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Nähen mit Vliesstoffen: Diese 5 Typen solltest du kennen

Hast du dich schon einmal gefragt, wie deine Winterjacke so herrlich kuschelig wird? Warum der Ofenhandschuh die Hitze so wunderbar abhält? Und wie empfindliche Stickerei-Applikationen auf deine Kleidung kommen? Das Geheimnis dahinter sind Vliesstoffe. Wir stellen dir heute die fünf wichtigsten Arten vor und verraten dir, was du mit ihnen zaubern kannst. Lies hier mehr!

Einlagen – der Zauber der Vliesstoffe

Bevor wir gleich unsere fünf Favoriten zu diesem Thema näher vorstellen, wollen wir noch ganz kurz allgemein etwas zu den Vliesstoffen erklären. Denn diese haben eine Besonderheit: Sie bestehen nicht aus Garnen, sondern aus einzelnen Fasern. Diese können ganz unterschiedlichen Ursprungs sein. So gibt es mineralische Fasern (z.B. Basalt, Glas) und chemische Fasern (z.B. Polymere). Aber auch natürliche Quellen von Pflanzen (z.B. Baumwolle) oder Tieren (z.B. Seide oder Wolle) sind möglich.

Grauer Stoff mit weißen Linien im Karomuster
Foto: © Gerrit41, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: commons.wikimedia.org

Sie alle werden aber nicht miteinander verwoben, so wie es bei herkömmlichen Stoffen der Fall wäre. Stattdessen werden verschiedene Techniken (z.B. mechanische oder thermische) eingesetzt, um die Fasern miteinander zu verbinden und sie zum Nähen aufzubereiten. Vliese zählen darum nicht als Textilstoffe im herkömmlichen Sinne.

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Anwendung finden solche Vliesstoffe übrigens überall in unserem Leben. So bedient sich das Bauwesen an ihnen zur Schall- und Wärmedämmung, aber auch beim Bodenbelag kommen sie zum Einsatz. In der Möbelherstellung nutzt man die Vliesstoffe zudem gern als Zuspannfutter für die Polsterung. Staubsaugerfilter, medizinische Textilien und sogar Windeleinlagen bestehen ebenfalls aus Vliesen. Und schließlich verwendet man sie auch in der Textilbranche. Und hier haben sich viele verschiedene Vorteile der einzelnen Stoffe herausgebildet, die du dir zunutze machen kannst. Erfahre dazu im Folgenden mehr!

Person näht Stoff mit Nähmaschine
Foto: © Sharon McCutcheon, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

1. Bügelvlies sorgt für Stabilität

Die wohl bekanntesten Vliesstoffe sind die sogenannten Bügelvliese, die für mehr Stabilität bei einem Stoff sorgen. Diese werden – wie der Name schon sagt – auf die Rückseite eines Stoffes aufgebügelt. Dazu legst du das Vlies auf die linke Seite des Stoffes und darauf wiederum zum Beispiel ein dünnes, leicht angefeuchtetes Tuch oder auch ein Stück Backpapier. Nun dieses Material-Sandwich mit der vom Hersteller empfohlenen Einstellung des Bügeleisens kurz erhitzen und schon ist der Einlagenstoff befestigt.

Solches Bügelvlies gibt es im Übrigen in ganz unterschiedlichen Ausführungen. Manche eignen sich eher für leichte, rutschige Stoffe wie Seide oder Polyester (z.B. die Vlieseline H 180). Andere wiederum können auch auf mittelschweren Baumwollstoffen angewendet werden (z.B. die Vliseline S80 oder H250). Einmal aufgebracht, lassen sie sich ganz normal mit vernähen. Auch Waschen ist kein Problem – es muss einzig beachtet werden, welche Temperaturen das Bügelvlies aushält. Es gibt aber Varianten, die können sogar bei über 90 °C in die Waschmaschine.

Ein Bügeleisen bügelt Hemd
Foto: © congerdesign, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Der größte Vorteil dieses eher starren Textils ist, dass es seine Standhaftigkeit teilt. Mit Bügelvlies sorgst du also für mehr Halt und Stand der damit versehenen Stoffe. So können auch sehr dünne Gewebe deutlich besser verarbeitet werden. Am meisten findet dieser Vliesstoff dann Verwendung bei Körben, Utensilos und Taschen, aber auch Bündchen oder Krägen kannst du damit verstärken.

