Kannst du dich noch an deinen ersten Schultag erinnern? Wie erging es dir, als du mit deinem Ranzen vor der großen Eingangstür standest? Wahrscheinlich warst du genauso nervös und gespannt voller Vorfreude wie die heutigen ABC-Schützen. Um deren Einstieg so unvergesslich wie möglich zu machen, zeigen wir dir, wie du Schultüten selber nähen kannst. Jetzt weiterlesen!
Zuckertüten verschenken: Woher stammt der Brauch?
Viele Erstklässler können es kaum erwarten, die heiligen Hallen des Wissens zu stürmen. Und das nicht ohne Grund: Einerseits können die neugierigen Köpfe hier viel Neues entdecken, andererseits winken Geschenke in Form von Zuckertüten. Doch seit wann verteilen wir diese eigentlich? Möchtest du den Blick in die Geschichte überspringen und lieber gleich zum Schultüten-selber-Nähen übergehen, klicke hier.
Bereits seit über 200 Jahren versüßen die kegelförmigen Präsente den Start in den neuen Lebensabschnitt. Der überall in der Bundesrepublik zelebrierte Brauch stammt aber ursprünglich aus Ostdeutschland – genauer gesagt Thüringen und Sachsen. Im Gegensatz zu den heutigen Süßigkeiten, Spielsachen und Schreibwaren befüllten Eltern die Zuckertüten zu Beginn eher mit Trockenfrüchten oder Brezeln.
Zudem bastelten die Familien die Zuckertüten früher gemeinsam am Ende der Kindergartenzeit. Jetzt werden die meisten von ihnen in industriell hergestellt und sind vergleichsweise teuer. Ein ebenfalls guter Grund, sie wieder selbst zu machen.
Ob Schultüten selber nähen oder kaufen: Welche Größe?
Zuckertüten kommen in vielen Farben und Formaten. Wusstest du, dass es zu den verschiedenen Größen Vorgaben gibt? Diese sind selbstverständlich nicht bindend und du kannst für dich selbst entscheiden, wie lang sie sein soll. Wichtig ist vor allem, dass das Kind die Tüte überhaupt tragen kann. Trotzdem hat sich in der Gesellschaft über die Zeit Folgendes etabliert:
- Eltern verschenken eckige, 85 cm-Schultüten.
- Von Oma und Opa gibt es das runde 70 cm-Format.
- Tanten und Onkel verteilen Zuckertüten à 50 cm.
Doch nicht nur der Erstklässler, sondern auch die Kinder drumherum werden häufig beschenkt. Feierst du eine Party mit Freunden und Familie, bekommen die Geschwister von den Eltern des ABC-Schützen gerne mal eine 50 cm, Besucherkinder eine 35 cm lange Schultüte. Darin befinden sich in der Regel aber keine Schreibwaren.
Schultüten selber nähen: Wie gelingt das?
Mit diesem Wissen im Hinterkopf kommen wir nun dazu, wie du eine Schultüte selber nähen kannst. Dafür benötigst du in erster Linie einen Rohling aus Pappe. Diesen bekommst du in verschiedenen Schreibwarengeschäften. Vielleicht hast du aber auch noch eine alte Zuckertüte herumliegen, die sich recyceln lässt. Zusätzlich brauchst du noch:
- Ein großes Stück Papier, das einmal komplett um den Rohling gewickelt werden kann, um das Schnittmuster zu fertigen. Alternativ funktioniert auch altes Geschenkpapier oder eine große Zeitung.
- Stoff deiner Wahl: Kombiniere hier ruhig mehrere miteinander für tolle Farbeffekte
- Garn und Stoffschere
- eine Nähmaschine
Das Schnittmuster vorbereiten
- Nimm deinen Rohling zur Hand und markiere an der offenen Kante einen Ausgangspunkt.
- Lege den Pappkegel auf das Papier und zeichne auf dieses einen Pfeil genau an die Stelle, wo dein Ausgangspunkt aufliegt. Das ist die erste obere Ecke der Seitenkante deines Schnittmusters.
