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Wetterfest durchs Jahr: Wasserdichter Stoff zum Nähen

Ob wechselhafter Frühling, plötzlicher Sommerschauer, trüber Herbsttag oder eisiger Schneeregen – wetterfeste Kleidung benötigen wir das ganze Jahr hindurch. Doch gerade, wenn du Mantel oder Matschhose selber herstellen möchtest, wird es knifflig. Welchen wasserfesten Stoff zum Nähen gibt es? Existiert so etwas überhaupt und wenn nicht, wie machst du deine Sachen dann witterungsbeständig? All diese Antworten findest du hier. Lies jetzt weiter!

Genau hingeschaut: Wasserdicht vs. wasserabweisend

Bevor wir uns wasserdichtem Stoff zum Nähen zuwenden, müssen wir erst einmal definieren, worum es sich bei dem Begriff eigentlich handelt. Die Abgrenzung zu wasserabweisend ist dabei nicht ganz so deutlich. Tatsächlich unterscheiden viele Menschen gar nicht zwischen den beiden. Warum auch? Solang du trocken bleibst, hat es keinen großen Einfluss auf deinen Alltag.

Auf einem Pflanzenblatt haben sich Tropfen gebildet
Foto: © NEOSiAM 2021, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Viel wichtiger ist es stattdessen für Hersteller. Diese haben sich an bestimmte Regeln zu halten und die Dichte ihrer Kleidungsstücke in Millimeter mit einer sogenannten Wassersäule zu messen. Der Stoff muss dabei einen gewissen Druck aushalten, damit die Flüssigkeit nicht hindurchdringen kann. Liegt der Wert bei 800 – 1000 mm, spricht man von dichten Textilien. Diese haben üblicherweise eine Membran oder ein Laminat eingenäht, die das Innere deiner Sachen trocken halten, während nur die oberste Schicht nass wird.

Etwas anders funktionieren abweisende Stoffe. Sie sind nur von außen beschichtet und lassen die meisten Tropfen einfach abperlen. Allerdings nur, so lange sie nicht zu eng an dir anliegen und eine gewisse Atmungsaktivität haben. Diese Funktion ist nämlich stark abhängig vom Druck, der auf das Produkt einwirkt. Setzt du dich mit deiner Hose beispielsweise auf eine nasse Bank oder stehst für längere Zeit im Starkregen, dringt die Feuchtigkeit schließlich doch ein.

Kinder in bunten Regencapes rennen über einen Feldweg
Foto: © ELLA DON, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Auf den Einsatzzweck achten: Formen witterungsfester Stoffe

Grundsätzlich findest du in der Natur keine Faser, die in gewebter Form wasserdicht ist. Stattdessen saugen sie die Flüssigkeit gewöhnlich auf. Ähnliches passiert mit synthetischen Textilien. Diese speichern die Feuchtigkeit in kleinen Hohlräumen. Glücklicherweise lassen sich verschiedene Gewebearten jedoch bearbeiten, um so das Eindringen zu verhindern. Häufig findest du sie in Form von Wachstüchern, beschichteter Baumwolle, Ripstop, Softshell oder Outdoor-Stoffen.

Eine Gruppe wandernder Personen lehnt auf einem Geländer und deutet in den Wald
Foto: © Ivan Samkov, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Möchtest du einen dieser wasserfesten Stoffe zum Nähen verwenden, kommt es bei der Wahl ganz darauf an, was du dir vorstellst. Willst du dir beispielsweise eine Montur zum Wandern oder Sport herstellen, sollte diese nicht nur wetterbeständig, sondern ebenfalls angenehm zu tragen sein. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass du atmungsaktives Material benötigst. Moderne Regenbekleidung besteht häufig allerdings aus rein synthetischen Textilien, die diese Voraussetzung nicht erfüllen.

Nutze für deine Projekte also idealerweise Mischfasern. Dazu gehören unter anderem Nylon, Lycra, Sympa- sowie Gorotex. Bevorzugst du es jedoch mit natürlichen Fasern wie Leinen, Seide oder Baumwolle zu arbeiten, kannst du diese selbst wasserfest machen. Wie, zeigen wir dir jetzt.

Eine Person im Regenmantel steht neben einem Hund, der ebenfalls Regenkleidung trägt
Foto: © Yaroslav Shuraev, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Textilien selbst beschichten: wasserdichte Stoffe zum Nähen herstellen

Hast du nicht gerade vor, im Dauerregen wandern zu gehen, reicht es, wenn deine Kleidung wasserabweisend ist. Die einfachste Methode dafür ist es, deine Sachen zu imprägnieren. Das hast du wahrscheinlich schon einmal mit Schuhen gemacht. Nach dem Einsprühen perlen die Tropfen einfach von der Oberfläche ab. Möchtest du dabei allerdings keine chemischen Mittel verwenden, haben wir hier zwei Optionen, wie du mit Haushaltsmaterialien und natürlichen Mitteln wasserdichte Stoffe zum Nähen erhältst.

Eine Person steht mit dem Rücken zur Kamera in dichtem Nebel
Foto: © Darshak Pandya, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Option 1: Selbstgemachte Imprägnierung mit Kleber

Die erste Möglichkeit zum Stoffe selber Beschichten besteht darin, eine Imprägnierung aus Bastelkleber und anderen Zutaten, die du zu Hause findest, anzurühren. Diese funktioniert besonders gut auf natürlichen Fasern. Auf Leder solltest du sie jedoch nicht anwenden. Du brauchst dafür:

  • 2 Gläser flüssigen Bastelkleber
  • 2 Gläser Wasser
  • 1 EL Isopropylalkohol
  • eine Schüssel zum Mischen
  • einen Pinsel zum Auftragen
  • eine Kunststoffabdeckung bzw. Bastelunterlage

So geht’s:

  1. Vermische die Zutaten in deiner Schüssel.
  2. Breite deine Unterlage aus.
  3. Lege den zu imprägnierenden Stoff darauf.
  4. Arbeitest du mit bedruckten Textilien, positioniere die Seite mit Motiv nach unten bzw. drehe die Kleidungsstücke auf Links.
  5. Verteile die Mischung auf der gesamten Fläche, bis keine überschüssige Flüssigkeit zu sehen ist.
  6. Lass das Ganze für zwei Stunden in der Sonne trocknen. Ist es gerade bewölkt, dauert es etwas länger.