2. Thermovlies bringt Isolation

Diese Einlagen werden meist nicht aufgebügelt, sondern eingenäht. Sie sind so gearbeitet, dass ihr besonderer Vorteil die Isolation ist – sowohl vor Kälte, als auch vor Hitze. Damit der Isolationseffekt auch rundum eintritt, sollte beim Verarbeiten nichts verrutschen. Eine Fixierung der Einlage auf der Rückseite des Stoffes ist also das A und O. Hierzu kannst du natürlich Stecknadeln oder Klammern nutzen. Noch komfortabler wird es aber mit nicht permanentem Fixierspray. Dieses einfach flächig auftragen, das Thermovlies aufbringen und schon kannst du entspannt weiternähen.

Zwei Ofenhandschuhe auf dem Herd
Foto: © Bru-nO, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Gefertigt sind die meisten Stücke aus Polyester und haben z.T. auch noch in sich ein isolierendes Material verarbeitet. Beim amerikanischen Produkt ist beispielsweise eine Schicht Aluminium enthalten. Auch hier gibt es im Übrigen wieder unterschiedliche Stärken und Eigenschaften. Der Platzhirsch auf dem Markt ist wohl das Thermolam (Vliseline 272). Dieses bringt auch ein gewisses Volumen mit, welches du durch eine Faltung sogar noch erhöhen kannst. Waschbar sind diese Einlagen ebenfalls, wenn auch nicht bei sehr hohen Temperaturen.

Den Isoliereffekt dieses Vliesstoffes kannst du dir auf wirklich vielfältige Weise zunutze machen. Brauchst du zum Beispiel etwas, dass die Temperatur verlässlich einschließt? Dann verwende ein Thermovlies doch beispielsweise für eine kleine Kühltasche. Liebst du deine Frühstückseier noch warm? Dann versuch doch mal mit einer solchen Einlage einen Eierwärmer zu nähen. Klappt auch wunderbar für die Sonntagsbrötchen. Vielleicht sollen deine Finger aber eher vor Verbrennungen oder ähnlichem geschützt werden? Dann kannst du Thermolam und Co auch wunderbar für Topflappen, Ofenhandschuhe etc. einsetzen.

Ein grüner Getränkekühler aus Stoff
Foto: © Alexas_Fotos, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

3. Volumenvlies für mehr Bauschigkeit

Vielleicht kennst du ja jemanden, der Patchwork als Hobby betreibt und hattest schon einmal einen der Quilts in der Hand. Diese beeindrucken meist nicht nur durch ihre wunderschönen Muster auf der Oberseite, sondern auch durch das gewisse Volumen. Das rührt oft vom verarbeiteten Volumenvlies her. Man setzt diesen Einlagenstoff aber auch bei Kleidung, Taschen, Kissen und Decken ein. Denn er bringt genau das, was sein Name schon verspricht: Volumen.

Das wird entweder mit sehr bauschigem Polyester geschafft (z.B. Vliseline P250) oder auch mit einer Kombination aus beispielsweise Wolle und Polyester (266 Wool Mix). Manche Volumenvliese bestehen auch komplett aus Baumwolle (z.B. 277 Cotton). Je nach Ausgangsmaterial kannst du auch noch von weiteren Vorteilen profitieren. So hat ein Wollanteil zum Beispiel zusätzlich auch noch einen dämmenden Effekt.

Ein Quilt aus verschiedenfarbigem Stoff
Foto: © Nathan Bang, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

So oder so wird die Einlage ähnlich wie ihre Vorgängerinnen wieder zwischen zwei Stoffen eingesetzt. Einige Varianten musst du dazu aufbügeln, die meisten aber vernähen. Manchmal ist das Verarbeiten allerdings nicht ganz so einfach, aufgrund der Beschaffenheit des Materials. Dann kannst du zum Beispiel ein Stück Backpapier unterlegen. Dadurch bremst der Stoff unter der Maschine nicht mehr so stark.

4. Soluvlies für die feinen Details

Ein ganz besonderer Vliesstoff ist übrigens das Soluvlies. Dieser ist zwar schon etwas spezieller und sicherlich kein Must-have für jeden Nähenden. Aber seine außergewöhnliche Eigenschaft wollen wir dir trotzdem einmal mit vorstellen. Der aus 100 % PVAL gefertigte Stoff ist nämlich wasserlöslich. Bei einer Temperatur von bereits 25-30 °C beginnt er, sich komplett aufzulösen.