- Markiere jetzt auch die Spitze der Tüte auf dem Papier. Achte beim folgenden Schritt darauf, dass diese immer an dem gleichen Punkt bleibt und nicht verrutscht.
- Rolle den Rohling nun einmal über das Papier, bis dein Ausgangspunkt erneut unten aufliegt. Kennzeiche diese Stelle wieder mit einem Pfeil (zweite Ecke) und ziehe während des Rollens den Verlauf der oberen Kante nach. Den Rohling kannst du im Anschluss zur Seite legen.
- Jetzt solltest du vor 3 Punkten und einer bogenförmigen Linie sitzen.
- Ziehe von den zwei Eckpunkten (diese sind durch den Bogen bereits verbunden) nun jeweils eine gerade Linie hinunter zur Markierung der Spitze. Damit ist deine Vorlage fertig und du kannst sie ausschneiden.
- Leg sie zum Abschluss noch einmal um den Rohling herum, um zu kontrollieren, ob alles gut passt oder ob du noch etwas korrigieren musst.
Die Hülle nähen
- Entscheide zuerst, ob du einen oder mehrere Stoffe verwenden möchtest. Bei zweiterem markierst du dir die Abschnitte entlang der Kanten. Wir haben uns für eine Dreiteilung entschieden.
- Version 1: Verwende für jedes der Dreiecke ein anderes Muster.
- Version 2: Den unteren, mittleren und oberen Umfang andersfarbig gestalten. Dafür: Die Kantenlänge durch drei teilen und mit einem Lineal die Segmente an beiden Kanten auf dem Papier markieren. Danach miteinander verbinden. Jetzt sollten innerhalb des Schnittmusters zwei bogenförmige Linien erkennbar sein.
- Schneide die drei Teile auseinander.
- Übertrage die einzelnen kleineren Schnittmuster nun auf die gewünschten Stoffe und gib noch 1 cm Nahtzugabe hinzu.
- Lege die Stoffteile dann rechts auf rechts und nähe sie entlang der Kanten wieder zu einem großen Stück zusammen.
- Bügle das Ganze einmal.
- Steppe die Nahtzugabe von rechts ab.
- Jetzt kannst du die Vorderseite verzieren und dekorieren.
- Bist du mit dem Ergebnis zufrieden, legst du die Stoffschultüte längs mittig rechts auf rechts und schließt die offene Seitennaht.
- Zum Abschluss steckst du den Rohling hinein.
- Ist sie an manchen Stellen noch zu weit, markierst du diese auf der Innenseite des Stoffes, drehst ihn erneut auf links und nähst sie entsprechend enger.
Zum Verzieren eignen sich beispielsweise Borten, Rüschen sowie Paillettenband hervorragend. Alternativ kannst du auch einen Blick auf unseren Beitrag zum Patchwork-Nähen, Sicken für Anfänger oder Stoff-Bemalen werfen.
Den Verschluss nähen
- Miss die Oberkante der Schultüte aus. Diese Länge + Nahtzugabe entspricht der Länge deines Stoffes.
- Die Breite kannst du selbst entscheiden, bedenke aber, dass manche Geschenke auch über den Rand der Tüte hinausragen können. Wir arbeiten zum Beispiel mit 30 cm.
- Klappe deinen Stoff rechts auf rechts und verschließe die Seitennaht.
- Bügle seine spätere Oberkante zweimal sauber um und steppe sie anschließend von rechts ab.
- Ziehe den Verschluss über die Zuckertüte. Beides liegt dabei rechts auf rechts.
- Nähe die beiden überlappenden Kanten nun zusammen.
- Abschließend mit einer Kordel zusammenbinden.
Schon bist du fertig und kannst mit dem Befüllen beginnen. Das Beste an dieser Anleitung? Da die Stoffhülle nur übergezogen wird, kannst du sie später für andere Projekte weiterverwenden oder den Rohling für das nächste Schuljahr neu einhüllen. Bist du noch Nähanfänger und diese Anleitung scheint etwas schwierig? Dann wirf doch einen Blick auf unsere praktischen Nähsets.
