei Jersey. Die Maschen verlaufen dabei parallel zur Webkante. Allerdings wird wesentlich mehr Garn pro Quadratmeter verarbeitet, was den Stoff schwerer und dichter macht. Dafür ist er im Vergleich jedoch weniger elastisch.

Ein brauner Pullover, daneben Malutensilien und Tannenzapfen.
Foto: © Meghna R, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Der zusätzliche Faden auf der Rückseite des Textils kann nach Bedarf angeraut werden, sodass sich die linke Seite wesentlich flauschiger anfühlt. Dies ist eine Unterscheidungsmöglichkeit der verschiedenen Ausführungen. Hinzu kommt die eigentliche Zusammensetzung. Diverse Kunstfasern, wie beispielsweise Polyester, tragen unter anderem zur Langlebigkeit, Farbbeständigkeit oder den Pflegeeigenschaften bei. In Kombination mit Elastan ist der Stoff wiederum elastischer und springt nach dem Dehnen in seine ursprüngliche Form zurück. Widmen wir uns den vielzähligen Arten also etwas genauer.

Nahaufnahme eines Supreme-Einnähers in einem Sweatpullover
Foto: © Haithem Ferdi , Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Die Gruppierungen: Mit welchem Sweatstoff nähen?

Wir haben bereits angedeutet, dass dir verschiedene Arten von Sweatstoff zum Nähen zur Verfügung stehen. Du solltest also je nach Projekt und Jahreszeit entscheiden, in der du dein Kleidungsstück tragen möchtest. Damit dir das Ganze etwas leichter fällt, wirf doch einen Blick in unsere praktische Übersicht. Hier haben wir die Ausführungen in Gruppen unterteilt, die sich grundsätzlich durch ihre Grammaturen unterscheiden. Manchmal verschwimmen die Grenzen aber leicht. Sicher ist allerdings, dass sich bei den meisten die linke und rechte Seite ungleich anfühlen.

Rückseite angeraut
  • Jogging Sweat
  • dehnbar, weich
  • sehr gut geeignet für Winter/Herbst
  • ideal für Jacken, Jogginghosen, etc.
  • schwerer/ Wintersweat
  • meist aus 80 % Baumwolle, 20 % Polyester
  • sehr dichte Maschen
  • super für kalte Jahreszeiten
  • ideal für dicke Winterpullover und Handschuhe
  • French-Terry, angeraut
  • mittelschwer
  • elastisch
  • oftmals 95 % Baumwolle, 5 % Elastan
  • die angeraute Innenseite macht ihn kuschelig
  • hervorragend für Übergangstemperaturen
  • ideal für Sweatshirts oder Westen
nicht angeraut
  • French Terry, nicht angeraut
  • leichter/ Sommersweat
  • theoretisch eine Produktionsvorstufe der klassischen Sweatstoffe
  • klar erkennbare Schlaufenstruktur
  • leichtes Tragegefühl
  • weniger wärmend
  • ideal für Kleider und T-Shirts
Doubleface
  • Kuschelsweat/ Alpenfleece
  • Happy Fleece/ Doubleface Sweat
  • verschiedene Namen für ähnliche Produkte
  • Kreuzung zwischen Sweat (Außenseite) und Fleece (Innenseite)
  • besonders kuschelig
  • ausgezeichnet für Hoodies, Mützen, Westen, Pullover, etc.

Kleidung aus Sweatstoff nähen: Welche Vorteile gibt es?

Je nach Zusammensetzung und Ausführung weist dein Sweatstoff bestimmte Eigenschaften auf. Allerdings lassen sich auch ein paar grundlegende, allgemeine Aussagen über das beliebte Textil treffen. Dazu zählen folgende vorteilhafte Merkmale:

  • Das Material ist dehnbar. Je höher der Elastan-Anteil, desto besser.
  • Es ist besonders atmungsaktiv sowie hautfreundlich, wodurch es sich zu jeder Jahreszeit oder auch bei körperlichen Aktivitäten wunderbar tragen lässt.
  • Durch die eingearbeitete Baumwolle ist es sehr saugfähig, was dir beim Sport zugutekommt.
  • An kalten Tagen wärmt dich die angeraute Innenseite effektiver als Jersey.
  • Das Verarbeiten ist nicht schwer, da sich die Kanten nicht einrollen.
Eine Frau liegt auf dem Rücken, mit den Händen unter dem Kopf auf einem Spielfeld. Sie trägt einen lila Sweatpullover
Foto: © Anna Shvets, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Selbstverständlich gibt es ebenfalls Nachteile. Der größte von ihnen liegt im Waschen deiner Kleidungsstücke. Nach etwa drei bis vier Touren in der Maschine wird die sonst so flauschige Innenseite meist rauer und bildet kleine Knötchen. Auch das eigentliche Sweatstoff-Nähen erfordert zunächst etwas Eingewöhnung, ist aber zum Glück später dafür nicht allzu kompliziert. Damit du dich trotzdem nicht erst über Kleinigkeiten ärgern musst, haben wir dir die wichtigsten Tipps zusammengetragen.

Sweatstoff nähen: Welche Tipps und Tricks gibt es?

Aufgrund seiner Elastizität und seinem maschenartigen Aufbau ist das Verarbeiten von Sweat nicht immer einfach. Allerdings gibt es ein paar Kniffe, die du währenddessen beachten kannst und welche dir das Nähen erleichtern sollten. Diese reichen von der geeigneten Nadel über das Ziehen am Textil bis hin zur eigentlichen Pflege.