Spitzenstoff mit hellen Perlen in Dose
Foto: © Pexels, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Doch was bringt ein Stoff, der sich wieder verflüchtigt? Eine Menge. Denn er ermöglicht dir feinste Stick- und Zierarbeiten, selbst auf transparenten, filigranen Stoffen. Freies Spitzensticken, Applikationsarbeiten und auch Einsetzmotive sind durch diesen Zauberstoff gar kein Problem mehr. Er ist auch ein wunderbares Trägermaterial für Maschinenstickereien und unterstützt dich bei Collagen in Pizza- oder Fadentechnik.

Für all diese Arbeiten ist es nämlich wichtig, das Motiv irgendwie auf das Material zu bekommen. Doch häufig sind die Textilien sehr empfindlich oder man sieht hinterher z.B. noch Reste einer Vorzeichnung. Doch durch das Soluvlies kannst du einfach all diese Schritte auf dem Vlies durchführen. Lege ihn zusammen mit dem eigentlichen Stoff in deinen Stickrahmen oder unter deine Maschine und leg los. Ist das Motiv fertig, kannst du dann den Vlies einfach auswaschen (nicht ausreißen!) und zurück bleibt nur die feine Stickerei.

Bunte Stickereien auf schwarzem Stoff
Foto: © jackmac34, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

5. Lamifix zum Abwischen

Unser fünftes Beispiel ist eigentlich eher eine Folie als ein Vliesstoff, die aber ebenfalls clevere, verstärkende Eigenschaften auf ein Material bringt. Darum wollen wir sie hier dennoch mit vorstellen. Auch sie gehört nicht unbedingt zur Standardausstattung, ist aber eine durchaus praktische Investition. Denn das sogenannte Lamifix, welches aus 100% PES-Folie besteht, macht aus normalen Textilien strapazierfähige, abwischbare Stoffe.

Dazu legst du erst die Folie mit der glänzenden Oberfläche auf die rechte Stoffseite, dann darüber ein trockenes Tuch. Bügel über dieses Sandwich leicht drüber, um alles ein wenig miteinander zu fixieren. Dann kannst du die Stoff-Kombi exakt zuschneiden und anschließend ein zweites Mal mit mehr Druck für ca. 8 – 10 Sekunden fest aufbügeln. Dabei aber nicht das Eisen hin- und herschieben, da das Falten produzieren kann. Gib dem versiegelten Stoff abschließend einige Stunden Zeit, um gründlich auszukühlen.

Make-up-Tasche aus Stoff, Pinsel und Kosmetikprodukte drumherum
Foto: © Shiny Diamond, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Danach ist dein mit Lamifix veredeltes Teil leicht glänzend und zudem abwischbar, jedoch nicht waschbar. Beim weiteren Verarbeiten und ggf. erneutem Zuschneiden franst im Übrigen nichts aus. Zum Fixieren deines Nähprojektes sollten aber nicht unbedingt Stecknadeln genutzt werden, da diese kleine Löcher in der Folie hinterlassen. Auch ein Wenden des Ganzen ist nicht unbedingt gut, da dieser mechanische Reiz doch zu intensiv sein könnte. Die Nähte lieber außen lassen und mit Schrägband versäubern. Ansonsten handelt es sich aber über eine haltbare, strapazierfähige Verbindung. Perfekt für zum Beispiel Tischsets, Glasuntersetzer, Kosmetiktäschen, kleine Utensilos oder Buchhüllen.

Vliesstoffe – eine tolle Erweiterung deiner Nähprojekte

Du siehst also: Vliesstoffe gibt es wie Sand am Meer und sie alle bringen unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich. Diese Übersicht ist nur ein erster Einblick, der dir den Einstieg in die Thematik erleichtern soll. Denn Fakt ist, dass durch Vliesstoffe verschiedene, besondere Eigenschaften zusätzlich auf ganz normale Stoffe übertragen werden können und du somit noch viele weitere Ideen realisieren kannst. Probier es doch einfach einmal aus!

 

Weiterführende Links:

www.youtube.com/watch?v=pmAZjOdNnZY
www.youtube.com/watch?v=AlfYRzRAaTs
www.youtube.com/watch?v=nfg42ShZUSA
www.sewsimple.de/vliesstoffe-einlagen-und-co/
www.de.wikipedia.org/…/Fixierstoff
www.vbs-hobby.com/…/naehlexikon-vliesstoffe-35/
www.smilla-berlin.de/…/stoffe-laminieren
www. inspiration.farbenmix.de/alles/lamifix-verarbeitung/

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