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Stoffe aus Baumwolle – Klassiker und Alleskönner

Intuitiv greifen viele zu Kleidung, die aus Baumwolle besteht. Doch warum ist das so? Was kann dieses Material, was andere nicht können? Hat es vielleicht auch Nachteile? Und wozu eignen sich Stoffe aus Baumwolle vor allem? Tauch mit uns ein in die Welt dieser Naturfaser und erfahre in unserer Stoffkunde alles Wichtige dazu!

Baumwolle: Grundlagen zur Naturfaser

Sie gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt und macht heutzutage einen Großteil unserer Textilindustrie aus (ca. 33 % aller eingesetzten Fasern): Baumwolle. Doch woher stammt das Gewächs ursprünglich? Und wie wird aus den kleinen weißen Wattebäuschen ein fertiger Stoff?

Bunte Stoffe, die aufgerollt und gestapelt wurden
Foto: © Engin_Akyurt, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Herkunft der Baumwolle

Bereits vor etwa 5000 Jahren bauten verschiedene Völker weltweit Baumwolle zum Zweck der Textilherstellung an. Zentren für die Domestizierung dieser Pflanze waren sowohl Mittel- und Südamerika, Nordafrika sowie der Nahe Osten und Asien, hier vor allem China und Indien. Ihren Weg nach Europa fand die Naturfaser zunächst fertig als Stoff gewebt und war ein absolutes Luxusgut.

Später wurden Handelswege erschlossen, sodass auch die Faser nach Europa gelang. Lange Zeit lag das Monopol dafür in Venedig, später bekamen die Kaufleute Konkurrenz aus den Niederlanden und England. Mit bahnbrechenden technischen Entwicklungen (z.B. der Spinnmaschine) nahm die Baumwollindustrie Ende des 18. / Anfang des 19. Jahrhunderts endgültig Fahrt auf.

Baumwolle auf einem Holz
Foto: © Erbs55, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Heutzutage stammt unsere Baumwolle nach wie vor aus unterschiedlichen Regionen der Welt. Die drei Top-Produzenten sind China, Indien und die USA. Auch Brasilien, Pakistan und die Türkei spielen eine wichtige Rolle. Australien, Usbekistan und Mexiko gehören ebenfalls zu den wichtigsten Herkunftsländern für Baumwolle. Als einzig europäischer Vertreter im großen Stil kann hier Griechenland mithalten.

Herstellung von Stoffen aus Baumwolle

Das, was wir eigentlich als Baumwolle vor dem inneren Auge haben, sind in Wahrheit die Samenhaare der Baumwollfrüchte. Diese sind so fein, dass sie vom Wind auch über weite Strecken getragen werden können. Es gibt sie in unterschiedlichen Längen. Die kurzen werden eher zur Zellulose-Herstellung genutzt, aus den langen stellt man Fäden her, die dann zu Geweben verarbeitet werden. Das Besondere an diesem Material ist, dass es sich sehr leicht variieren lässt. Das bedeutet, die Fäden können dünn oder dick ausfallen und dadurch lässt sich auch eine Vielzahl an Stoffqualitäten erzeugen.

Cremefarbener Stoff
Foto: © spectagal, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Es gibt Textilien, die aus 100 % Baumwollfasern bestehen. Um aber gewisse Eigenschaften zu optimieren, werden auch verschiedene andere Materialien beigemischt. Das Bekannteste ist wahrscheinlich Elasthan, welcher dafür sorgt, dass Stoffe aus Baumwolle dehnbarer werden. Weitere häufig verwendete Fasern sind z.B. Polyester, Polyamid, Viskose, Modal oder auch Merino-Wolle. Je nachdem verbessert sich dadurch beispielsweise die Strapazierfähigkeit des Gewebes oder aber auch die Pflegeeigenschaften.

Bio-Baumwolle und Kritik an der Naturfaser

Das eigentlich erst einmal positive Gefühl, das man mit Baumwolle verknüpfte, wurde in den letzten Jahren immer stärker verändert. Das Wissen um die Probleme bei der Baumwoll-Landwirtschaft und -Produktion kamen immer deutlicher auch im öffentlichen Bewusstsein an. Knapp zusammengefasst wird bei einem konventionellen Anbau der höchste Chemikalieneinsatz überhaupt verzeichnet (ca. 25 % der weltweiten Insektizide, ca. 10 % aller Pestizide). Dies hat natürlich enorme Konsequenzen für die Umwelt.