Auf einer Schneidematte liegen Knöpfe, Bindfaden, Nadeln und ein Rollschneider
Adonyi Gábor, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Sweatstoff nähen: Dos and Don’ts

Ähnlich wie bei anderen Maschenwaren empfiehlt es sich, Sweat nur mit Jerseynadeln zu bearbeiten. Sie zeichnen sich durch ihre kugelförmige Spitze aus, die die einzelnen Schlaufen lediglich verdrängt, anstatt Löcher im Textil zu verursachen. Hinzu kommt, dass du aufgrund der Dehnbarkeit nur bestimmte bzw. elastische Sticharten anwenden darfst. Folgende Optionen stehen dir zur Verfügung:

  1. Verwende für Nähte einen Dreifach-Geradstich. Durch diesen sind sie flexibel genug und reißen nicht. Aufgrund ihrer Robustheit eignen sie sich beispielsweise besonders gut für den Schrittbereich von Hosen.
  2. Kann deine Maschine keine elastische Naht führen, stelle einen schmalen Zickzackstich ein.
  3. Da Sweat nicht ausfranst, musst du die Kanten nicht unbedingt versäubern. Allerdings sieht es ordentlicher aus.
  4. Für einen noch schöneren Effekt kannst du mit Wabenstichen dehnbare Ziernähte einsetzen.
  5. Wirklich professionell wirken Säume, die du mit einer Zwillingsnadel bearbeitest.

Um deinen Stoff zuzuschneiden, kannst du entweder zu einer Schere oder einem Rollschneider greifen. Verzichte dabei nach Möglichkeit auf Stecknadeln, da diese das Gewebe ebenfalls durchlöchern. Möchtest du dein Material trotzdem am Verrutschen hindern, lassen sich alternativ Klemmen oder Gewichte nutzen.

Helle Spitzen- und Bommelborten liegen auf einem Tisch
Алекке Блажин, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Ebenfalls praktisch sind Nähhilfen wie Sprühstärke bzw. Fabric Booster. Mit diesen wird die Flexibilität für kurze Zeit vermindert, sodass es sich leichter arbeiten lässt. Bist du mit dem eigentlich Sweatsoff-Nähen fertig, kannst du deine Werke natürlich noch verschönern. Hier eröffnen sich dir viele Möglichkeiten, um dich kreativ voll und ganz auszuleben. Was hältst du beispielsweise von niedlichen Borten oder fröhlichen Kordeln für deine Hoodies? Möchtest du stattdessen etwas applizieren, raten wir dir, die Rückseite deines Oberstoffes mit etwas Stickvlies zu stabilisieren. Ähnlich gut funktioniert wasserlösliche Stickfolie.

Nicht daran ziehen

Gerade bei anfänglichen Nähversuchen mit elastischen Stoffen haben wir oft das Gefühl, dass die Maschine nicht mit dem Material fertig wird. Das ist aber nicht immer der Fall. Trotzdem beginnen Einsteiger häufig am Textil zu ziehen, um mehr Spannung aufzubauen. Ist diese zu hoch, kommst du allerdings garantiert nicht zum gewünschten Ergebnis. Gibst du hingegen gar keine Unterstützung, läufst du Gefahr, dass deine Nähte wellig werden.

Eine Frau sitzt vor an einer Nähmaschine und zieht an einem Stück Stoff
Foto: © Ksenia Chernaya, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Das Geheimnis liegt also in einem gesunden Mittelweg. Schiebe den Stoff ganz locker über den Arbeitstisch. Auf diese Weise gibst du ihm nicht die Möglichkeit, sich zu sehr zu spannen oder zu dehnen. Zudem hilft es, die Geschwindigkeit deiner Nadel anzupassen, schließlich muss dein neues Werk nicht gleich nach zehn Minuten fertig sein. Lass dir lieber Zeit und genieße jeden Schritt des Sweatstoff-Nähens.

So pflegst du Sweatstoff

Generell zählen Jersey und Sweat zu den eher pflegeleichteren Stoffen. Allerdings gibt es ein paar Aspekte zu beachten, damit du noch lange Freude an deinen Stücken hast. Beispielsweise solltest du sie nicht bei mehr als 60 °C in die Maschine werfen. Drehe aus ihnen bestehende Kleidungsstoffe zudem am besten auf Links und verwende ein schonendes Waschmittel.

Zwei Sweatpullover hängen auf Bügeln an einem schwarzen Metalgerüst
Foto: © Ron Lach, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Wichtig: Verwende keinen Weichspüler. Dieser kann die Fasern zerstören, wodurch möglicherweise Löcher entstehen. Zudem gehört das Material nicht in den Trockner, da es dort leicht ausleiert. Stattdessen legst du es idealerweise flach auf einen Wäscheständer. Ein weiterer Fehler, der häufiger auftritt, ist das Überfüllen der Trommel. Dies kann nicht nur Maschenware durch übermäßige Reibung beschädigen, sondern jedes deiner Kleidungsstücke. Sichere Teile, die dir besonders wichtig sind, zudem zusätzlich mit einem Wäschenetz.

Jetzt, da du weißt, was du beim Sweatstoff-Nähen alles beachten musst, kannst du durchstarten. Wir sind schon ganz gespannt, welche flauschigen Pullover, Westen oder Kleider du zuerst kreierst. Schau dich dazu doch noch weiter auf unserem Blog um. Hier findest du sicherlich ein paar Inspirationen und interessante Anleitungen!

Weiterführende Links
www.wissen-kompakt.de/…/sweatshirtstoffe.php
www.simply-kreativ.de/…/kleine-stoffkunde-sweat/
www.diyeule.de/stoffkunde-sweat-stoffe/
www.sewsimple.de/dehnbare-stoffe-naehen/

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