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Die Geschichte der Kleidung: von Nadel zur Nähmaschine

Von den prunkvollen Gewändern des antiken Ägyptens über die Rüschen des Rokoko bis hin zu den immer wechselnden Trends der heutigen Mode – die Geschichte der Kleidung ist lang. Mit welchen Materialien nahm sie ihren Anfang? Wie wandelte sich diese im Lauf der Zeit? Wie wichtig war die Erfindung der Nähmaschine und welche Rolle spielt unsere alltägliche Garderobe eigentlich? Das erfährst du hier!

Auf einer Kleiderstange aus dunklem Holz hängen verschiedene Bügel, teil leer, teils mit unterschiedlich langen und farbigen Kleidungsstücken darauf.
Foto: © EVG Kowalievska, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Warum gibt es Kleidung überhaupt?

Es ist mehr als wahrscheinlich, dass du auf diese Frage ganz unterschiedliche Antworten bekommst. Denn es hängt ganz davon ab, wem du diese stellst. Kleidung spielt nämlich je nach Kultur, Religion und Epoche sowie individuellen Bedürfnissen ganz unterschiedliche Rollen. Selbstverständlich gibt es aber auch Überschneidungen. Wir bedecken unsere Körper beispielsweise:

  • Zum Schutz vor den Elementen. Das ist wohl einer der Hauptgründe. Sei es Regen, Sonne, Kälte, Hitze oder andere Umweltbedingungen – Kleidung schirmt uns davor ab.
  • Aus Hygienegründen. Ähnlich wie bei Niederschlag oder UV-Strahlen sorgt der teils dicke oder dünne Stoff dafür, dass kein Schmutz oder andere schädliche Partikel auf unsere Haut gelangen. Denk zum Beispiel an deine Handschuhe bei der Gartenarbeit.
  • Aus Scham. Unabhängig von persönlicher Einstellung oder kulturellen bzw. religiösen Richtlinien – in der Geschichte der Kleidung hat es schon immer bestimmte Garderobenstücke gegeben, die bestimmte Körperstellen bedecken sollten.
  • Zum Ausdruck der Individualität. Schon seit Langem hat Mode keinen reinen nutzbringenden Zweck mehr. Vielmehr ist sie fester Bestandteil der Kunst geworden und für viele Menschen ein Spiegelbild ihrer Selbst.
  • Aus Zugehörigkeit. Also das genaue Gegenteil des vorherigen Aspektes. Viele Kulturen lassen sich an Ihren Gewändern erkennen. Diese schaffen ein Gefühl der Einheit oder lassen erkennen, woher die Leute stammen. Ein Musterbild dafür sind zum Beispiel der japanische Kimono oder die bayerische Lederhose.
  • Als Zeichen des Status. Kleidung hat auch andere symbolische Bedeutungen und kann beispielsweise den sozialen Status einer Person anzeigen, unter anderem durch bestimmte Marken oder die Stoffqualität.

Willst du mehr zum Thema Kleidung selber nähen wissen? Dann schau doch auch mal in diese Beiträge hier rein!

Die Geschichte der Kleidung: Eine Reise durch die Jahrtausende

Nun, da wir die wichtigsten Funktionen der Kleidung kennen, werfen wir einen Blick auf deren Entstehungsgeschichte. Diese ist lang und vielseitig, verzweigt sich in den verschiedenen Kulturen weltweit und bündelt sich erneut in der heutigen Mode.

Doch ihr Start sah überall recht ähnlich aus. Wir haben ihren Werdegang dir in diesem Zeitstrahl einmal übersichtlich zusammengefasst und gehen anschließend auf ein besonders wichtiges Instrument ein: die Nähmaschine. Klicke hier, wenn du gleich mehr darüber lesen willst.