Spindeln mit weißem Garn
Foto: © 🇸🇮 Janko Ferlič, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Zudem ist die Pflanze extrem durstig. Ein Landwirt braucht zwischen 3.600 – 26.900 m³ Wasser, um 1 Tonne Baumwolle zu erzeugen. Dadurch sinken die Grundwasserspiegel in den betroffenen Regionen stark. Auch bei der Produktion gibt es Probleme. Diese ist sehr energie- und ebenfalls wasserintensiv. Zudem sind auch die Arbeits- und Handelsbedingungen häufig nicht fair und sicher.

Aus diesem Grunde haben sich immer mehr Organisationen gegründet, welche sich um bessere Umstände bemühen – für Mensch und Umwelt. Ein Bio-Anbau könnte hier die Lösung sein, dabei muss allerdings darauf geachtet werden, dass keine genveränderten Pflanzen genutzt werden, da diese wieder neue Einflüsse auf die Ökosysteme haben können. Eine gute Orientierung bieten darum Zertifikate, wie z.B. das GOTS Zertifikat.

Ein Mann produziert Garn
Foto: © Julie Krabbe Clausen, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Was macht Stoffe aus Baumwolle so besonders?

Baumwollfasern haben einige sehr angenehme Eigenschaften. Kein Wunder also, dass Stoffe aus diesem Naturmaterial so gern genutzt werden. Besonders die Haptik und das Hautgefühl mögen die meisten. Die Fasern machen den Stoff sehr weich und angenehm zu tragen. In der Regel kratzen Baumwollstoffe nicht und haben zudem ein sehr geringes Allergiepotential. Durch ihre Atmungsaktivität sind die Gewebe gerade auch bei höheren Temperaturen gut zu tragen. Zudem ist die Faser enorm saugfähig. Einzig die eher gering ausgeprägte Elastizität ist ein kleiner Nachteil, kann aber durch eine Fasermischung ausgeglichen werden.

Auch mit ihrer Haltbarkeit können Stoffe aus Baumwolle punkten. Sie widerstehen Hitze und Laugen sehr gut, können bei bis zu 95 °C gewaschen werden, nehmen sich zwar Schmutz und Öle an, geben diese aber wieder ab und sind somit auch gut zu reinigen. Häufig reicht auch schon eine Waschtemperatur von 40-60 °C, damit alles sauber wird. Textilien aus Baumwolle brauchen dafür aber recht lange zum Trocknen. Sie sind zwar nicht knitterfrei, lassen sich aber dafür gefahrlos bügeln (dazu am besten etwas anfeuchten).

Person schneidet Stoff
Foto: © Wallace Chuck, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Welche Baumwollstoffe gibt es?

Wir deuteten es ja bereits an: Baumwolle ist nie gleich Baumwolle. Allein schon durch die Fadendicke und die Art der Webtechnik lassen sich ganz unterschiedliche Stoffarten erzeugen. Kommen dann noch weitere Fasern hinzu, wird das Feld schon fast unübersichtlich. Wir haben darum hier eine kleine Übersicht von reinen Baumwollstoffen zusammengestellt.

Stoffart Eigenschaften
Batist
  • sehr feinfädriger, leicht gewebter Stoff, weich im Griff
  • ideal für luftige Kleidung (z.B. Blusen, Kleider, Hemden)
Beschichtete Baumwolle
  • beschichtetes, wasserabweisendes Gewebe (z.B. durch Wachs)
  • eher steif im Griff
  • für Tischtücher, Gartenmöbelbezüge geeignet
Cretonne
  • mittelkräftiges, aber noch relativ leichtes Gewebe
  • eher hart im Griff
  • stumpfere Optik
  • wird eher im Dekorationsbereich verwendet (z.B. Vorhänge)
Köper
  • sehr fest und besonders strapazierfähig
  • steif im Griff
  • ideal für Arbeitskleidung, auch für Jeans, Röcke
  • auch als Dekostoff genutzt
Popeline
  • dichtgewebt, aber aus sehr feinen Fäden
  • fester, etwas körniger Griff
  • z.B. für Hemden und Blusen, aber auch leichte Mäntel und Jacken
Baumwoll-Satin
  • besondere Webart, wodurch der Stoff sehr weich und glatt wird
  • leicht glänzend
  • leichte Kleidung im Sommer, Bettwäsche
Baumwoll-Samt
  • spezielle Webart, bei der auf Grundstoff ein Flor aus Fasern eingearbeitet wird
  • schwerer Stoff, sehr weich
  • vor allem für Möbel und Deko, auch für Kleidung
Graue, aufgehängt T-Shirts
Foto: © Priscilla Du Preez, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Mit Stoffen aus Baumwolle nähen