Du siehst, bereits mit wenigen Handgriffen hast du selbst einen wasserdichten Stoff zum Nähen kreiert. Bedenke aber, dass Imprägnierungen nach einer Zeit an Wirkungskraft verlieren. Hast du deine Sachen schon ein paar mal gewaschen, solltest du sie auffrischen.

Eine Person rührt mit einem Pinsel in einer weißen Schüssel
Foto: © Felicity Tai, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Option 2: Natürliche Imprägnierung

Sind dir Kleber und Alkohol weiterhin zu chemisch, haben wir eine Alternative für dich. Diese wirkt auf synthetischen Fasern allerdings wesentlich weniger effektiv als auf natürlichen. Benutze sie deshalb idealerweise auf Hanf, Leinen, reiner Baumwolle oder Mischgeweben. Die Hauptzutat dieser Methode: essigsaure Tonerde. Erwerben kannst du diese z.B. in der Apotheke. Dort bekommst du sie als Flüssigkeit oder als Granulat bzw. Tabletten.

Selbstverständlich ist es am einfachsten, die fertige Lösung auf deine Stoffe aufzutragen. Verdünne sie dazu in einem Verhältnis von 1:7,5 (beispielsweise 200 ml Tonerde auf 1,5 l Wasser). Hast du die feste Form vor dir liegen, löst du 25 Gramm der Pellets in 1 Liter Wasser auf. Schon kannst du mit dem Imprägnieren beginnen.

Ein Mann in grüner Regenjacke wird mit Wasser bespritzt
Foto: © Till Daling, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Stelle sicher, dass dein Stück Stoff sauber und feucht ist. Idealerweise nimmst du ihn direkt aus der Waschtrommel. Ist er nicht maschinenfest, sprühst du ihn vorher einfach ein. Tauche ihn anschließend vollständig in deine Lösung ein und lass sie 30 Minuten einwirken. Zwischenzeitlich kannst du das Material etwas in der Flüssigkeit bewegen. Nach der Behandlung drückst du es vorsichtig aus (nicht auswringen) und hängst es zum Trocknen auf eine Leine. Schon hast du erneut einen wasserdichten Stoff zum Nähen hergestellt.

Clever: Mehr Tipps und Tricks rund um wasserdichte Stoffe zum Nähen

Jetzt, da du deinen wasserdichten Stoff zum Nähen parat hast, geht es an die Verarbeitung. Hierfür haben wir noch ein paar grundsätzliche Hinweise und Tipps, mit denen du trocken durch das Jahr kommst.

  • Achte darauf, dass du deine Imprägnierungen regelmäßig auffrischst.
  • Manche Teile deiner Kleidungsstücke, wie beispielsweise Schultern oder Ellenbogen, nutzen ihren Schutz schneller ab als andere. Vergiss nicht, diesen in geringeren Abständen zu erneuern bzw. sie anfänglich intensiver zu behandeln.
  • Bearbeite alle Flächen deiner Montur. Dazu gehören auch die Rückseite des Kragens, Taschen und Nähte. Letztere kannst du zusätzlich von innen durch aufbügelbare Bänder oder von außen mit flüssigem Nahtdichter verstärken.
  • Schließe optimal ab. Druckknöpfe eignen sich zum Beispiel weniger gut an Regenjacken als Reiß- oder Klettverschlüsse. Schütze diese am besten zusätzlich mit einem breiten Umschlag vor eindringenden Flüssigkeiten. Temporär helfen auch Kerzenwachs, Silikonspray oder Vaseline. Diese kannst du auf die Bereiche auftragen, um eine kurzfristige Verbesserung zu erzielen.
  • Je besser deine Sachen passen, desto kleiner sind die Öffnungen, durch die Feuchtigkeit eindringen könnte. Nimm vor dem Nähen von wasserdichter Kleidung also deine Maße so exakt wie möglich oder trickse mit Gummizügen. Auf diese Weise geht gleichzeitig weniger Körperwärme verloren.
  • Zu guter Letzt solltest du dich nicht einhundert Prozent auf deine Kleidung verlassen. Nimm also ruhig noch deinen Regenschirm oder Poncho mit, wenn du mit Sicherheit trocken an deinem Ziel ankommen möchtest.
Nahaufnahme einer blauen Jacke mit Regenbogenstreifen und Reißverschluss
Foto: © Jess Loiterton, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Wir sind schon ganz gespannt, was du aus deinen wetterfesten Textilien kreieren wirst. Lass dich dabei von verschiedenen Anwendungsbereichen inspirieren, denn du kannst nicht nur schicke Funktionskleidung zaubern. Denke auch an Taschen, Rucksäcke oder praktische Sattelabdeckungen für dein Fahrrad. Möchtest du noch mehr Ideen für dein nächstes Projekt? Dann schau dich doch mal in den diversen Beiträgen unseres Blogs um oder tausche dich mit anderen Näh-Freunden in unserer Facebook-Community aus!

Weiterführende Links
www.smarticular.net/impraegnieren-essigsaure-tonerde-naturfaserstoff/
www.homify.de/…/wie-ihr-stoffe-selbst-wasserdicht-macht-beschichten-in-7-schritten

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