Timeline

Juni 1

Felle & Lederumhänge: die ersten Nadeln der Steinzeit

  • Geschichte der Kleidung begann bereits 10.000 v. Chr.
  • genaue Zeit oder der Ort lassen sich heute nur schwer bestimmen
  • lediglich organische Materialien wie Pflanzenfasern und Tierhäute verwendet (bis heute kaum erhalten)
  • Grund: Schutz vor Kälte und Umwelteinflüssen
  • Werkzeuge & Materialien: erste Nadeln aus Tierknochen, Fäden aus Flachs und später Baumwolle
Juni 2

Antike Zivilisationen

  • Kleidung spielt wichtige Rolle bei der Anzeige sozialer Klassen
  • privilegierte Schichten trugen teurere Stoffe, aufwendige Verzierungen
  • Werkzeuge: Webstühle und Spinnräder, Nadeln aus Knochen und Metall 
  • Fortschritte in der Webtechnik führten zu komplexeren Designs
  • Materialien: Wolle, Leinen und Baumwolle; in Ägypten auch aus China importierte Seide
Juni 3

Mittelalter

  • komplexere Nähtechniken und Verbreitung der Stickerei 
  • oftmals gesetzlich geregelt, wer welche Kleidung tragen durfte 
  • Werkzeuge: Weiterentwicklung von Spinnrädern und Webstühlen und somit verbesserte Stoffproduktion, feinere Nadeln
  • Materialien: vorrangig Wolle und Leinen, höhere soziale Schichten trugen auch Seide und Samt
Juni 4

Renaissance

  • beschleunigte Produktion 
  • Popularität von Spitze und aufwendigen Stickereien 
  • auch in diesem Teil der Geschichte der Kleidung spielt sozialer Status eine große Rolle
  • Materialien: häufige Verwendung von Samt, Seide, Brokat und Verzierungen mit Edelsteinen oder Perlen in der Oberklasse
Juni 5

Industrielle Revolution

  • Kleidungsproduktion in größerem Maßstab und zu günstigeren Preisen
  • Anzeige von sozialem Status aufgeschwemmt
  • Werkzeuge: fortschrittliche Web- und Spinn- sowie dampfbetriebene Nähmaschinen
  • Materialien: vermehrt Baumwolle, später synthetische Stoffe wie Nylon und Polyester
Juni 6

Moderne

  • Kleidungsherstellung effizienter und präziser
  • Drucktechniken und Siebdruck
  • Unterschiede im sozialen Status an Marken bzw. Designer-Produkten erkennbar
  • Werkzeuge: heute teils computergesteuerte Nähmaschinen und digitale Design-Tools
  • Materialien: immer mehr synthetische Stoffe wie Nylon, Polyester und Spandex mit einer größeren Vielfalt an Eigenschaften
Nahaufnahme eines auf ein Stück hellen Stoffes herabgelassenen Nähfüßchens, im Hintergrund zwei Hände, die im Begriff sind, den Stoff durchzuschieben
Foto: © Omar Alrawi, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Eine bahnbrechende Neuerung: die Erfindung der Nähmaschine

Die Geschichte der Kleidung hätte sich ohne die Erfindung der Nähmaschine wahrscheinlich wesentlich langsamer entwickelt, als es der Fall war. Denn das Gerät markiert einen wichtigen Wendepunkt, an welchem sich der Produktionsprozess revolutionierte und die Modeindustrie transformierte. Es ist der Grundstein für die Herstellungsmethoden, die wir heute kennen und zudem ein wichtiger Begleiter in vielen Haushalten. Doch wer hat die Nähmaschine erfunden?

Langsame Anfänge: die Kinderstube der Nähmaschine

Das erste Patent für eine “mechanisch betriebene Nadel” erhielt Charles Wiesenthal im Jahre 1755, die Maschinerie drumherum fehlte allerdings noch. Doch auch diese ließ nicht lange auf sich warten und im Jahr 1790 erschien ein Entwurf des Engländers Thomas Saint. Sie war zu diesem Zeitpunkt noch handbetrieben und aus Holz. Heute sind sich Wissenschaftler allerdings nicht sicher, ob er diese jemals gebaut hat.

Ca. 80 Jahre später – 1874 – fand William Newton Wilson die detaillierten Zeichnungen und setzte die Maschine in die Tat um. Das Besondere: Damals bewegte sich die Nadel noch seitwärts, statt auf und ab. Die uns heute bekannte Bewegung kam erst mit den Erfindungen des 19. Jahrhunderts.