Nicht einfach nur Schultüten selber nähen, sondern auch verzieren
Wie du siehst, ist es gar nicht so schwer, Schultüten selber zu nähen. Knifflig wird es erst, wenn du dich für die Farbe des Stoffs oder Dekoelemente entscheiden musst. Deshalb haben wir dir hier einmal ein paar Ideen zusammengetragen, an denen du dich orientieren kannst. Wichtig ist lediglich, dass du dabei immer das zu beschenkende Kind im Hinterkopf behältst.
- Der Lieblingsdinosaurier mit vielen Grüntönen, Farnen und kleinen Farbakzenten in Rot oder Gelb
- Feuerwehrautos auf blauem und Polizeiwagen auf rotem Grund
- eine sommerliche Tüte mit Sonne, Eiscreme, Schwimmreifen etc.
- die Lieblingscartoon- oder Comicfigur mit kleinen Explosionen und Onomatopoesie
- Pinke Herzen und viel Glitzer
- zarte Wölkchen und Schafe auf lila Untergrund
- neutrale Designs mit Mustern (Punkte, Sterne, etc.) oder Früchten, wenn du den ABC-Schützen nicht so gut kennst.
Frage dich vor dem Gestalten also: Welche Hobbys hat das zukünftige Schulkind? Was ist die Lieblingsfarbe? Mag es ein bestimmtes Tier besonders gern? Packe dieses Element dann am besten in die Mitte und baue kleinere Dekorationen wie Borten drumherum. Scheu dich auch nicht, mal etwas Neues auszuprobieren. Inzwischen finden sich nämlich sogar Zuckertüten mit funkelnden LEDs oder einer blinkenden Polizeisirene. Probier doch:
- den Stoff mit Farben und Mustern zu bemalen
- kleine Spielzeuge an der Tüte zu befestigen
- Anhänger in Form von Fähnchen, Bändern und Schleifen hinzuzufügen
- 3D-Bilder aus Perlen, Pompons und anderen Materialien zu erstellen
- die Tüte mit Glitzer und Glitzersteinen zu bekleben
- ein Bild aus Stoffen, Servietten, Filzstücken und Pappe zu kreieren
Das kommt rein: Zuckertüten befüllen
Hast du die Schultüte selbst genäht, geht es jetzt an die Füllung. Dazu gehört selbstverständlich eine ordentliche Ladung Süßigkeiten. Achte bei diesen nur darauf, dass sie nicht schnell schmelzen oder verkleben. An besonders sonnigen Tagen sorgt das sonst für unangenehme Überraschungen. Hinzukommen ein paar nützliche Utensilien und Spielsachen. Wir haben dir hierfür einmal einige Ideen zusammengetragen.
| Für den Schulstart | Für die Freizeit |
|
|
Da das eigentliche Befüllen gar nicht so einfach ist, empfehlen wir dir folgende Reihenfolge:
- In die Spitze der Tüte passen wunderbar kleine Bonbons oder andere Süßigkeiten. Diese verhindern zudem, dass das Ende zu schnell umknickt.
- Verstaue dann die schwersten Geschenke direkt darüber. Auf diese Weise bleibt die Gewichtung des Kegels ausgeglichen und das Schulkind kann das Ganze besser tragen.
- Die Lücken füllst du im Anschluss mit den kleinen bis mittleren Präsenten und noch mehr Naschereien.
Achte beim Einpacken immer auf das Gesamtgewicht und greife ruhig zu vielen leichten Gegenständen. Für einen noch größeren Überraschungseffekt kannst du die Präsente zudem in hübsches Papier oder mit Furoshiki nachhaltig verpacken. Wir wünschen viel Freude beim Verschenken!
Weiterführende Links
www.br.de/…/schulanfang-von-der-zuckertuete-zur-schultuete-lexikon-100.html
www.leemeta-uebersetzungen.de/…/die-zuckertuete-oder-schultuete-woher-stammt-dieser-brauch