So umfangreich die Baumwollstoffe und deren Spezifikationen sind, so vielseitig sind auch ihre Anwendungsmöglichkeiten. Wie bereits oben beispielhaft erwähnt eignet sich Baumwolle sowohl für Bekleidung, als auch für Textilien im Wohnbereich. Gerade wenn es um Stücke geht, die für Kinder gedacht sind, kannst du ruhigen Gewissens zu Baumwolle greifen.

Wichtig ist hier, einfach immer auf die individuellen Anforderungen an das jeweilige Nähprojekt zu achten. Als kleine Orientierungshilfe im Bereich der Kleidung kann man aber sagen, dass sich für Oberbekleidung eher leichtere, dünner gewebte Stoffe eignen, während bei Hosen und Jacken auch derbere, griffigere Varianten gut funktionieren.

Person zieht anderer Person weißen Pullover an
Foto: © cottonbro, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Das Schöne beim Nähen mit Stoffen aus Baumwolle ist aber, dass sich diese in der Regel wirklich einfach verarbeiten lassen. Selbst wenn du also Anfänger bist, kannst du hier gute Erfolge erzielen. Wir wollen dir zum Abschluss noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben, die dir bei der Realisierung deines Projektes hoffentlich helfen werden.

  • Zuschneiden.
    • Überträgst du dein Schnittmuster z.B. mit Kopierpapier und Kopierrädchen, teste das zuvor an einem Rest oder am Rand.
    • Nutze bei sehr hellen Stoffen besser Weiß als Farbe für das Kopierrädchen, sonst können die Linien durchscheinen.
    • Für grob gewebte Stoffe nimm besser ein zahnloses, glattes Kopierrädchen, da so die Linien besser zu erkennen sind.
  • Vorbereiten.
    • Stoffe aus Baumwolle laufen meist bei der ersten Wäsche ein.
    • Wasch deinen Stoff also vor der Verarbeitung oder dampfe ihn aus.
Bunte Stoffe liegen übereinander
Foto: © Digital Buggu, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com
  • Nähen.
    • Baumwolle kannst du mit einer normalen Nähmaschine gut verarbeiten.
    • Wegen der vielen unterschiedlichen Arten können wir aber keine pauschale Aussage zu Nadeln, Stichlängen usw. treffen.
    • Als Faustregel gilt: feine Stoffe brauchen dünne Nadeln (Stärke 70-80) und eher kleine Stiche (ca. 2 mm Länge); grobe, feste Stoffe hingegen dicke Nadeln (Stärke 80-90) und eine größere Stichlänge (ca. 2,5 – 3 mm)
    • Für Jeansstoffe und andere feste Gewebe gibt es spezielle, robustere Nadeln.
    • Bei elastischen Stoffen kannst du gut mit dem Zickzackstich oder einem spezieller Elastikstich arbeiten, falls deine Maschine das beherrscht.
Person näht an Nähmaschine
Foto: © Ksenia Chernaya, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Baumwolle – auch für dich ein Alleskönner?

Mit Baumwolle hast du einen sicheren Partner an der Hand. Das Gewebe kann je nach Herstellung und eventuell beigefügter Zusatzfasern ein wahrer Tausendsassa sein und für nahezu jedes Projekt passen. Wenn du dich auf die kleinen Nachteile (wie z.B. das Knittern) einlassen kannst, wirst du hier ein tolles Material an der Hand haben. Allerdings solltest du Wert auf hochwertige und seriös zertifizierte Stoffe legen, der Umwelt zu Liebe und auch um auch deinen eigenen ökologischen Fußabdruck möglichst kleinzuhalten.

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Weiterführende Links:
www.lexikon.wohnen.de/baumwolle/
www.de.wikipedia.org/…/Baumwolle
www.de.wikipedia.org/…/Baumwollfaser
www.biothemen.de/…/baumwolle.html
www.pflanzenforschung.de/…/die-entstehung-der-baumwollfasern-2165

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