Draufsicht auf die erste funktionstüchtige Nähmaschine: eine schwarze Platte mit Näharm aus Metall, verziert mit goldenen Elementen, liegt auf einem Holztisch auf
Foto: © Pierre Tribhou, Lizenz: Creative Commons CC BY-SA 4.0, Quelle: Wikimedia Commons

Übung macht den Meister: Die Nähmaschine nimmt Gestalt an

Selbstverständlich machten sich auch in der Zwischenzeit diverse Erfinder daran, eine Nähmaschine zu konzipieren, doch nicht jeder dieser Versuche glückte. Hier ein kurzer Überblick:

  • 1810: Balthasar Krems, ein Strumpfwirker aus Deutschland, erfindet eine automatische Maschine für das Nähen von Zipfelmützen.
  • 1814: Ein österreichischer Schneider namens Josef Madersperger meldet zwar ein Patent für eine maschinelle Nadel an, kann diese aufgrund fehlender finanzieller Mittel aber nicht in die Tat umsetzen.
  • 1818: John Adams Doge und John Knowles aus Amerika schufen ein Gerät, das einen ordentlichen Stich ausführen konnte, allerdings nur für ein kurzes Stück Stoff. Anschließend musste es umständlich neu eingestellt werden.

Nach dieser Reihe von Fehlschlägen gelang es schließlich im Jahr 1830 dem französischen Schneider Barthelemy Thimonnier: Er baute eine Konstruktion aus Holz, in welcher eine Hakennadel ein Garn im Kettenstich nähen konnte. Und das bei damals ganzen 200 Stichen pro Minute. Daraufhin eröffnete er die weltweit erste Nähmaschinenfabrik und erhielt sogleich den Auftrag, Uniformen für die französische Armee zu fertigen. So nahm die Geschichte der Kleidung Fahrt auf.

Wenn du glaubst, das seien die Vorfahren der Maschine, die heute bei dir zu Hause steht, muss ich dich leider enttäuschen. Denn das Glück war nicht von langer Dauer. Andere Schneider fürchteten um ihr Handwerk. Deshalb stürmten sie die Fabrik und zerstörten jedes einzelne Modell, während Thimonnier flüchtete.

Eine alte Singer-Nähmaschine in Schwarz mit goldenen Dekor-Ornamenten, etwas verstaubt
Foto: © Adolfo Félix, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Am Ziel angelangt: der Erfinder der Nähmaschine

Die Zerstörung dieser Nähmaschinen war ein ziemlicher Rückschlag in der Geschichte der Kleidung. Doch die vielen Erfinder gaben nicht auf. Deshalb ging es folgendermaßen weiter:

  • 1834: Walter Hunt kreiert eine funktionierende Nähmaschine, lässt sie jedoch nicht patentieren. Er fürchtet um den Arbeitsverlust vieler Menschen.
  • 1844: John Fisher entwirft ein Gerät, dessen Einzelteile hervorragend miteinander harmonieren. Das war bei den bisherigen Modellen nämlich noch nicht wirklich der Fall. Allerdings geht das Patent dafür verloren.
  • 1845: Elias Howe erfindet eine Nähmaschine, ähnlich der Fishers. Diese funktionierte sogar noch etwas besser und konnte einen festen Steppstich ausführen. Allerdings verlief die Vermarktung in Amerika schlechter als gewünscht, weshalb er nach England übersetzte. Dort musste er feststellen, dass andere seine Idee kopiert hatten.
  • 1851: Isaac Merritt Singer war eine dieser Personen. Seine mit Gold verzierten Maschinen sind heute legendär. Sie waren die tatsächlichen Vorläufer der heutigen Modelle, liefen damals aber noch über eine Tretkurbel.

Natürlich ließ Howe das nicht auf sich beruhen und es kam zu einem jahrelangen Rechtsstreit, an dessen Ende man ihm sein Patent anerkannte. Singer wurde deshalb zu Nachzahlungen der Lizenzgebühr verpflichtet und einen Firmenanteil an Howe abtreten, was beide Männer zu Multimillionären machte.

Nahaufnahme eines Nähmaschinenfußes
Foto: © Ilya lix, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Mittlerweile gibt es unzählige Modelle und Hersteller von Nähmaschinen. Wahrscheinlich befindet sich auch in deinem Haushalt eine davon. Wenn es Zeit ist, diese einmal wieder hervorzuholen, findest du auf unserem Stoffblog viele interessante und spaßige Ideen. Sieh dich doch einmal um und schreibe die Geschichte der Kleidung etwas weiter!

Weiterführende Links
www.wikipedia.org/wiki/Nähmaschine
www.sueddeutsche.de/…/kleidung-mode-geschichte-1.5434243

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